Titelthema 4/2023 Phasmiden
Die Gierige: Sinobdella sinensis
Aus China stammt einer der empfehlenswertesten Stachelaale fürs Aquarium, der sich als sehr robust erweist. Leider wurde er bisher nur ein Mal eingeführt. | von Sebastian Wolf
Sinobdella stellt die dritte Gattung der Stachelaal-Familie dar, die momentan als gültig anerkannt wird. Im Gegensatz zu Macroganthus und Mastacembelus ist sie monotypisch, enthält also nur eine einzige Art. Sinobdella sinensis ist aquaristisch quasi unbekannt. Das liegt vor allem daran, dass Importe chinesischer Arten immer noch selten sind. Zwar hat sich hier in den letzten Jahren ein wenig getan, die eingeführten Fischarten haben es bisher aber kaum zu größerer Aufmerksamkeit geschafft. Sinobdella sinensis ist darüber hinaus auch in Vietnam und von Taiwan nachgewiesen, von dort importiert man aber lieber allerlei andere Süßwasserarten. So war ich doch sehr überrascht, um nicht zu sagen begeistert, als Chinesische Stachelaale 2020 erstmals kommerziell eingeführt wurden. Ich wollte die Art unbedingt selber pflegen. Und nach drei Jahren im Aquarium lässt sich sagen: Sie ist ein wundervoller Pflegling.
Anforderungen an die Pflege kleinerer und mittelgroßer Stachelaale
Grundlegende Bedürfnisse der sympathischen Stachelaale werden anhand von Macrognathus-Arten aus Südostasien näher beschrieben. Wer an diesen ungewöhnlichen Fischen dauerhaft Freude haben möchte, braucht etwas Vorbereitung und Geduld. | von Sebastian Wolf
Eine Begebenheit aus Jugendzeiten ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben: ein regelrechtes Gerangel im örtlichen Zoohandel zwischen einem Verkäufer und einem unkooperativen, kapitalen Feuerstachelaal. Letzten Endes gelang es, Letzteren in eine riesige Plastiktüte zu verfrachten, die Anlage und der Verkäufer hätten jedoch direkt einer Komplettreinigung und eines Trockners bedurft. Die Erinnerung kann zwar trügen, jedoch meine ich, verwundert gewesen zu sein, warum Fische dieser Ausmaße einfach so verkauft werden. Wohl darum gibt es die genannte Art, Mastacembelus eryrthrotaenia, meist als kleinere Exemplare zu erwerben. Die sehen entzückend aus beim Kauf, und es dauert etwas, bis man zu Hause ein mehr oder weniger handzahmes 80-cm-Monstrum sitzen hat, das einem die Haare vom Kopf frisst.
Die Unbekannten aus Zentralafrika: Mastacembelus brichardi & M. greshoffi
Nur ganz sporadisch gelangen Stachelaale aus dem Kongo-Einzug in die Aquarien. Über ihr Verhalten ist daher kaum etwas bekannt – und Überraschungen bleiben nicht aus. | von Sebastian Wolf
Mastacembeliden aus Asien werden momentan häufiger gehalten als solche aus Afrika. Das spiegelt keinesfalls den wirklichen Artenreichtum wider, sondern ist dem Mangel an etablierten Importverbindungen geschuldet (sieht man einmal von den großen Seen Ostafrikas und Nigeria ab). Denn Stachelaale gibt es in Afrika südlich der Sahara offenbar artenreicher als in Asien, auch wenn in der Afrotropis nur die Gattung Mastacembelus vertreten ist. Exakte Zahlen sind schwierig zu nennen, da von Stachelaalen insgesamt eine aktuelle systematische Übersicht fehlt und insbesondere der Status einiger afrikanischer Arten der Klärung bedarf. In ihrer recht neuen Arbeit über die Mastacembeliden Sierra Leones führen Kanu et al. (2022), ausgehend von der verfügbaren Literatur, für Asien 16, für den Nahen und Mittleren Osten eine und für Afrika 39 anerkannte Mastacembelus-Arten auf. Eschmeyer’s Catalog of Fishes nennt insgesamt 93 valide Arten in drei Gattungen (Macrognathus, Mastacembelus und Sinobdella). Damit beinhaltet Mastacembelus deutlich mehr als die Hälfte aller akzeptierten Spezies. Die in älteren Werken (auch aquaristischen) zu findenden Namen Afromastacembelus, Aethiomastacembelus sowie Caecomastacembelus werden aktuell von den Ichthyologen nicht mehr verwendet.