Als Exponat oder als Statussymbol zieren sie häufig auch öffentliche Einrichtungen und Museen. Der hohe Bedarf an tropischen Korallen wird dabei hauptsächlich durch Entnahmen aus der Natur gedeckt – im Schnitt gelangen weit über eine Million Korallen jährlich in den Handel. In Ländern wie Indonesien oder den Philippinen wird den Riffen dadurch erheblicher Schaden zugefügt. Korallen vermehren sich sowohl durch Bruchstücke, die durch die Strömung an einen neuen Siedlungsplatz getrieben werden, als auch durch geschlechtliche Fortpflanzung, aus der die Larven entstehen. Um die steigende Nachfrage der Aquarianer zu decken, wird vor allem in Tropenländern versucht, Korallenzuchten aufzubauen. Sie setzen hauptsächlich auf Vermehrung über Bruchstücke. Korallen aus solchen Zuchten weisen eine geringere genetische Vielfalt auf. Ihnen fehlt die Bandbreite an verschiedenen Möglichkeiten, um auf Störungen aus der Umwelt zu reagieren.

In dem neuen Projekt wird das ZMT besonderes Augenmerk auf die Korallenlarven und ihr Verhalten legen. „Nur optimale Aufzuchtbedingungen garantieren eine erfolgreiche Korallennachzucht. Daher ist es notwendig, die artspezifischen Vorlieben der Larven sehr genau zu kennen“, erklärt der Ökologe Andreas Kunzmann, der auch mit seiner Forschung zur Aufzucht von Clownfischen der Ausbeutung der Riffe entgegensteuern möchte.

Gemeinsam mit den Firmen Ceramics, AquaCare und MiBiLab wird Kunzmanns Arbeitsgruppe untersuchen, welche Faktoren zu erfolgreicher Ansiedlung und gesundem Wachstum der Korallenlarven führen. Dabei spielt die Art des Substrats, auf dem sich die Larven niederlassen sollen, eine Rolle, aber auch Haltungsbedingungen, wie Temperatur, pH-Wert oder Nährstoffgehalt des Meerwassers, sind wichtig. „Von besonderer Bedeutung sind jedoch die ‚Siedlungssignale‘, die dazu führen, dass sich Korallenlarven an einem Ort festsetzen“, meint Kunzmann. „Den nackten Fels mögen sie nicht, sie brauchen ein biologisches Substrat. Wir haben bestimmte koloniebildende Bakterienarten im Verdacht, sie mit chemischen Signalen anzulocken.“ „Unsere Erkenntnisse werden nicht nur für den Aquaristikhandel wichtig sein, sondern vor allem auch für die Restauration von Riffen“, meint Kunzmann.

Es gibt bereits viele solcher Sanierungsmaßnahmen, doch die meisten berücksichtigen nicht die Faktoren, die die Ansiedlung und das Wachstum der Korallen beeinflussen. Für einen erfolgreichen Wiederaufbau eines Riffs sind sie aber entscheidend. Susanne Eickhoff