Rolf Dudda gehört zu den wenigen Zeitgenossen, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnten. Seit über 30 Jahren schon kultiviert er gewerbsmäßig Aquarienpflanzen – ein Blick hinter die Kulissen seines Betriebs. | Von Uwe Werner

Über einen befreundeten Zoohändler lernte ich Rolf Dudda kennen, der in Schermbeck bei Wesel eine Wasserpflanzengärtnerei betreibt. Da mich sein reichhaltiges Angebot, seine fachkundige und freundliche Beratung überzeugten, stelle ich seinen Betrieb hier vor. Die Gärtnerei liegt am nördlichen Ortsrand von Schermbeck, knapp einen Kilometer außerhalb der Gemeinde. Sie besteht im Wesentlichen aus sechs aus Bogengerüsten gebauten Treibhäusern, über die zwei Lagen ­Folienhäute so gespannt sind, dass die Luftschicht des Zwischenraums für eine gute Isolierung sorgt. Drinnen werden in oder auf Folienwannen, die auf Gestellen von etwa Tischhöhe stehen und insgesamt ungefähr 2400 Quadratmeter Fläche bieten, die Pflanzen gezogen. Um die Luftfeuchtigkeit hinreichend hoch zu halten, sind auch die Folienwannen noch einmal seitlich durch Plastikfolien – wie durch Vorhänge – abgeschirmt.

Wie alles begann
Rolf Dudda, der sich in seiner Jugend hobbymäßig mit Wasserpflanzen beschäftigte, begann schon 1980, gewerbsmäßig Pflanzen zu kultivieren, und zwar in Ungarn, woher seine Frau stammt. Dort nutzte er Thermalwasser und temperiertes Karstwasser für die Aquarienpflanzenzucht (Horst 1988; van den Nieuwenhuizen 1986).
Die Gärtnerei in Ungarn besteht noch heute (Florahungarica.com). Insbesondere aus logistischen Gründen, das heißt wegen der besseren und vor allem schnelleren Versand- und Liefermöglichkeiten, baute Dudda später seine Firma „AQUAPLANTA“ in Schermbeck auf. Zwischen beiden Betrieben gibt es einen regelmäßigen Pendelverkehr zwecks umfangreicher Lieferungen und gelegentlicher Auf­frischung oder Ergänzung der Pflanzenbestände. Natürlich werden auch Pflanzen aus ihren Heimatländern importiert und vor dem Weiterverkauf nicht selten über mehrere Monate „aufgepäppelt“.

Veränderungen
Während AQUAPLANTA früher nur den Großhandel und andere Wasserpflanzenzüchtereien wie Dennerle und Tropica belieferte, gehen heute die meisten Pflanzen an kleinere und größere Zoogeschäfte. Das liegt daran, sagt Rolf Dudda, dass inzwischen leider viele Großhändler „vom Markt“, also nicht mehr existent sind. So musste er sich nach anderen Abnehmern umsehen. Aber wie man so sagt: „Kleinvieh macht auch Mist.“

Dennoch hat Dudda zu kämpfen, in erster Linie wegen der Energiepreise, die in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Und seine Zuchtanlage braucht Energie! Das Wasser und die Gewächshäuser müssen für mehrere Monate im Jahr beheizt werden, wozu er früher ausschließlich preiswerte Kohle aus dem Ostblock einsetzte, inzwischen aber auch – mehr und mehr – moderne Solartechnik nutzt. Doch damit nicht genug: Die Gewächshäuser müssen, vor allem im Sommer, intensiv belüftet werden, und das Wasser, in dem die Pflanzen stehen, wird ständig umgewälzt. Auf Strom fressende Ventilatoren und Umwälzpumpen kann also nicht verzichtet werden. Hinzu kommen Kosten für eine zusätzliche künstliche Beleuchtung in den lichtarmen Monaten.

