margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxVon Peter Pretor. 52 Seiten, 39 Farbfotos, neun Grafiken, Broschur. peter pretor eigenverlag (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.), Rösrath, 2017.
ISBN 978-3-00-057349-1. 7,50 € (zzgl. 2,50 € Porto und Verpackung)

Der Autor legt eine umfangreiche Bearbeitung zweier eher nicht beachteter Tiergruppen vor, die als un­geplante „Untermieter“ in Aquarien vorkommen. Planarien und Hydren wurden in der aquaristischen Literatur bisher allenfalls in der Rubrik „Krankheiten und Schädlinge“ behandelt, sodass Pretor hier durchaus eine Lücke schließt.
Im Eigenverlag herausgebracht, handelt es sich um die Fortschreibung alter Traditionen der „analogen“ Veröffentlichung eigener Untersuchungen in eigener Verantwortung. Heute wäre ein solches Dokument sicher eher als Teil einer Homepage zu erwarten, vielleicht im Zusammenhang mit einer umfangreichen „Forumsdiskussion“ oder mit einem „Blog“.
Das Heft umfasst 52 Seiten und liegt im DIN-A4-­Format vor. Der Text ist dreispaltig gesetzt und reich bebildert. Der Inhalt verteilt sich auf zwei gesonderte Artikel.
Der erste Beitrag ist überschrieben mit „Einsichten in die Welt der Plana­rien“, es folgen ein langer Untertitel und eine Art Vorspann. Für den Text wurden auf 26 Seiten rund 60 Literaturstellen verarbeitet, das umfangreiche Thema ist in zwölf Ka­piteln dargestellt. Bei den verwendeten Zitaten handelt es sich um Funde aus dem ­frühen 20. Jahrhundert, aber auch um modernste Forschungsergebnisse. Erfahrungsberichte von Aquarianern wurden ebenfalls mit einbezogen.
Auf drei Seiten werden die Möglichkeiten zur „Bekämpfung“ von Planarien in Aquarien behandelt. Dabei stellt Pretor interessierten Aquarianern auch sein eigenes „Rezept“ vor. Ausführ­liche Angaben zu seiner ­Methode lieferte er übrigens in DATZ 7/2016.
Die eine oder andere Formulierung des Autors kommt ein bisschen flott daher. So schreibt er auf Seite 7: „Allerdings scheinen die Tiere bei Frauen mit mikroskopischen Einblicken besser anzukommen: eine Forscherin empfand sie wegen der äuße­ren Gestalt mit Augen und ‚Öhrchen‘ und den Drehbewegungen des Kopfes als ‚putzige Kobolde‘; die Lei­terin ‚Kommunikation‘ eines Forschungsinstitutes wies mich auf einen schönen Text ‚zu den lustigen Tierchen‘ in der Imagebroschüre des In­stituts hin.“
Für einen sachlich wissenschaftlichen Text wäre es unerheblich, wie Männer oder Frauen die behandelten Organismen wahrnehmen. Der Autor geht aber einen anderen Weg. Er hat sich als Aquarianer mit den „Plagegeistern“ auseinandergesetzt, hat immer mehr Literatur und Originalaussagen von Betroffenen, Forscherinnen und Forschern gesammelt und lässt uns mit der gewählten Form eines Erfahrungsberichts an dieser Recherche und deren Ergebnissen aus seiner Sicht teilhaben.
Das gelingt im weitest­gehend fehlerfrei. Darüber hinaus belegt er viele seiner Aussagen mit Zitaten, was den Nutzen seiner Ausführungen nur erhöht.
Der zweite Artikel beschäftigt sich unter der Überschrift „Einsichten in die Welt der Hydra“ auf 20 Seiten und in zehn Unter­kapiteln mit weiteren ungern gesehenen Aquariengästen.
Pretor behält den Aufbau des ersten Teils seiner Pub­likation bei,  beginnt mit einer allgemeinen Beschreibung der Süßwasserpolypen, schließt eigene und recherchierte Aquarianer-Erfahrungen an und endet mit einer um­fassenden Darstellung der Bedeutung dieser Organismen in Forschungskontexten und in aquatischen Lebensgemeinschaften. Auch hier sind alle Abschnitte reich bebildert und mit Literaturzitaten belegt.
Insgesamt liefert uns der Verfasser mit seinen beiden Artikeln ein sehr schönes Beispiel für öffentliche ­Wissenschaft. Er gibt einen umfangreichen Einblick in seine Auseinandersetzung mit zwei „Plagegeistern“ der Aquaristik, die für ihn zu faszinierenden Varianten des Lebens wurden.
Das Lesen des Textes ­erfordert umfangreiche bio­logische Grundkenntnisse. Ein Inhaltsverzeichnis der Unterkapitel wäre sinnvoll und hilfreich gewesen. Auch hätten sich einige Redundanzen durch die redaktionelle Zusammenfassung der beiden Artikel vermeiden lassen.
Doch sollten diese kritischen Anmerkungen die Verbreitung des Werks nicht behindern. Es ist gut geeignet für ambitionierte Viva­rianer, die mehr über weitgehend unbeachtete Mitbewohner ihrer Aquarien erfahren möchten und sich dabei nicht durch den Dschungel unübersichtlicher Internet-Seiten kämpfen wollen!

Hans-Peter Ziemek