Leserbriefe
Rückmeldungen zur jeweiligen DATZ-Ausgabe
Hurra, frisches Wasser!
Das Foto zeigt, wie Glühlichtbärblinge (Danio choprae) in meinem Wohnzimmeraquarium beim Wasserwechsel im Zustrom des frischen Nass ausgelassen spielen. Die Heimat des hübschen, kleinen Bärblings ist Birma, wo er sauerstoffreiche Fließgewässer bewohnt, was die gerade- zu vergnügte Reaktion der Fischchen auf den Wasserwechsel erklären mag. Die lebhaften, friedlichen Tiere hatte ich vor einigen Jahren von Aquarienfreund Ernst Hufnagel vom Aquarienverein „Multicolor Ailingen“ auf der Börse der „Aqua-Fisch“ in Friedrichshafen erworben. Züchter Ernst hatte ernsthafte Probleme, weil das Interesse an seinen Bärblingen sehr gering war, sie waren den Börsenbesuchern einfach zu unscheinbar. Hätte er die Fische als „Piscis communis“ angeboten, hätte sich bestimmt niemand gewundert. Dürfte ich einen Namen vergeben, dann würde ich „Aschenputtel-Bärbling“ vorschlagen, weil die kleinen Karpfenfische wie das Aschenputtel in Grimms Märchen zwar unscheinbar aussehen, aber eben auch aufblühen können. Im leeren Börsenbecken und unter ungünstigem Licht zeigten sie keine Farben. Aber fühlen sie sich wohl, etwa in einem gut bepflanzten Becken mit nicht zu greller Beleuchtung, werden sie zu richtigen kleinen Schmuckstücken. Von Karl-Otto Rothhaupt
"Vasen-Wels"
DATZ Leserfoto des Monats
Kürzlich zu Besuch bei meiner tierlieben Verwandtschaft, entdeckte ich im Aquarium einen Antennenwels (Ancistrus sp.), der sich für eine besonders originelle „Höhle“ zum Ablaichen und zur Betreuung seiner Brut entschieden hatte: ein Glasfläschchen, das ursprünglich mit ein paar Stängeln Cabomba bepflanzt war. Während der Tage vor der Eiablage hatte sich das Harnischwels-Männchen kurzerhand des störenden Grünzeugs entledigt. Nachdem es die „Höhle“ außerdem sorgfältig gesäubert hatte, gelang es ihm, seine Auserwählte dazu zu überreden, ihm dorthinein zu folgen. Das Glück, dieses saubere und freudige Ergebnis zu entdecken, war mir vergönnt, mein Freund Josef Widmann hielt das Ganze in einer Bilderfolge fest. Schwägerin Inge Widmann – die Aquarienbesitzerin – berichtete mir später, wie es weiterging: Die Larven schlüpften und verließen die „Höhle“ schon bald danach, wahrscheinlich zu früh und noch mit nicht komplett aufgezehrtem Dottersack. „Papa“ bemühte sich zwar, schaffte es aber nicht für lange Zeit, die davonstrebenden Kleinen zusammenzuhalten. So wurden sie vermutlich von den Skalaren aufgefressen, leider. Zurzeit startet der „Saubermann“ aber bereits seinen dritten Aufzuchtversuch. Harald Fuchs
„Amazoniens ‚lächelnder‘ Knochenzüngler“ (DATZ 5/2013)
Es freut mich immer wieder, Berichte über ungewöhnliche Aquarienfische zu lesen, wie den Beitrag über Arapaima gigas in der Mai-Ausgabe. Auch mich faszinieren diese Fische, aber die Möglichkeit, sie im Aquarium zu halten, wird sich wohl nicht (so bald) ergeben. Hier, in Porto Velho (Rondônia, Brasilien), kommen diese schönen Tiere aber natürlicherweise vor. Meine Kollegen überwachen im Auftrag der Wasserkraftanlage Santo Antonio die Fischbestandsentwicklung vor und nach dem Bau des Staudamms. Vor allem seit dem Entstehen des Stausees gehen ihnen regelmäßig Pirarucus ins Netz, mit zunehmender Größe. So kann ich zu dem Artikel von Peter Jäger einige Längen- und Gewichtsdaten ergänzen. Bis auf zwei Tiere wur- den alle Exemplare tagsüber gefangen, was, wie Jäger es ja auch einschätzte, auf Tagaktivität schließen lässt. Das größte Exemplar ging während der Bauarbeiten des Kraftwerks im Restwasser eines ursprünglich 32 Hektar großen Kofferdamms ins Netz. Beim Ablassen des Wassers wurden alle Fische schonend gefangen und anschließend in den Rio Madeira entlassen. In der letzten „Pfütze“ wurden neben den üblichen Kleinfischen einige adulte Phractocephalus hemioliopterus und zwei große Arapaima gefangen, der eine maß 2,08 Meter und wog 84 Kilogramm, der andere hatte ein ähnliches Format. Da auch hier solche kapitalen Tiere nicht häufig zu sehen sind, war der Andrang so groß, dass ich leider kein gutes Foto vom ganzen Fisch knipsen konnte. Schön zu sehen sind jedoch die roten Schuppenränder, die bei Jägers Jungtieren ja noch recht schwach ausgeprägt sind. – Nun hoffe ich, bald einen Nachzuchtbericht in der DATZ zu lesen! Christian Cramer
