Wenn ich über meine Erlebnisse auf Fischfangreisen in Südamerika berichte, zeige ich häufig das hier abgedruckte Bild. Es gibt mir Gelegenheit zu erklären, wie man sich am besten für eine solche Reise ausrüstet. Erstens ist es wichtig, dass man im Wasser Schuhe trägt, denn auf Geröll, glatten oder scharfkantigen Steinen kann man barfuß nur schlecht laufen. Außerdem kann man auch in den entlegensten Gegenden der Welt nicht nur in irgendwelche Dornen treten, sondern ebenso gut in weggeworfene, zerbrochene Flaschen oder scharfkantiges Metall. | Uwe Werner

Zweitens braucht man ein Hemd mit Kragen, damit einem die Tropensonne nicht den Hals verbrennt, und ­drittens einen Hut, was vor allem bei einer Frisur wie meiner ratsam ist. Viertens erwähne ich das Netz, das ich in der Hand halte, und schließlich verweise ich auf meines Körpers Mitte, um zu verdeutlichen, dass auch eine kleine Fettreserve nicht schadet, wenn man ein paar Tage ohne Schweinshaxe und Schnitzel auskommen muss …



Doch zur eigentlichen Geschichte. Wir waren gerade in Porto Velho (Brasilien) angekommen und wollten ein Auto mieten, wussten, dass es teuer werden würde, und waren auf schwierige Verhandlungen gefasst. Das Büro der Autovermietung war ausgesprochen modern und elegant, natürlich voll klimatisiert, die Empfangsdame gestylt bis zum Gehtnichtmehr. Ihr Chef war in meinem Alter, freundlich und hatte durchaus Sinn für Humor. In meinem schlechten Spanisch, das er als Portugiesisch sprechender Brasilianer doch eigentlich verstehen sollte, erklärte ich ihm, was wir suchten. Er machte ein seinen Preislisten entsprechendes Angebot, woraufhin ich die Hände über dem Kopf zusammenschlug und ihm erklärte, ich wolle das Auto mieten, nicht kaufen.

Er lachte, und als ich ihm bedeutete, dass wir das Fahrzeug immerhin vier Wochen lang brauchten, während es sonst unnütz auf dem Parkplatz stünde, rechnete er erneut und machte ein besseres Angebot. Aber wieder reagierten wir mit mittlerem Entsetzen und Enttäuschung. Zwischen Spanisch und Englisch wechselnd forderte ich ihn mal jammernd, mal süßholzraspelnd auf, uns anzusehen. Wir seien arme Deutsche und keinesfalls reiche Amerikaner, aber absolut verlässlich, sehr, sehr nett und vor allem auch gut aussehend (diese Tatsache betone ich fast immer) und hätten sicher noch einen Rabatt verdient.

Schließlich gab er nach, fragte nach unserer Vorstellung, und wir einigten uns auf einen Rabatt von immerhin fast 30 Prozent auf den ursprünglichen Preis. Wir bedankten uns überschwänglich und verabschiedeten uns schließlich wie alte Freunde, beide in dem Bewusstsein, diesen Handel so schnell nicht zu vergessen.

Schon zwei Wochen später kamen wir nach immerhin vier Reifenpannen auf rot verstaubter, unbefestigter Straße nach Porto Velho zurück, und ich stürmte – direkt von der Piste, verstaubt und schmutzig – an der Empfangsdame vorbei in sein piekfeines Büro. Und dann schimpfte ich auf ihn ein, dass es sich gewaschen hatte, er sei „kein guter Mensch“, sondern „ein übler Kerl“, der uns ein Auto mit total abgefahrenen Reifen vermietet habe. Viermal hätten wir einen Pneu wechseln müssen, und schon wieder verliere einer Luft, so gehe das nicht, wir bräuchten sofort vier neue …

Er ließ das alles über sich ergehen, lachte nur, stand auf, schlug mir auf die Schulter, dass es kräftig staubte, ja, er umarmte mich fast und sagte: „Jones, keep cool!“ Ich verstand nicht recht, schaute ihn irritiert an, aber bevor ich etwas fragen konnte, schaute er an mir hinunter und klärte mich dann auf: „You Jones, you don’t understand? Indiana Jones, you’re welcome!“ Dann fuhr er mit uns in eine Werkstatt und kaufte vier neue Autoreifen. Indiana Jones bekommt immer, was er will.