margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxVon Gerhard Ott. 236 Seiten, 552 Farbfotos, Karten, Zeichnungen, Soft Cover. Tetra Verlag, Berlin, 2017. ISBN 978-3-897452-47-3. 19,90 €

Im Vorwort erzählt der Autor von seinem jahrzehntelangen Interesse an der Gruppe der Schmerlen. Wenn ein derart ausgewiesener Fach-Aquarianer sein Wissen zusammenstellt, verspricht das ein Feuerwerk an spannenden Informationen und Pflegehinweise eben von dem Kenner der betreffenden Fische.
Das Buch hält dieses Versprechen. Es startet mit einer Erläuterung der sys­tema­tischen Stellung der Schmerlenarten und einer allgemeinen Einführung in das Thema. Dass der Begriffsname „Schmerle“ von dem althochdeutschen Wort „schmie­rig“ abgeleitet werden kann, macht den Leser schon schlauer.
Reich bebildert ist jede Seite und vollgestopft mit ­Informationen. Da zeigt sich aber auch schon ein Gestaltungsproblem, das sich wie ein roter Faden durch das ­gesamte Werk zieht.
Für eine Art Zwischenformat (17 x 24 Zentimeter) mit zweispaltigem Layout gibt es wenig Gestaltungsspielraum. Hinzu kommen die kleine Schrift und eine un­ruhig wirkende Verteilung unterschiedlich großer Abbildungen. Jede Doppelseite springt den Leser förmlich an und erschwert dabei das Lesen. Überschriften und Zwischenüberschriften sind oft schwierig einzuordnen oder überhaupt zu finden.
Doch zurück zum inhaltlichen Aufbau. Abschnitt zwei beispielsweise schildert den Körperbau von Schmerlen.
Dann folgt der Teil mit den einzelnen Artbeschreibungen. Nicht weniger als 49 Gat­tungen aus zwölf Familien werden auf weit über 100 Seiten vorgestellt, eine wahre Fundgrube für interes­sierte Biologen und spezialisierte Aquarianer! Und ein schönes Beispiel dafür, was sich alles über eine relativ kleine Tiergruppe erforschen lässt und welchen wichtigen Beitrag die Tierhaltung zum Gewinn solcher Erkenntnisse leisten kann.
Kapitel zum Verhalten und zur Fortpflanzung von Schmerlen schließen sich an. Für den „normalen“ Liebhaber gibt es außerdem wichtige Tipps zur Haltung dieser Fische im heimischen Aquarium.
Warum dann allerdings noch ein Abschnitt „Vermehrung und Nachzucht“ folgt, erschließt sich dem Rezensenten (und dem Leser) nicht unbedingt. Das Kapitel zur Fortpflanzung hätte mit diesem Teil verbunden werden müssen.
Mit dem letzten Abschnitt – „Porträts von Schmerlenarten“ – geht die Unordnung aber noch weiter. Hier werden Spezies, die schon behandelt wurden, noch einmal aufgegriffen. Und man erhält erneut Informationen, die sich auch weiter vorn im Buch bereits verstecken. Ein sachkundiges Lektorat hätte solche Redundanzen sicher vermeiden und durch eine Straffung überflüssigen Text einsparen können. Den gewonnenen Raum hätte der Verlag für eine großzügigere Gestaltung nutzen können.
Das Buch schließt höchst merkwürdig abrupt. Auf der Seite 235 geht es noch um Laichansätze, aber dann – ist Schluss! Keine ­Lite­ra­­turhinweise, kein vernünf­tiges Abbildungsverzeichnis, kein Schlagwortregister, statt­dessen seltsam unpassende Reklameseiten.
Schade. So endet eine wirkliche Perle der aquaris­tischen Literatur im Chaos, und das bestimmt leider die endgültige Bewertung. Inhalt: Top! Gestaltung und Gliederung: ein Flop! Ich wünsche dem Buch eine Neuauflage in einem vernünftigen Rahmen. Schließlich bietet es alles zurzeit Bekannte rund um die behandelten Schmerlenarten.
Hans-Peter Ziemek