War die Fischsammlung in London schon zu Grays Amtszeit die größte in Europa, so wurde ihr Umfang unter Günthers Leitung noch einmal verdoppelt. Nicht ungewöhnlich war es zu dieser Zeit, dass Günther ein reiner Museumswissenschaftler war. Er begab sich nie in andere Länder oder gar in die Tropen, woher die meisten Fische ja kamen. Er sammelte, bearbeitete und katalogisierte Material, das von reisenden Forschern und Naturkundlern eingesandt wurde. Im Jahr 1880 erschien seine „Einführung in das Studium der Fische“ („An Introduction to the Study of Fishes“), ein Buch, das nicht nur antiquarisch wertvoll ist. Außerdem gründete Günther unter anderem den „Zoological Record“, eine zoologische Bibliografie, die aktuell im Internet erreichbar ist: (http://thomsonreuters. com/zoological-record/). Viele Fische wurden durch Kollegen Günther zu Ehren benannt; etliche davon sind heute allerdings Synonyme zu anderen Arten.
Aquarianer kennen beispielsweise den Prachtgrundkärpfling Nothobranchius guentheri (Pfeffer, 1893), den ostafrikanischen B u n t b a r s ch Mylochromis guentheri (Regan, 1922) oder den Harnischwels Sturisoma guentheri (Regan, 1904). Damals wie heute zeichnete die Wissenschaftsgemeinde verdiente Forscher mit Ehrendoktorhüten aus, wodurch Albert Carl Ludwig Gotthilf Günther 1903 seinen dritten Doktorgrad erhielt. Er starb am 1. Februar 1914 in Kew bei London. Gerhard Ott