Die zitierten wissenschaftlichen Studien behandeln vor allem Larvenstadien, nicht die tatsächliche Aufzucht bis zum Jungkrebs. Und die Zuordnung der Fotos scheint nicht immer ganz zu stimmen – sonst ist das Buch rundum zu empfehlen. Lange wartete man hierzulande auf ein vergleichbares Werk. Literatur gab es eigentlich nur aus dem amerikanischen Raum, und die richtete sich zudem oft eher an Kinder. Mit dem Aqualog-Buch legt Schäfer eine umfassende Übersicht über die kleinen Anomuren vor, die häufig in Terrarien gehalten werden und dort bei richtiger Pflege über 30 Jahre alt werden können. Konsequent arbeitet Schäfer – dabei immer angenehm zu lesen – die Themen „Am Anfang“, Systematik, Biologie und Praxis durch. Im Schnelltest – „Sind Landeinsiedlerkrebse das Richtige für mich?“ – bietet er eine Checklist, die deutlich macht, dass man täglich nach den Tieren schauen und jahrelang Verantwortung für die kleinen Lebewesen übernehmen muss. So beleuchtet er auch, wann und unter welchen Bedingungen Kinder als Halter für die Krebse geeignet sein können. Mit benötigtem Material und Technik geht es weiter, wobei Schäfer betont, dass LED-Leuchten als Heizmöglichkeiten nicht taugen und auch Heizmatten und -kabel nicht – wie üblich – unter die Bodenscheibe gehören, denn die Tiere erwarten beim Graben ja kühlere Temperaturen und nicht wärmere. Andere Heizmittel als Strahler gehören daher an Rückwand oder Seitenscheibe. Auch zu Thermostaten, zur Stärke von Lampen und Heizmitteln gibt der Autor Anhaltspunkte. Schäfer erwähnt die Bedeutung einer Fauna im Terrarium zur Resteverwertung („Bio-Kompost“), nötiges Salz- und Süßwasser (inklusive Daphnien-Test für die biologische Unbedenklichkeit) sowie Äste oder Pflanzen für die eifrigen Kletterer. Einrichtungsbeispiel für Regenwald, felsige Küste oder Sandstrand komplettieren den ersten Teil. Zur Systematik klärt der Autor zunächst, wo die Tiere in der Zoologie einzusortieren sind, wie wissenschaftliche Namen funktionieren und welche beschriebenen Arten es zurzeit gibt. Auch der Palmendieb wird vorgestellt. Dann folgen die 16 bekannten Coenobita-Arten mit taxonomischen und Literaturhinweisen, Verbreitung, Merkmalen, biologischen und besonderen Informationen sowie bevorzugten Schneckenhäusern. Im vorletzten Abschnitt geht es um Anatomie, Fortpflanzung und Aufzucht der kleinen Krabbler. Aufgrund wissenschaftlich mitunter gut dokumentierter Larvenaufzuchten liefert der Verfasser zudem Tipps für Leser, die sich selbst als Züchter versuchen möchten. Die Punkte korrektes Futter und giftige Pflanzen, Verstecke, Auslauf und was alles bei der Häutung passiert und beachtet werden muss, bilden den Praxisteil zu Haltung und Pflege (vor dem umfangreichen Literaturverzeichnis). Schäfer versäumt nicht, Kritik an bunt bemalten Häuschen zu äußern und zu begründen, erklärt individuelle Unterschiede im Verhalten und verrät, was zu tun ist, wenn ein Landeinsiedlerkrebs mit seiner Schere zukneift. Alles in allem: Wirklich jeder Halter und Interessierte sollte dieses Buch besitzen und lesen! Oliver Mengedoht