Teilweise handelt es sich dabei um endemische Formen, die in kleinen Populationen eng begrenzte Lebensräume besiedeln. Juan Miguel Artigas Azas (siehe DATZ 8/2014) beschreibt solche Standorte und ihre Entwicklungen. Zahlreiche dieser Gewässer sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden oder grundlegend verändert worden. Eine schnell wachsende Bevölkerung beeinträchtigt die Landschaft nachhaltig, und das Einschleppen gebietsfremder Arten sorgt für eine Konkurrenz, der kein Hochlandkärpfling gewachsen ist. In dem Buch werden 38 der wohl über 40 noch rezenten Arten in Steckbriefen vorgestellt. Jede Spezies wird mit Namen, Vorkommen, Größe, Geschlechtsunterschieden und Bedrohungsgrad dokumentiert, ergänzt um Angaben zur Haltung im Aquarium. Vor diesem Abschnitt sind auf über 70 Seiten (!) die Erkenntnisse zur Fortpflanzungsbiologie zusammengestellt, ein vielseitiges Kaleidoskop ökologischer Anpassungen an aquatische Lebensräume. Geschrieben hat dieses Kapitel ein emeritierter Universitätsprofessor; seine Lektüre erfordert einige Vorkenntnisse, lässt aber (fast) keine Frage unbeantwortet. Eingerahmt werden die „biologischen“ Kapitel von umfangreichen Beiträgen zum Erhaltungszuchtprogramm und zu den Lebensräumen der Goodeiden. Dabei gerät der einleitende Teil zur Systematik allerdings zu dem Versuch, schier unendlich viele Informationen auf möglichst wenigen Seiten zu konzentrieren, kombiniert mit kaum lesbaren Grafiken. Beispiele bieten die Verbreitungskarte auf Seite 14 und das „Phylogramm“ auf Seite 22. Es funktioniert eben nicht, Abbildungen, die zumindest eine Publikationsgröße von DIN A 4 benötigen, derart zusammenzustauchen. Das ist umso ärgerlicher, wenn der Verkaufspreis des Bandes dem eines großformatigen Sachbuchs entspricht. Weiter geht es mit Artikeln zu Fundorten und zum Gefährdungsgrad der einzelnen Arten. Anschließend werden Erhaltungsprojekte vorgestellt. In Kapitel neun stellt Michael Kempkes die Verhaltensbiologie dieser Fischgruppe vor. Warum das Thema „Erhaltungszuchten“ erst 150 Seiten später wieder aufgegriffen wird und stattdessen der oben genannte Block an biologischen Inhalten folgt, ist mir nicht ganz klar. Die Einteilung schmälert den Wert des Buchs allerdings nicht. In Kapitel 15 wird die Arbeit der „Goodeid Working Group“ erläutert, einem der Erfolgsbeispiele zum Erhalt einer bedrohten Artengruppe. Die folgenden Abschnitte zu möglichen Erhaltungszuchten der noch einzelnen Fundorten zuzuordnenden Hochlandskärpflingsarten stellen eine denkbare Perspektive für die Aquaristik dar: Sie besteht nicht im „Verbrauch“ von Importfischen, der zu ihrem Aussterben beiträgt, sondern im Erhalt von Arten in Aquarien über einen längeren Zeitraum, verbunden mit der Hoffnung auf eine mögliche Wiederbesiedelung der ursprünglichen Lebensräume – und allen grundsätzlichen Problemen von Erhaltungszuchten (siehe hierzu DATZ 4/2012, Titelthema). Die umfangreiche Literaturschau war schon immer eine der Stärken der Neuen Brehm-Bücherei, werden hier doch Quellen erschlossen, zu denen der „normale“ Liebhaber kaum Zugang hat, selbst in Zeiten des Internets! Auch für dieses Werk wurde mit der Literaturübersicht eine große Fleiß arbeit geleistet, die dem Leser viele Mühen abnehmen wird, wenn er an dem Thema weiterarbeiten möchte. Eine große Hilfe wäre – im Sinn von „Citizen Science“ – ein Glossar mit Erklärungen zu den wichtigsten Fachbegriffen gewesen. Mancher Nicht-Biologe wird zum Nachschlagen Fachbücher oder das „allwissende“ Internet nutzen müssen. Fazit: Die Weiterverbreitung dieses wichtigen Buchs ist zu wünschen und uneingeschränkt zu empfehlen. Es ist ein Beispiel für die Möglichkeiten und Grenzen von Erhaltungszuchten und kann als Handbuch für ambitionierte Aquarianer dienen. Besonders möchte ich es auch Multiplikatoren in der Umweltbildung ans Herz legen. Es kann für Schulen eine solide Grundlage darstellen, um ein brandaktuelles Thema der Ökologie und Biodiversität praxisnah in den Unterricht einzubringen. Hans-Peter Ziemek