Pipette XL
Die Überschrift ist durchaus ernst gemeint, denn in der Tat gelingt es in fertig eingerichteten Aquarien oft nur schwer, Fische gezielt herauszufangen. In Meerwasserbecken mit einem komplexen Korallenaufbau ist das ein fast aussichtsloses Unterfangen.
Nun hat Aqua Medic anscheinend die gute alte Fangglocke wieder aktiviert, die ich noch aus Ju­gendzeiten kenne. Damals waren diese Uten­silien aus Glas und damit recht empfindlich, wenn auch manchmal sehr hilfreich.
Doch bei Aqua Medic hat man nachgedacht und eine deutlich verbesserte Variante entwickelt. Sie ist wesentlich größer als die früheren Glas­glocken, auch Fische mit gut 10 cm Länge passen noch hinein. Zudem ist sie komplett aus Kunststoff, was sie sehr robust macht, auch wenn man beim Fangen mal in der Hektik an die Scheiben stoßen sollte. Da waren die Glocken von früher sofort kaputt!
Außerdem ist den Entwicklern ein guter Trick eingefallen, das Ganze noch praktischer zu machen: Auf etwa halber Höhe des Halterohrs befindet sich ein Loch, das es zunächst erlaubt, dass sich die ganze Glocke bis dahin mit Wasser füllt, weil die Luft entweichen kann. Hat man nun einen Fisch in der Glocke und zieht diese aus dem Becken, würde das Wasser aber normalerweise sofort herauslaufen. Drückt man allerdings den Finger auf das Loch, bleibt genug Wasser in der Glocke – und der Fisch immer unter Wasser. Natürlich muss man die Glocke dazu etwa waagerecht halten. Das ist um Klassen besser, als den Fisch mit einem Netz zeitweise trockenzulegen. Auch Schleimhautverletzungen, die mit Netzen vorkommen können, sind mit der Glocke ausgeschlossen. Und in dieser Fangglocke können sich die Fische nicht mit ihren Flossenstrahlen verhaken – so mancher Welsliebhaber kennt das Problem.
Aber kann man damit überhaupt Fische fangen? Das wollte ich auch wissen und habe es ausprobiert. Ich dachte mir schon clevere Strategien aus, z. B. wollte ich die Glocke an der Futterstelle ins Wasser halten und gleichzeitig etwas füttern. Doch schon beim ersten Versuch ganz ohne Futter hatte ich einen Clownfisch in der Glocke. Wie immer hungrig, kam er neugierig an die Futterstelle und schwamm fast von selbst hinein. Anscheinend sieht er sie nicht wirklich, denn ich konnte ihn mehrmals nacheinander über­listen! Natürlich kann man damit sicherlich nicht jeden scheuen Fisch aus verwinkelt eingerichteten Aquarien fangen. Aber einen Versuch ist es wert.
Diese Fangkelle eignet sich zudem ideal zum Abschöpfen von Jungfischen, Garnelen und Larven diverser Wirbelloser, die ja sehr empfindlich sein können. Kurz: Früher war nicht alles schlecht, und wenn man dann noch ein paar Ideen obenauf packt und weiterentwickelt, kann dabei etwas äußerst Praktisches he­rauskommen!
Werner Baumeister