In Schiffs- und Naviga­tionsgeschichte kennt sich Olivier le Carrer bestens aus, und seine umfassende Auswahl an Kartenmaterial aus der französischen Nationalbibliothek in Paris dokumentiert höchst anschaulich jene Entwicklung vom Hochmittelalter bis in unsere Zeit. Bis heute, wo es eine Selbstverständlichkeit ist, detaillierteste Karten aus jedem Zipfel dieser Welt zu bekommen, wo GPS und Google Earth in die entlegensten Winkel dieser Welt führen,
in eine Welt, deren Ansicht früher einmal von Küsten­linien bestimmt wurde.
Viele schrieben einst mit an Karten und Reiseinfor­mationen, alles war ein
Fundus von Eindrücken, Er­kennt­nissen und Erforschtem, Informationen, die Seefahrer, Sternenkundler und Gelehrte begierig sammelten und wie ein Puzzle zusammensetzten.
„Ist erst einmal die Form der Erde definiert, müssen die vielen weißen Stellen ­gefüllt und befriedigende Koordinatensysteme gefunden werden, die Karte und Realität in ein Verhältnis zueinander setzen.“ Woher kommen die Himmelsrichtungen, die Breiten- und Längengrade, ab wann wies die Magnetnadel des Kompass’ den Seefahrern den Weg?
Das in dem Buch präsentierte Karten­material ist nicht nur von seiner Entstehungsgeschichte her interessant. Vielmehr sind die Karten außerdem fast schon künstlerische Zeugnisse früherer Seefahrten, Geschichten mutiger Entdecker und Reisender, die mit Visionen, Fantasie und Neugier ins Unbekann­-te aufbrachen. „Heute können wir uns das Geheim­nisvolle jener Zeit vor den Karten nicht mehr vorstellen.“
Wohl wahr! Umso spannender sind neben den Seekarten bis in unser Zeitalter der Luftbilder, der Satelliten und des Computers Carrers Texte, die dem Bildband ­neben aller Sachlichkeit das Wesen eines Abenteuerbuchs geben.
 Barbara Wegmann