Elfriede Ehlers bespricht ein Buch, das sich umfassend mit dem gewollten und ungewollten Verschleppen von Krankheitserregern, Pilzen, Pflanzen und Tieren in fremde Regionen der Erde beschäftigt.
Mancherorts scheint noch nicht angekommen zu sein, dass das Aussetzen allochthoner Arten zu Problemen führen kann. Auch bei uns werden weiterhin Fehler gemacht, denn noch immer werden beispielsweise zahllose nicht heimische Gewächse in Gärten gepflanzt.
Beim Lesen der Buchbesprechung musste ich auch an das Ansiedeln von Guppys (Poecilia reticulata) noch in diesem Jahrzehnt denken. Sowohl in Brasilien als auch in Kuba wurden die Fische gezielt ausgesetzt, zum Bekämpfen der aquatischen Larven von Mücken, die als  Krankheitsüberträger bekannt sind.
In Brasilien geschah das im Jahr 2010, da in einigen Bundesstaaten das Dengue-Fieber ausgebrochen war und das Gesundheitsministerium über 100.000 Krankheitsfälle registriert hatte, von denen mindestens 21 tödlich endeten. Auf Anraten der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária (Embrapa) wurden im Rahmen des Projektes „Projeto Dengoso“ im nordostbrasilianischen Bezirk Parnaiba Guppys angesiedelt, in der Hoffnung, dass die Zahn­kärpflinge die Larven der Mücke Aedes aegypti dezimieren. Bereits 2008 waren Millionenfische recht erfolgreich in der Stadt Uberlândia als „biologische Waffe“ (Suchanek 2010) gegen diese Mückenart eingesetzt worden.
In Kuba wurden die bunten Kärpflinge unlängst zum selben Zweck ausgewildert. Spiegel-Online titelte am 3. Oktober 2019: „Kubas Strategie gegen Dengue-Fieber. Guppys sollen Moskitos bekämpfen. Kuba setzt im Kampf gegen Moskitos auf Guppys – ein einzelner Fisch soll pro Tag bis zu 150 Mückenlarven vertilgen. Die Methode gilt als umstritten.“
Das Zentrum für Hygiene und Epidemiologie der Provinz Cienfuegos wirbt für das Aussetzen der Guppys vor allem im Zentrum der Karibikinsel, da dort die von Mücken übertragenen Krankheiten am häufigsten auftreten. Dass ein einzelner Guppy allerdings bis zu 150 Mückenlarven pro Tag vertilgen soll, ist weit übertrieben.
Mir stellt sich die Frage, wie weit die Bedenken von Biologen und Ökologen hinsichtlich der Auswirkungen des Aussetzens allochthoner Arten auf autochthone Spezies angesichts der massiven Ausbreitungen von Tropenkrankheiten als Folge der globalen Klimaerwärmung wirklich ernstgenommen werden.    
Michael Kempkes