„Neue Namen bei südostasiatischen Barben“ (DATZ 4/2013)
Wie berichtet, ordnete ein Autorenteam um Rohan Pethiyagoda im vergangenen Jahr die südostasiatischen Barben, die vormals der Gattung Puntius zugeordnet wurden, in einer Zusammenfassung neu und teilte sie auf mehrere alte und neue Genera auf. Eine der neuen Gattungen nannten die Autoren Dravidia, nach der im südlichen Indien beheimateten Volksgruppe der Draviden. Zwar geht aus einer Arbeit von Andy Z. Lehrer über die Fleischfliegengattung Kozlovea, die er 2010 in seiner Fleischfliegen- Fachzeitschrift „Fragmenta Dipterologica“ veröffentlichte, nicht hervor, warum er dort eine neue Gattung ebenfalls Dravidia nannte, aber es ist offensichtlich, dass diese Publikation etwas früher erschien als die von Pethiyagoda et al. Auch in Zeiten von Internet & Co. kann so etwas passieren, und damit entstand ein zu beseitigendes Homonym. Pethiyagoda veröffentlichte deshalb einen Ersatznamen, den er dem Zeichner Haludar widmete, der für das 1822 publizier- te, legendäre Werk von Francis Hamilton-Buchanan über die Fische des Ganges die Illustrationen anfertigte. Als neue Kombinationen haben wir also Haludaria afasciata (Jayaram, 1990), H. fasciata (Jerdon, 1849), H. kannikattiensis (Arunachalam & Johnson, 2003) und H. pradhani (Tilak, 1973. Unverständlich bleibt allerdings, warum Pethiyagoda et al. zwar anmerkten, dass Cirrhinus fasciatus Jerdon, 1849 als Seniorsynonym zu Labeo melanampyx Day, 1865 Priorität genießt, weshalb sie auch den zuerst genannten Namen wählten, dann aber doch beide Taxa als zu Dravidia (nun Haludaria) gehörig werteten. Weiterhin bleibt festzuhalten, dass Pethiyagoda versäumte festzulegen, welches Geschlecht der Name Haludaria haben soll (wozu er nach der Empfehlung 30A des Internationalen Codes für Zoologische Nomenklatur angehalten gewesen wäre). Das ist aber nach den Statuten des Codes auch so zu ermitteln, da nach Art. 30.2.4 der Name feminin ist, wenn er aus Worten gebildet wird, die weder lateinisch noch griechisch sind, und auf „-a“ endet. Erwin Schraml
Literatur Lehrer, A. C. (2010): Biodiversite du genre Kozlovea Rohdendorf et etablissement d’un nouveau genre pour la faune d’Inde (Diptera, Sarcophagidae). – Fragmenta Dipterologica 25: 23–28. Pethiyagoda, R. (2013): Haludaria, a replacement generic name for Dravidia (Teleostei: Cyprinidae). – Zootaxa 3646 (2): 199–199. Pethiyagoda, R., M. Meegaskumbura & K. Maduwage (2012): A synopsis of the South Asian fishes referred to Puntius (Pisces: Cyprinidae). – Ichthyol. Explor. Freshwaters 23 (1): 69–95
Sanftmütige "Monster"
Schlangenkopffische genießen einen ziemlich schlechten Ruf. Sie werden vielen Aquarianern zu groß, dabei gibt es etliche Arten, die eine Gesamtlänge von 15 Zentimetern nicht überschreiten. Dennoch findet man im Handel leider immer wieder jene Spezies, die mit Endgrößen von 80 Zentimetern und mehr nur für Schauaquarien oder Spezialisten geeignet sind. Innerartlich gelten sie als aggressiv, doch so pauschal stimmt das nicht. Das Problem ist meist eine unzureichende Haltung. Entweder ist das Aquarium zu klein und es mangelt an passender Einrichtung und Pflanzen, oder der Aquarianer gönnt seinen Fischen zu wenig Aufmerksamkeit. Das Foto zeigt einen Goldtüpfelschlangenkopf (Channa aurantimaculata) mit einem Teil seiner Jungfische. Es handelt sich um eine mittelgroße Art, die etwa 45 Zentimeter lang wird. Da die im Handel angebotenen Tiere meist Wildfänge sind und wir nur wenig über die natürlichen Lebensräume und Bestände dieser Art wissen, ist eine gezielte Nachzucht besonders reizvoll. Die aufopfernde Brutpflege beider Elterntiere, einschließlich der Versorgung ihres Nachwuchses mit Nähreiern, ist nur eines der beeindruckenden Erlebnisse, die diese wunderschönen und gut zu haltenden Fische einem aufmerksamen Pfleger bieten können. Dominik Niemeier