In Kapitel eins beschreibt Martin, wie lange es eigentlich gedauert hat, den Raubbau am Regenwald zu erkennen, und wie schwierig die Erhebung handfester Daten zum Rückgang der Waldflächen war. Hier taucht zum ersten Mal das Gestaltungsprinzip der farblich abgesetzten „Boxen“ auf, die wichtige Grundlageninformationen liefern. Allein diese Kästen enthalten wertvolle Informationsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer zur Vorbereitung von Unterrichtsstunden zu diesem Thema. Sie könnten aber auch interessierten Entscheidungsträgern helfen, sachgemäß zu argumentieren und zu handeln. Das zweite Kapitel bietet eine Dokumentation des derzeitigen Stands der Forschung zum Regenwald-Monitoring. Es liest sich fast wie ein höchst spannender Wissenschaftskrimi, wie in Kleinarbeit weltumspannend Daten gesammelt werden, um die Ausbeutung der Regenwälder aufzuklären. Kapitel drei beschreibt erste Ergebnismuster. Besonders spannend ist der Exkurs zur Ölpalme (Elaeis guineensis), einer Pflanzenart, die ursprünglich in Westafrika vorkam und dort schon lange als Nutzpflanze bekannt war, ehe sie im großen Maßstab in sämtlichen Tropenregionen weltweit in großen Plantagen angepflanzt wurde. Schon viele ursprüngliche tropische Wälder fielen dem Anbau der Ölpalme zum Opfer, und zahlreiche Produkte unseres täglichen Lebens enthalten mittlerweile Palmöl. Naturschützer kritisieren diese Entwicklung seit Langem. So gefährlich die Ausbeutung der Ölpalmen im industriellen Maßstab ist, so groß wären die Chancen für eine nachhaltige Nutzung von Elaeis in der Unterstützung von Kleinbauern. Schon wenige Pflanzen dieser Art würden einer Familie ein sicheres Einkommen garantieren. Doch könnte eine derartige Strukturhilfe nur funktionieren, wenn große Firmen auf eine industrielle Nutzung der Palmen verzichten würden, und das ist – leider – noch (?) eine Utopie. In Kapitel vier geht es um die Grundursachen der Entwaldung der Tropen, vom Holzhunger der Welt bis zur Gier nach Fleisch. Denn ohne das weltweite Verlangen, immer mehr Fleisch zu produzieren und zu konsumieren, hätten viele Wälder durchaus noch eine Chance! Kapitel fünf schildert Wiederbewaldungsprojekte, bezeichnenderweise unter der Überschrift „Bescheidene Hoffnung“. Im Mittelpunkt von Kapitel sechs steht das aktuelle Themenfeld „Biodiversität“. Die Lebensgemeinschaften der Regenwälder sind mit ihrem Artenreichtum – bei gleichzeitig geringer Individuenzahl – hervorragende Studienobjekte für Aussterberaten und für mögliche zukünftige Nutzungsmöglichkeiten von Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen. Kapitel sieben erläutert die Bilanz des bisherigen Regenwaldschutzes. Hier gibt es eindrucksvolle Erfolge, beispielsweise die Bemühungen zum Schutz der Primärwälder. Aber auch die Kleinteiligkeit des gesamten Schutzprozesses wird deutlich. Die Kapitel acht und neun schlagen den Bogen in die Zukunft. Was wird mit den Wäldern während des Klimawandels geschehen? Wie kann das 21. Jahrhundert dennoch zur entscheidenden Epoche für die Rettung unserer letzten tropischen Regenwälder werden? Im Anhang werden noch einmal alle notwendigen Fakten aufgelistet. Die Illustrationen sind instruktiv und veranschaulichen die Texte. Viele Fachkolleginnen und -kollegen des Verfassers steuerten bedeutende Inhalte bei. Insgesamt ist „Endspiel“ ein ausgesprochen wichtiges Buch. Es ist verständlich geschrieben und eindeutig in seinen Aussagen. Das Werk ist keine „grüne Spinnerei“, sondern das Produkt eines Autors, der jahrelang mit Vertretern der globalen und lokalen Regenwaldnutzer gearbeitet hat und der nicht resigniert, sondern einen – auch wirtschaftlich gangbaren – Weg in die Zukunft zeigt. „Endspiel“ ist aber auch ein wichtiges Buch für Aquarianer, werden doch mit der Zerstörung der tropischen Waldökosysteme nördlich und südlich des Äquators die Lebensräume der Bewohner vieler Fließ- und Stillgewässer unwiederbringlich verschwinden. Hans-Peter Ziemek