von Reinhold Wawrzynski

Sommer 2019: Tagelang war es bis 35 °C heiß, mitteleuropäische Wohnungen waren mediterran warm, dementsprechend heizten sich die Aquarien auf. Einigen Wärme liebenden Fischen machte das nicht viel aus. Empfindlicher reagierten Arten aus kühleren Regionen oder gar „Kaltwasserfische“, die sich sonst bei Zimmertem­peraturen ohne Weiteres halten lassen.
Natürlich gibt es vieler­-lei Tipps gegen sommerliche Wassererwärmungen, und der Handel hält allerlei Hilfen bereit, von Eiswürfeln und Durchlüftern über Ven­tilatoren bis hin zu teuren Kühlanlagen. Ich hielt in meinen Bassins die Temperaturen wiederholt durch starkes Belüften und Bewegen der Wasseroberfläche um einige Grade niedriger. Eine kürzere Beleuchtungsdauer und eine Oberflächenbehandlung mittels Ventilator reichten bislang aus.
Schwierigkeiten hatte ich jedoch mit meinem Zwei-­Meter-Becken. Der Stachelwels und die Haibarben schwammen unüblich in den oberen Wasserzonen und atmeten heftig. Natürlich wurde das Aquarium stark belüftet, aber es hat keine übliche Abdeckung. Bei 70 Zentimetern Höhe steht der Wasserspiegel nur auf 60 Zentimetern, die freien zehn Zentimeter darüber dienen der Unterbringung der Beleuchtung oberhalb der Deckscheiben.
Und dieser Raum ist einfach zu gut abgedichtet. Zum Füttern und Hantieren kann ich zwar zwei große Scheiben verschieben, doch bei geschlossener Abdeckung fließt Luft lediglich durch
die seitlichen Kabel- und Schlauchaussparungen, die einen Durchmesser von etwa sieben Zentimetern haben. Bei der letzten Hitzeperiode schob ich die Deckscheiben auf jeder Seite um etwa 30 Zentimeter zurück, um mehr frische, sauerstoffreiche Luft auf die Wasseroberfläche zu bringen. Ein Ventilator war auch noch im Einsatz.
Tatsächlich ging es Wels und Barben daraufhin besser. Sie atmeten wieder ruhiger und suchten tiefere Wasserzonen auf. Offenbar hatte vorher der Luftaustausch nicht einwandfrei funktioniert, aber jetzt schien alles gut zu sein.
Die Beleuchtung des Aquariums war schon aus, die Scheiben waren zurückgeschoben, als mich ein lautes Plätschern aufschreckte. Neben einer Pfütze auf dem Teppich fand ich den Verursacher: Mein afrikanischer Frosch­wels (Cla­rias alluaudi) hatte die Gelegenheit genutzt, um sein nasses Revier zu verlassen und das Zimmer zu erkunden. Nicht umsonst wird sein asiatischer Vetter (C. batrachus) auch „Wanderwels“ oder „Walking Catfish“ genannt. Der Ausgebüxte kam natürlich sofort zurück in sein Domizil.
So einfach war das also doch nicht mit dem Kühlen, und offene Abdeckungen dürften ja auch andere kletternde und springende Wassertiere wie Krebse, Schlangenköpfe oder Buschfische zu einem Ausflug einladen. Es musste ein Spring- und Kletterschutz her! Da es so etwas nicht zu kaufen gibt, half nur Selber-Basteln.
Aus meiner Züchterzeit fand ich einen Rest Armierungs- oder Bewehrungsgewebe. Das Material wird als Schutz vor Rissen im Mauerwerk eingesetzt. Aquarianer verwenden es gern als Sicherheitswehr gegen kannibalische Fischeltern, die ihre eigenen Eier fressen, als sogenannten Laichrost.
Dieses Gewebe schnitt ich so zu, dass es die Fläche der bei Hitze geöffneten Deckscheiben überspannt. Die offene Wasserfläche muss von der Bewehrung vollkommen überdeckt sein. Um der Armierung Halt zu geben, verklebte ich waagerecht liegende Glasscheiben in Wasserspiegelhöhe mit ­Silikon. Auch hilft es, überlappendes Gewebe durch die aufliegenden Scheiben zu beschweren. Alles muss fest und stabil fixiert sein.
Dann schnitt ich noch eine Öffnung als Futterluke aus, die ich nach den Mahlzeiten wieder fest mit einer Glasscheibe oder einem anderen schwereren Gegenstand verschließe. Durch das feine Armierungsgitter gelangt genug Frischluft auf die Wasseroberfläche.
Spring- und wanderfreudige Aquarienbewohner haben nun dank der Bewehrungshilfe keinen freien Ausgang mehr in die Wohnung.