Süsswasser
Der Netzpinselalgenfresser ist auch ein Knabberfisch
Beobachtungen an Crossocheilus reticulatus zeigen, wie breit das Nahrungsspektrum der Art sein kann. | von Andreas Spreinat
Als ich neulich im Datennetz nach Informationen über „Knabberfische“ suchte, gelangte ich auf die Seite einer sogenannten Tierrechtsorganisation (PETA), auf der ich sonderbare Mitteilungen über den Kangalfisch (Garra rufa) fand. Die Art, die auch Rötliche Saugbarbe genannt wird, wurde weitläufig bekannt durch Thermalbäder in der türkischen Kangalregion, in denen Menschen mit Hauterkrankungen wie chronischer Schuppenflechte (Psoriasis) schon seit rund 200 Jahren (laut www.psoriasis-netz.de) behandelt werden. Die in den über 30 °C warmen Thermalquellen natürlicherweise vorkommenden, bis etwa 14 cm erreichenden kleinen Saugbarben knabbern an der Haut der Badenden und entfernen auf diese Weise tote Hautpartikel, was möglicherweise den Heilungsprozess unterstützt und zum Wohlbefinden beiträgt. Diesen Umstand machen sich mittlerweile auch Wellness- und Kosmetikeinrichtungen nicht nur in Deutschland zunutze, indem sie „Fisch-Spa“ oder Fisch-Pediküre anbieten.
Ein fast vergessener Blickfang aus dem Malawisee: Aulonocara jacobfreibergi
Auf ein Leben in Höhlen ist der Star dieses Artikels spezialisiert, und auch im Aquarium braucht er darum zahlreiche tiefe Spalten und Höhlen. Bei einer artgerechten Haltung ist die Nachzucht kein Hexenwerk. Dass die Art dennoch nicht allzu häufig in der Haltung ist, hat einen einfachen Grund – verdient hätte sie mehr Beachtung jedoch allemal! | von Wolfgang Staeck
Vor einem halben Jahrhundert entdeckte Trevor Davies, Sohn von Peter Davies, dem ersten Exporteur von Malawicichliden, einen bis dahin unbekannten Buntbarsch. Schon kurze Zeit später wurden einige Exemplare der neuen Art nach Amerika und Europa verschifft, wo sie wegen ihrer prächtigen Farben große Aufmerksamkeit erregten. Trevor Davies hatte die ungewöhnlich farbige neue Art ganz in der Nähe der Fisch- und Exportstation seines Vaters im südlichen Teil des Sees gefunden, in der Gegend von Cape Maclear.
Mexikanische Höhlensalmler – Aquarienbeobachtungen
Die Wissenschaft widmet dem Bewohner aus Mexikos Untergrund viel Aufmerksamkeit. Im Gegensatz dazu ist das Interesse in der Aquaristik auffällig gering. Offenbar hält man Astyanax jordani für langweilig – aber diese Einschätzung trügt, denn die Höhlensalmler sind spannende und lehrreiche Pfleglinge. | von Sebastian Wolf
Wollte man den handelstypischen Höhlensalmler (tendenziös) beschreiben, könnte man sagen: ziemlich verfressen und kaum besondere Ansprüche. Die Schwierigkeit dürfte eher darin bestehen, heutzutage überhaupt Tiere im stationären Handel zu finden, alternativ gibt es den auf Versand fokussierten Online-Verkauf. Wenn die Salmler dort angeboten werden, sind sie günstig. Was sie offenbar vollends unattraktiv macht – anders ist nicht zu erklären, warum Höhlensalmler ein derartiges Nischendasein führen. Bestenfalls kurze Anmerkungen wurden ihnen in der Literatur gewidmet. Dennoch stellen sie sich als nette und interessante Pfleglinge für nicht zu kleine Aquarien heraus.
Mexikanische Höhlensalmler – Naturgeschichte und Forschung
Zumindest dem Namen und Aussehen nach dürfte er allgemein bekannt sein: Astyanax jordani ist der einzige Höhlenfisch, der sich in der Aquaristik etabliert hat. Aus biologischer Sicht gehört er zweifellos zu den interessantesten Arten, die sich zu Hause pflegen lassen. | von Sebastian Wolf
Es dürfte ein denkwürdiger Augenblick gewesen sein für den Mann, der die Höhlensalmler als Erster in der Natur fand. Hubbs & Innes stellten der Fachwelt im Dezember 1936 einen blinden Vertreter der Characidae aus Nordost-Mexiko vor, eingeführt in die USA von einem gewissen C. Basil Jordan von der Texas Aquarium Fish Company aus Dallas. Selbiger gab einen Bericht des eigentlichen Fängers (einem Mann namens Salvador Coronado, siehe etwa Espinasa et al. 2018) wieder, der um den 1. November 1936 herum die Entdeckung seines Lebens machte. Fundort der ersten Exemplare war das unterirdisches Gewässer eines beeindruckenden Höhlensystems im südöstlichen San Luis Potosí, zum Einzugsgebietes des Río Panuco gehörend.
Limia islai – dem Tiger auf’s Maul geschaut
Die aus einem abgeschiedenen See in Haiti stammende Limia islai ist bei den Freunden Lebendgebärender beliebt und gilt als leicht identifizierbar. Kaum Beachtung findet hingegen ein Körpermerkmal, das sie mit einer nah verwandten Art aus demselben Gewässer teilt. | von Sebastian Wolf
Einige Limia-Arten gehören zu den Klassikern unter den Lebensgebärenden Zahnkarpfen. Sie sind lebhaft, dankbar zu pflegen und überaus attraktiv gefärbt. Im Vergleich zu den anderen Arten noch recht „neuzeitlich“ ist Limia islai – wobei die Aquaristik der Wissenschaft voraus war, denn die offizielle Beschreibung (Rodriguez-Silva & Weaver 2020) erschien erst, nachdem die Art bereits einige Jahre gehalten und vermehrt worden war. Der Name ist eine posthume Ehrung für einen der ersten Sammler der Art, Dominic Isla. Im Deutschen wie im Englischen hat sich zudem der Populärname Tiger-Limia etabliert, in Anlehnung an die Körperstreifen.