Um es gleich vorwegzunehmen, Bernd Kaufmanns Buch über Algenwachstum im Aquarium hat mir gefallen. Warum? Weil es auf viele Aspekte der Algenproblematik eingeht und verständliche Antworten gibt.

Der Autor kennt sich in der Algenkunde (Phycologie) mit ihren Kulturvoraussetzungen aus. Die chemischen und physikalischen Grundlagen für ein Algenwachstum werden nachvollziehbar erklärt. In seinen Beschreibun­-gen verzichtet Kaufmann in angenehmer Weise auf wissenschaftliches Vokabular.

Die Faktoren Licht, CO2, Düngung, Bodengrund und Filterung sind in einzelnen Kapiteln beleuchtet. Der Verfasser beschreibt die Konkurrenz zwischen Algen und höheren Wasserpflanzen und gibt in einem eigenen Kapitel Ratschläge, welche Pflanzen bei starkem Algenwuchs zweckmäßig sind.

Dem Wasserwechsel kommt große Bedeutung zu. Deutlich erklärt Kaufmann, dass ein Aquarium ein abgeschlossenes System ist – in den natürlichen Gewässern bewegt sich der Wasserkörper, oder es handelt sich um ein sehr großes Volumen, das völlig andere Bedingungen aufweist. Das bedeutet: Wasserwechsel ist bei Algenproblemen notwendig. In einer tabellarischen Anleitung beschreibt der Verfasser, wie man einen Wasserwechsel durchführen sollte und welche Fehler man dabei machen kann.

Da Algen aus verschiedenen Entwicklungslinien stammen und oft durch eine Ausschlussdefinition beschrieben werden, widmet sich Kaufmann den einzelnen Gruppen in eigenen Kapiteln. Die charakteristischen Bedürfnisse von Blaualgen (Cyanobakterien), Rot-, Kiesel- und Grünalgen im Aquarium werden besprochen und Möglichkeiten dargelegt, die Algen zurückzudrängen.

Mit guten Fotos stellt der Autor die einzelnen Algengruppen vor. Wer mit einer starken Lupe oder einem Mi­kroskop ausgerüstet ist, kann mithilfe der Abbildungen ‚seine‘ Algen zuordnen und gezielt auf deren Bedingungen im Aquarium eingehen.

Im Kapitel „Algen bekämpfen“ beschreibt der Verfasser den Einfluss und die mög­lichen Gefahren von UV-Klärern und chemischen Algenbekämpfungsmitteln auf die Wasserverhältnisse und auf wirbellose Tiere.

Ein weiterer biologischer Gegenspieler der Algen sind Algenfresser aus verschiedenen Tiergruppen. Kaufmann stellt die einzelnen Arten ausführlich vor und bewertet ihre Wirkung.

Nach 85 Seiten gut bebildertem Text, die sich flüssig lesen, bietet der Autor auf zwei Seiten eine Zusammenfassung, die das Wichtigste noch einmal wiederholt.

Viele Aquarianer tauschen Tipps darüber aus, was man bei starkem Algenwachstum tun könne. Manchmal funk­tioniert es, manchmal auch nicht. In diesem Buch ist kompetent und umfassend erklärt, welche Faktoren zum Algenwachstum führen können und welche Möglichkeiten es gibt, es zu vermeiden.

Ingo Botho Reize