Deshalb ist eine umfassende ökonomische Betrachtung von Maßnahmen zum Gewässer- und Auenschutz sinnvoll“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel anlässlich der Vorstellung der Broschüre. „Die Studie legt nahe, dass Gewässer und ihre Auen künftig noch stärker zu Schwerpunkträumen von Renaturierungen werden sollten. Das bedeutet auch, dass wir in Deutschland künftig mehr naturverträgliche Hochwasserschutzmaßnahmen umsetzen müssen.“ Bei jedem Hochwasser zeigt sich die Bedeutung der Auen. Wo Wiesen und Wälder überflutet werden, sinkt das Risiko, dass Menschen in Gefahr geraten und Schäden in Millionenhöhe entstehen. Naturverträgliche Maßnahmen können Schutzwirkung und Nutzen von Auen künftig sogar noch steigern: Die Studie belegt, dass der Wert des Hochwasserschutzes bei großräumigen Deichrückverlegungen, etwa an der Elbe, über 100 Millionen Euro betragen kann. Moorreiche und nasse Flussniederungen sind auch im Klimaschutz von Bedeutung. Maßnahmen wie die „Wiedervernässung“ trockengelegter Areale rechnen sich zudem volkswirtschaftlich. So lässt sich durch die Wiedervernässung von 30.000 Hektar Moorfläche in Mecklenburg-Vorpommern eine Verminderung von Treibhausgasen im Wert von 33,6 Millionen Euro jährlich erreichen. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen sind Moorrenaturierungen konkurrenzlos günstig. Die Kosten liegen in den in der Studie betrachteten Fällen zwischen null und 15 Euro pro eingesparte Tonne CO2. Demgegenüber kostet ein reduzierter Ausstoß von Treibhausgasen durch den Einsatz von Wasser- und Windkraft 22 bis 70 Euro pro Tonne, bei Biomasse liegt der Betrag bei bis zu 459 Euro. Rechnet man weitere Leistungen naturnaher Gewässer und Auen wie Wasserreinigung und Erholungsnutzen dazu, fällt die ökonomische Bilanz noch besser aus. Die Filterfunktion von Auen bringt Kosteneinsparungen in Millionenhöhe. Feuchtgebiete und Auen mindern den Stickstoff- und Phosphor-Eintrag in Gewässer und Grundwasser. Damit tragen sie zur Reinhaltung des Trinkwassers bei. Kostenaufwendige Maßnahmen zur Wasserreinhaltung und -aufbereitung können so verringert werden. Auch die Nord- und Ostsee, die unter den Folgen von Überdüngung leiden, profitieren von dem Rückhalt an Nährstoffen. Der Freizeit- und Erholungsnutzen von Flusslandschaften beträgt auf regionaler Ebene, etwa im Spreewald, jährlich bis zu mehrere Millionen Euro. Mit der zunehmenden Nachfrage steigen in Deutschland auch die Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Freizeitangebote in der Region. Davon profitieren Kommunen und Gemeinden und damit deren Bewohner direkt. Die Beispiele in der Studie zeigen, dass die Bereitstellung öffentlicher Gelder und Flächen für die Renaturierung von Gewässern und Auen eine Investition in die Zukunft ist. „Je eher wir mit der Renaturierung beginnen, desto höher die Rendite für die Gesellschaft. Schon heute würde naturnahen Varianten öfter der Vorzug gegeben, wenn das Naturkapital von Gewässern und Auen in die Abwägung der Planungsvarianten einbezogen würde. Die gesellschaftliche Akzeptanz dafür ist vorhanden, wie wir aus repräsentativen Umfragen zum Naturbewusstsein wissen“, sagt Beate Jessel. Dabei ist den Landnutzern eine ökonomisch tragfähige Perspektive zu bieten. Für Land- und Forstwirtschaft muss es sich lohnen, Auen naturverträglich zu nutzen und neben land- und forstwirtschaftlichen Produkten vermehrt eine hohe Arten- und Lebensraumvielfalt zu „produzieren“ und einen Beitrag zum Hochwasser- und Klimaschutz zu erbringen. „Die Zeit ist also reif, von modellhaften Einzelmaßnahmen zu einer großräumigen Umsetzung von Gewässer- und Auenrenaturierungen zu kommen. Wir verstehen die Ergebnisse der Studie auch als Aufforderung an die Politik zum Handeln“, erklärte die BfN-Präsidentin. Bezug: Die Broschüre „Gewässer und Auen – Nutzen für die Gesellschaft“ kann kostenlos unter Naturund- Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellt werden. Sie ist zudem unter www.bfn.de/0324_veroeffentlichung_ download. html verfügbar. BfN