Süsswasser
ie Mango für das Pflanzenbecken
Eine aquaristisch sehr populäre Schmerle wurde nun offiziell beschrieben und mit einem Namen bedacht, der die Färbung der Männchen angemessen würdigt. Aber auch aus anderen Gründen ist diese burmesische Art durchaus bemerkenswert. | von Sebastian Wolf
Eine der Auffälligkeiten der neu beschriebenen Schmerle Physoschistura mango ist die geringe Endgröße: Die maximale Standardlänge, die Conway & Kottelat (2023) in ihrer Erstbeschreibung nennen, liegt bei 23,5 mm. Ich bin mir aber recht sicher, dass Exemplare dieser Art, die im Aquarium gepflegt werden, diese Größe toppen können. Leider kann ich meine Behauptung nicht belegen, da ich die Art nicht mehr pflege und meine Tiere nie vermessen habe (ja, fehlende Dokumentation rächt sich irgendwann) …
Der Gambusia-punctata-Komplex mit der vom Aussterben bedrohten haitianischen Gambusia beebei
Viele lebendgebärende Zahnkarpfen sind in ihrem Lebensraum ernsthaft in der Existenz bedroht. Der hier vorgestellte Kärpfling ist so ein Fall, er lebt nur in einem einzigen Gewässer! | von Manfred K. Meyer
Die Gambusia-punctata-Gruppe umfasst nach Rauchenberger (1989) sechs Arten: Gambusia beebei Myers, 1935, G. luma Rosen & Bailey, 1963, G. pseudopunctata Rivas, 1969, G. punctata Poey, 1854, G. rhizophorae Rivas, 1969 und G. xanthosoma Greenfield, 1983. Vier davon sind gesichert salztolerant (Garcia-Machado 2020), von G. beebei und G. pseudopunctata ist das noch nicht erforscht. Das mag sicherlich den Hinweis geben, dass ursprüngliche Vertreter dieses Artenkomplexes mittels „overwater dispersal“ (Ausbreitung über Wasser) vor allem Kuba und möglicherweise auch weitere Inseln der Großen Antillen erreichen konnten. Allerdings widerspricht diese Annahme der Tatsache, dass die urtümlichen Arten des Komplexes, nämlich G. beebei und G. pseudopunctata, die auf der Tiburon-Halbinsel, Haiti, beheimatet sind, lediglich in Süßgewässern nachgewiesen werden. Ob auch sie salztolerant sind, müsste also wie gesagt erst noch untersucht werden.
Schöne Wilde: Caridina und Paracaridina
Der Ferne Osten ist Biodiversitäts-Hotspot für Wirbellose: Ein Großteil der aquaristisch bekannten Zwerggarnelen-Arten stammt ursprünglich aus China und Vietnam. Die Wildformen brauchen besondere Zuwendung, um aquaristisch nicht zu verschwinden. Ob sich „Fischler“ überzeugen lassen? Den Versuch ist es wert. | von Sebastian Wolf,
Mit Öffnung der asiatischen Märkte sickerten die ersten Garnelenarten und -zuchtformen in Europa ein, und es war klar, dass man sie exzellent vermarkten kann – auch, weil sich mit ihnen neue Zielgruppen ködern lassen. Garnelen sind klein, wenig pflegebedürftig und wecken Sympathien. Diese Versprechen, die die kommerzielle Aquaristik ab den 2000er-Jahren gut zu nutzen wusste, wirken bis heute. Vorteile im Vergleich zu Fischen ergeben sich aus einem strengen Tierschutzgesetz – meines Erachtens ein immer wichtigerer Faktor bei der Tierauswahl für die eigenen Aquarien (mehr dazu weiter unten).
Nachgefragt bei Werner Klotz: Garnelen erforschen
Viele Zwerggarnelen waren hinsichtlich ihrer systematischen Zuordnung lange Zeit ein Mysterium. Dass sich dies bei den aquaristisch beliebtesten Arten grundlegend geändert hat, ist einigen wenigen Garnelenspezialisten zu verdanken – darunter Werner Klotz aus Österreich. | von Sebastian Wolf,
DATZ: Werner, arbeitest du aktuell an neuen Garnelen?
Werner Klotz (WK): Auch wenn die meisten aquaristisch interessanten Arten in den letzten Jahren beschrieben oder bereits bekannten Arten zugeordnet werden konnten, habe ich momentan noch einige Projekte in Arbeit. Da wäre z. B. eine bereits eingereichte Neubeschreibung von drei Arten der Gattung Caridina aus dem Norden von Australien. Parallel arbeite ich an einer Revision einiger Gattungen aus dem ost- und südostasiatischen Bereich, die wieder in die Gattung Caridina eingegliedert werden sollen. Mit dabei ist hier die formelle Beschreibung der in der Aquaristik als „Blue Bee“ bekannten Garnele, die bisher der Gattung Paracaridina zugerechnet wird. Eine Revision einer schon 1862 beschriebenen Garnele, die aber bis heute von Wissenschaftlern falsch zugeordnet wird, und eine Übersicht über die Garnelenfauna von Sri Lanka sind die nächsten Projekte.
Garnelen als Botschafter Sulawesis
Zweifelsohne sind die Garnelen aus den Sulawesi-Seen faszinierend – ein Blick auf sie genügt: Sie sind farbenprächtig, und eine Art wie Caridina dennerli mit ihren schwingenden weißen, unermüdlichen Beinen bietet uns ein besonderes Erlebnis der Garnelenbeobachtung. | von Markéta Rejlková
Wenn wir Garnelen als Teil von etwas Größerem sehen, als Lebewesen, die auf Sulawesi perfekt an die Umwelt erdgeschichtlich alter Seen angepasst sind, dann liegt darin etwas Geheimnisvolles. Und in der Zucht sind sie definitiv eine Herausforderung.
Die Ansprüche der Sulawesi-Garnelen sind allgemein sehr hoch. Ihre natürliche Umgebung ist gekennzeichnet durch eine dauerhaft hohe Temperatur (im Schnitt 29–30 °C), extrem sauberes Wasser mit besonderem Chemismus und eine spezifische Umgebung (Wasserströmung, Substrate – und es müssen nicht nur Steine sein, siehe Caridina spongicola, die auf einem Schwamm lebt, oder C. mayamareenae, die leere Schneckengehäuse bewohnt). Die Unveränderlichkeit ihrer Umwelt sorgt dafür, dass sich diese Garnelen schlecht oder gar nicht an Abweichungen anpassen können – nicht einmal an solche, die aus Sicht der normalen Aquarienhaltung als vernachlässigbar gelten.