Emerse Kultur
Wie in wohl allen Wasserpflanzengärtnereien gedeihen auch bei Rolf Dudda die Pflanzen nicht submers, also unter Wasser, sondern stehen nur „mit den Füßen“ darin. Diese emerse Kultur ist aber ganz natürlich: Fast alle Pflanzen, mit denen wir unsere Aquarien dekorieren, streben auch in der Natur über die Oberfläche hinaus, wobei die über dem Pegel wachsenden Blätter bei einigen Arten ihre Form und sogar ihre Farbe verändern. So besitzen etliche Echinodorus-Arten emers grüne Blätter, submers hingegen rötliches Laub.
Die einzelnen Pflanzen werden in kleinen, geschlitzten Plastikkörbchen herangezogen, die in dem mit Düngemitteln versetzten, ständig als Gießwasser nachgeführten und somit umgewälzten Wasser stehen. Die Wurzelbildung vollzog sich bislang in einem Substrat aus Steinwolle, in dem sich die Nährstoffe aus dem Gießwasser anreichern. Leider ist diese „traditionelle“ Methode mit einigen Nachteilen behaftet. So begünstigt Steinwolle die Algenbildung, und wenn sie vor dem Einsetzen der Pflanzen ins Aquarium nicht vollständig entfernt wird, besteht die Gefahr, dass ihre Mikrofasern in die Kiemen der Fische gelangen und sie verletzen.

In Schermbeck ist man deswegen gerade dabei, die Kultivierung der Wasserpflanzen auf ein natürliches Substrat umzustellen, nämlich verdichtete Kokosballen oder mehrfach gewickelte Kokosmatten. Die Kokos­fasern bieten den Vorteil, dass sie die Nährstoffe ebenso aufnehmen wie Steinwolle, aber zusätzlich noch eigene liefern. Außerdem ist ihre Struk­tur viel lockerer, sodass die Wurzelbildung der Pflanzen besser verläuft. Schon bald durchziehen sie den gesamten Kokosballen oder treten an den Seiten aus.

Weiterhin kann man die Pflanzen später mitsamt den Kokosfasern ins Aquarium setzen, ohne dass Fische oder Wirbellose (etwa Garnelen) gefährdet werden. Schließlich sorgen die noch vorhandenen, langsam verrottenden Kokosfasern noch eine Zeit lang für die Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und natürlichen Huminsäuren.

Das Angebot
Rolf Dudda kann auf nahezu 30 Jahre Erfahrung in der Wasserpflanzenkultur und ihrer Vermarktung zurückblicken. Die Pflanzen werden – weltweit – per Flugzeug, Auto oder Post verschickt und ausgeliefert. Er arbeitet mit Firmen in England, Deutschland, Rumänien, Russland, diversen Ländern Asiens und sogar Afrikas und den Vereinigten Staaten zusammen. Natürlich war und ist er auch auf den großen deutschen Aquaristikmessen und bei anderen aquaristischen „Events“ präsent, so in Friedrichshafen, Duisburg und Stuttgart, aber auch jenseits der deutschen Grenzen, etwa in Bologna oder in Birmingham. Er hielt oder hält Kontakt zu bekannten „Größen“ der Aquaristik wie Kaspar Horst, Christel Kasselmann, Holger Windeløv und Arend van den Nieuwenhuizen.

Das Angebot ist hochwertig, preisgünstig und vielfältig. So muss es auch sein, denn Aquarianer sind zumeist Normalverdiener, aber dennoch wählerisch, und sie schätzen ein reichhaltiges Sortiment, mit dem sie ihre Aquarien naturnah und dekorativ einrichten können.

Es wäre müßig, hier alle Pflanzenarten aufzulisten, die in Schermbeck zu erwerben sind, aber ich will doch wenigstens ein paar der bekannteren Gattungen nennen.
So bekommt man etwa kräftige afrika­nische Anubias ebenso wie südame­rikanische Bacopa (Pfennigkräuter, Fettblätter), Lilaeopsis (Graspflanzen) sowie Echinodorus (Schwertpflanzen), Cryptocoryne (Wasserkelche) und Hygrophila (Wasserfreund) aus Indien, Südost­asien und Neuguinea, aber natürlich auch Microsorum (Javafarne) und Aponogeton (Wasser­ähren) aus Asien, letztere auch aus Madagaskar. 

Literatur
Horst, K. (1988): Rolf Dudda: Auch im Großversuch: Wasserverbesserung durch Pflanzen. – Aquarium Heute 6 (3): 37–38.
Van den Nieuwenhuizen, A. (1986): Aquarienpflanzen aus Ungarn. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 39 (2): 84–87.