Ach ja, die Drosophila- und die Grindal-Zuchten sollte ich auch erwähnen, ebenso die nicht ganz geruchsneutralen Mikro-Ansätze und schließlich die Fischleichen, die auch irgendwo entsorgt werden müssen. Glücklicherweise trösten sich viele Aquarianerfrauen damit, dass ihr Göttergatte im Fischkeller hockt und im Gegenzug eher selten in die Kneipe geht. Und so manche der Frauen bringen sich sogar aktiv ein. Ein besonderes Dankeschön verdienen alle diejenigen, die ihre Männer nicht nur in den Verein begleiten, sondern sie auch bei den dort anfallenden Arbeiten unterstützen. Bei Ausstellungen und Börsen schleppen sie Aquarien und Equipment, dekorieren die Räumlichkeiten, backen und brutzeln für das leibliche Wohl oder organisieren gar die Tombola … Auch ich hatte mit meiner Ehefrau großes Glück, habe aber – zugegeben – auch gut ausgesucht! Sie hatte nämlich schon vor unsere Heirat ein – wenn auch kleines – Aquarium, meckerte später nie über irgendwelche Pfützen auf dem Fußboden und hatte nichts dagegen, dass ich meine Anlage nach und nach vergrößerte. Und wenn ich heute unterwegs bin, kümmert sie sich um die Becken, füttert und hat im Lauf der Zeit zumindest so viel Fachkenntnis erworben, dass sie sich auch bei technischen Schwierigkeiten zu helfen weiß. Und als ich zum ersten Mal der Fische wegen in die Tropen reisen wollte und wegen der Kosten zögerte, bestärkte sie mich und ließ mich ohne Vorbehalte ziehen. Im Gegenzug fand ich es nur angemessen, sie auf die nächste Reise mitzunehmen, und inzwischen hat sie mich wiederholt begleitet. Reine Vergnügungstouren waren das für sie allerdings meist nicht, zumal wir uns in den entlegensten Winkeln Mittel- und Südamerikas herumtrieben und in armseligen, oft nicht gerade sauberen Unterkünften oder gar in der Hängematte auf dem Boot schlafen mussten, uns mit dem Allrad stundenlang auf staubigen Holperpisten durch die Einsamkeit quälten oder bei schwüler Hitze von Mücken und anderem Ungeziefer gepiesackt wurden … So viel Verständnis und Toleranz sind eher selten. Ja, ich habe Bekannte, die sich seit 40 Jahren ein Aquarium wünschen, aber keines aufstellen dürfen, weil ihre Ehefrauen die damit verbundene Panscherei fürchten. Anderen ist ein solches Hobby schlicht zu teuer, oder aber sie fürchten das Schlimmste, wenn ihr Ehemann auf Reisen gehen möchte. „Denk an deine Kinder“, heißt es da, „an deine Gesundheit. Und was wird aus mir, wenn dir etwas passiert?“ Gottlob sind das ebenfalls eher Ausnahmen. Ja, die meisten meiner Fischfreunde kommen mit ihren Frauen gut zurecht. Das gilt auch für Gerd, der mir kürzlich ein paar Neoheterandria elegans mitbrachte und auf meine Frage, wie denn das Wasser für ihre Pflege beschaffen sein solle, etwas rätselhaft antwortete: „Wie meine Mary!“ Als ich ihn verständnislos ansah, erläuterte er schmunzelnd: „Nun ja, – warm, weich, aber auch immer ein bisschen sauer!“ Von Uwe Werner