Süsswasser
Ein „Chamäleon“ aus dem Mamberamo
In einem Aquarium mit den hier vorgestellten Regenbogenfischen ist immer etwas los. Besonders faszinierend ist das zur Kommunikation eingesetzte Wechselspiel der Farben. | Von Dirk Godlinski
Selbstverständlich berichte ich hier von einem Süßwasserfisch und nicht von den auf Bäumen lebenden Reptilien mit der klebrigen Zunge. Aber die Regenbogenfischart, um die es geht, verfügt für mich wie keine andere über die Fähigkeit zum Farbwechsel ihrer schuppigen Haut, die vor allem der Kommunikation dient, etwa bei der Balz – eben wie bei einem Chamäleon.
Die Regenbogenfische aus der entwicklungsbiologisch jungen Gattung Chilatherina, die im Norden Neuguineas endemisch ist, sind dem Mainstream-Aquarianer kaum bekannt. Im Handel sind sie praktisch nicht zu finden. Hat man Glück, tauchen vielleicht ab und an Fische von Hobbyzüchtern auf. Halbwüchsige Chilatherina sehen, wie die meisten anderen jungen Regenbogenfische auch, eher blass silbrig aus.
Der „Schwarze Imbellis“ wurde beschrieben
Seit etwa 2009 importiert Aquarium Glaser einen hübschen kleinen Kampffisch aus Vietnam, dessen Bestimmung mir einige Schwierigkeiten bereitete. Die Art gehört in die unmittelbare Verwandtschaft von Betta imbellis und B. splendens, ist also ein Schaumnestbauer. Zunächst glaubte ich, in den Tieren den 2005 aus Kambodscha beschriebenen B. stiktos zu erkennen, denn sie wiesen die für diese Art typischen Punkte in den Membranen der Rückenflosse auf (stiktos = „mit Malen versehen“), doch brachten kurze Zeit später Horst Linke und Mitreisende den „echten“ B. stiktos nach Deutschland. Dieser Fisch sieht im Leben B. smaragdina ähnlich, eine Verwechslung mit B. imbellis oder B. splendens ist ausgeschlossen; die Art aus Vietnam musste also etwas anderes sein. Wegen der auffälligen, dunklen Grundfärbung bezeichnete ich sie fortan als B. cf. imbellis „Vietnam Black“. Von Frank Schäfer
den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 3/2013
Apfelschnecken verboten!
Die Überschrift klingt wie eine reißerische Schlagzeile aus dem Boulevard, doch sie trifft zu. Die EU hat ein Haltungs-, Zucht- und Einfuhrverbot für eine gesamte Gattung erlassen, und daran muss sich auch Deutschland halten. Es handelt sich um einen Beschluss, der nicht mehr in nationales Recht umgesetzt werden muss und der ab sofort gilt. | VON OLIVER MENGEDOHT
Mit Wirkung vom 8. November des vergangenen Jahres ist das Verbot aller Schnecken der Gattung Pomacea in der EU in Kraft getreten. Diese bei Aquarianern so populären Mollusken gelten inzwischen weltweit als gefährliche, invasive Arten. So ist unter anderem die besonders beliebte und verbreitete Spitze Apfelschnecke (Pomacea diffusa) in Asien eine echte Plage, „deren Verbreitung man dort dem Aquarienhandel zuschreibt“, wie der Präsident des VDA (Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e. V.), Stefan K. Hetz, in einem Schreiben an seine Verbandsmitglieder wiedergibt.
Hochburg der Maulbrüter (2)
Wer die typische Maulbrutpflege mit anschließender Betreuung der frei schwimmenden Jungfische erleben möchte, sollte das brütende Weibchen separieren. Im dicht besetzten Gesellschaftsbecken wird das Freisetzen der Brut manchmal so lange hinausgezögert, dass die Jungtiere abmagern können. | Von Andreas Spreinat
Die Schilderungen im ersten Teil zum aufopferungsvollen Brutpflegeverhalten beziehen sich auf Nicht-Mbunas. An zahlreichen Vertretern dieser Gruppe, quer durch etliche Gattungen, wurde das beschriebene Brutfürsorge-Verhalten bereits beobachtet.
Mbunas verhalten sich aber nicht so. Noch nie sah ich ein Mbuna-Weibchen im Malawisee seine Jungtiere offen führen. Man könnte meinen, dass Felsencichliden ihre Jungen einfach irgendwo freisetzen und sich nicht weiter darum kümmern.
Man weiß aber anhand von Aquarienbeobachtungen, dass Mbuna-Weibchen mitunter ebenfalls eine „nachsorgende“ Brutpflege treiben. Mehr noch, es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass Mbunas auch im Freiland ihre Jungen nach dem Freisetzen wieder aufnehmen. Dafür sprechen die sogenannten gemischten Bruten, die man bei diesen Fischen fand (Szymanski 1996), die sonst eher für Nicht-Mbunas typisch sind. Es ist wichtig zu erwähnen, dass man innerhalb einer Art teils erhebliche Unterschiede bezüglich der hier beschriebenen Eigenheiten im Brutpflegeverhalten finden kann. So kommt es vor, dass ein Melanochromis-auratus-Weibchen seine Brut nach dem ersten Freisetzen noch einige Tage betreut, ein anderes sich dagegen gar nicht mehr um seine Jungen kümmert. Es scheint also eine beträchtliche individuelle Bandbreite innerhalb der Arten zu geben.
Übersehene Vielfalt
Die wenigsten Aquarianer kennen die Gattung Fenerbahce. Auch Spezialisten halten und vermehren diese Fische eher selten. Das liegt nur zum Teil daran, dass der Gattungsname erst 2006 publiziert und die zweite Art 2011 beschrieben wurde. Die klein bleibenden Kongo-Endemiten werden selten importiert und sind keine Anfängerfische. Ihre Geschichte und die neuesten Entdeckungen zeigen, dass unser Wissen über die Fischfauna des Kongo noch sehr lückenhaft ist. | Von Rainer Sonnenberg und Jouke R. van der Zee
Das riesige Kongobecken birgt noch viele unbeschriebene Arten, und aktuelle Untersuchungen geben spannende Einblicke in diese Region. Neben neu endeckten, der Wissenschaft bisher nicht bekannten Arten findet man auch in den Sammlungen der verschiedenen Museen bislang nicht erkannte Neuheiten (siehe unter www.datz.de/Service/Artikel zum Heft). Das kann durchaus groß werdende und recht bekannte Fische betreffen, wie etwa die elektrischen Welse (Familie Malapteruridae) oder die Raubsalmler der Gattung Hepsetus. In den meisten Fällen sind es jedoch vor allem eher Gruppen mit kleineren Arten, die ungenügend bekannt und bearbeitet sind. Wie wir kürzlich anhand der Killifisch-Gattung Aphyosemion zeigten (Sonnenberg & Van der Zee 2012; Van der Zee & Sonnenberg 2010, 2011, 2012) und wie vorläufige Untersuchungen an anderen Gruppen bestätigen, sind wir von einer kompletten Übersicht über die Fischfauna dieses riesigen Gebiets noch weit entfernt. Ein schönes Beispiel für solche „Neuentdeckungen“ ist die Gattung Fenerbahce.