margin-right: 20px; margin-bottom: 10px„Im Ruhrgebiet ist es ja richtig grün!“ Wie oft habe ich den Satz schon gehört, dabei ist diese Erkenntnis ja gar nicht neu. Wie überraschend für viele „Pott“-Besucher mag da erst der Anblick ehemaliger Industrieflächen sein? Denn da tobt das Leben! | Von Rainer Stawikowski

Eine wunderschöne Sommernacht, kein Lüftchen regt sich, es ist immer noch angenehm warm. Der Himmel ist sternenklar, und der Mond leuchtet so hell, dass ich jeden Stock und Stein vor mir sehe. Im Wald beiderseits des Wegs ist es dunkler, aber es wimmelt von kleinen Lichtern, die zwischen den Bäumen umherflirren. Tausende von Glühwürmchen, Leuchtkäfer der Familie Lampyridae, sind um diese Zeit unterwegs, es geht auf Mitternacht zu.
Die letzten 100 Meter Aufstieg, den Wald habe ich hinter mir gelassen, rechts öffnet sich der Blick auf das Lohrheidestadion des SG Wattenscheid 09, links erhebt sich der flache Kegel des Spiralbergs auf der 40 Meter hohen Halde Rheinelbe mit der zehn Meter hohen, aus großen Betonblöcken erbauten Himmelstreppe im ­Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf. Schon lange sind sie zu hören, die Paarungsrufe der Kreuzkröten, denen mein Besuch gilt.
Es ist erstaunlich, welchen Lärm die höchstens acht Zentimeter langen Männchen von Bufo calamita ver­anstalten, sie sind die lautesten einheimischen Froschlurche. Doch dazu gleich mehr, vorher scheint es mir sinnvoll, kurz zu schildern, was es mit dieser Halde auf sich hat.
Ihr Kern besteht aus Abraum aus dem Steinkohlebergbau. „Damals, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, konnte die Kohle von dem tauben Gestein nicht sehr präzise getrennt werden, und so wiesen die Waschberge einen hohen Anteil von Restkohle auf. Unter dem ungeheuren Druck des aufgeschütteten Materials, verbunden mit der fehlenden Verdichtung und dem [...] hohen Sauerstoff­gehalt entstand ein gefährliches Produkt. Viele der so aufgeschütteten Halden fingen bald an, in ihrem In­neren zu brennen. Die Kohlereste schwelten [bei rund 400 °C]. Über 100 Jahre können solche Brände andauern, die Möglichkeit, sie zu löschen, ist sehr begrenzt. [...] auf Rheinelbe hat man durch Verdichtungen und ­Abtragungen die Brände jedoch unter Kontrolle bekommen (Godau 2007).
Spiralberg und Himmelstreppe wurden von dem 2008 verstorbenen Künstler Herman Prigann gestaltet und verstehen sich „als Teil einer zerstörten Landschaft, die als Folge der technischen Zivilisation überall Spuren hinterlassen hat“ (Godau 2007). Zu den Pflegemaßnahmen dieses ungewöhnlichen Industriekultur-Kunstwerks gehören das regelmäßige Entfernen der Vegetation und das Verfüllen der Erosionsrillen.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 9/2017