Von Esther Gonstalla. 128 Seiten, 45 doppelseitige Infografiken, Hardcover. oekom verlag, München, 2017. ISBN 978-3-96006-012-3. 24 €
Wer ein Buch im A4-Format in die Hand nimmt, wird entweder einen prächtig illustrierten Bildband erwarten oder ein informatives Sachbuch mit viel Text, das ebenfalls anschaulich und reich bebildert ist, ganz besonders dann, wenn es um die Ozeane unserer Welt geht, die ja eine unglaubliche Vielfalt an farbenprächtigen und faszinierenden Meeresbewohnern beherbergen. Doch „Das Ozean-Buch“ von Esther Gonstalla ist ganz anders.
Schon der plakativ blau leuchtende Einband mit seinen schwarzen Silhouetten von Walen, Schildkröten, Quallen, verschiedenen Fischen, Plankton und anderen Meeresbewohnern erinnert auf den ersten Blick an ein Bilderbuch.
Zwischen diesen Motiven erkennt der aufmerksame Betrachter aber auch mehrere Objekte, die in unseren Meeren eigentlich nichts zu suchen haben und die erste Hinweise darauf geben, wie der Mensch die Existenz der für unseren Planeten lebenswichtigen Ozeane durch sein Verhalten bedroht.
Schlägt der Leser das Buch dann auf, findet er weder bunte Bilder noch lange Fließtexte. Vielmehr fühlt er sich an ein Bilderbuch erinnert. Insgesamt 45 doppelseitige Infografiken, ausschließlich in Schwarz und verschiedenen Grau- und Blautönen gehalten, liefern einen umfassenden und sehr gut verständlichen Überblick zu den höchst komplexen Zusammenhängen der Ökosysteme unserer Meere und zur aktuellen Situation ihrer vielfältigen Bedrohungen.
Dabei verzichtet die Autorin auf alles Überflüssige und beschränkt sich auf aussagekräftige und didaktisch sehr gut durchdachte Grafiken, die mit wenig Text auskommen. Sie setzen beim Betrachter keinerlei Vorwissen voraus und vermitteln dennoch nicht nur ein breites Wissen, sondern sie stellen darüber hinaus die aktuelle Situation unserer Ozeane mit den drängendsten Problemen, aber auch mögliche Lösungsansätze, sachlich und ohne jegliche Effekthascherei dar. Gonstalla überträgt trockene und abstrakte Zahlen und Fakten, deren Dimensionen der Leser sich oftmals kaum vorzustellen vermag, „einfach“ in ihre Grafiken, wodurch die Abbildungen gewissermaßen lebendig und begreifbar werden.
Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, die die größten Bedrohungen unserer Ozeane behandeln: „Klimawandel“, „Verlust der biologischen Vielfalt“, „Überfischung“, „Industriegebiet Ozean“ sowie „Verschmutzung“.
Jeder dieser Abschnitte behandelt eine entsprechende Zahl an Themen. Unter der Überschrift „Überfischung“ werden unter anderem jeweils auf einer Doppelseite industrielle und traditionelle Fangmethoden erläutert, die rigorose Ausbeutung der Thunfisch-Bestände, illegale Fischerei sowie die Bedrohung von Haien, Delfinen und Meeresschildkröten veranschaulicht, aber auch gewerbliche Aquakultur und die Fischzucht der Zukunft vorgestellt.
Das Ozean-Buch ist in jeder Hinsicht ein derart hervorragendes und uneingeschränkt empfehlenswertes Buch, dass es eigentlich zur Pflichtlektüre an weiterführenden Schulen gehören müsste!
Helmut Göthel