Titelthema 1/2025 Kleine Wilde
Poecilia wingei steht auf der Roten Liste!
Das Erscheinen von Poecilia wingei auf der Roten Liste der IUCN ist keine wirkliche Überraschung und dennoch eine betrübliche Nachricht, die jeden Aquarianer aufschrecken lassen sollte. Bereits am 8. März 2021 wurde die Einschätzung „Endangered“ (stark gefährdet) vorgenommen, in diesem Jahr erfolgte die Veröffentlichung. | von Michael Kempkes
Dr. Fred Poeser und ich suchten im Juli 2002 die berühmte Laguna de los Patos auf, Typusfundort von Endlers Guppy: Der Zustand des Gewässers war seinerzeit erschreckend, die Ufer waren sehr vermüllt und das Wasser offensichtlich stark eutrophiert (Poeser & Kempkes 2006). Auch Dr. Wolfgang Staeck gelang es ein Jahr später nicht, der Laguna einige Poecilia wingei zu entnehmen (Staeck 2004). Die Schilderungen weiterer Reisender enthielten ebenfalls Hinweise zu negativen menschlichen Einflüssen auf die Habitate von P. wingei im Nordosten Venezuelas. Dementsprechend schätzte ich die Situation für Poecilia wingei pessimistisch ein (Kempkes 2010). Nun wurde die Art in die Rote Liste der IUCN aufgenommen.
Zur Variabilität „wilder“ Endlers Guppys
Auch bei selektierten Endler-Formen kann eine gewisse Variabilität auftreten – und das ganz spontan, wie der hier beschriebene Stamm demonstriert. | von Sebastian Wolf
Die Zweiteilung von Endlers Guppys (Poecilia wingei) in Wild- oder Naturformen auf der einen und Zuchtformen auf der anderen Seite sorgt seit jeher für einige Diskussion. Stämme, die aus Kreuzungen verschiedener Phänotypen von Endlers Guppy resultieren oder bei denen Guppys (Poecilia reticulata) involviert waren, gelten unbestritten als Zuchtformen. Daneben sind in Aquarien aber allerlei artreine Varianten präsent, die geläufig als Wildformen angesprochen werden. Deren Einheitlichkeit kann das Ergebnis von Selektion in Menschenhand sein, sie wurde forciert durch doppelte Auslese: zunächst durch das Herauspicken bestimmter (besonders schön gefärbter) Männchen nach dem Fang im Biotop und anschließend durch die Auswahl der Zuchttiere mit der favorisierten Färbung im Aquarium – oder die Wegnahme unerwünschter Phänotypen aus dem Zuchtbestand. Andererseits können auch in der Natur beobachtete Endler-Populationen relativ konsistent in ihren farblichen Merkmalen sein: Kempkes (schriftl. Mitteilung) berichtet etwa von Tieren aus dem Rio de Oro las Aguas de Moises, die im Phänotyp recht homogen waren und es noch immer sind.
Höhen und Tiefen mit Poecilia picta: eine Chronik
Manche kleinen Lebendgebärenden Zahnkarpfen sind nicht leicht über mehrere Generationen zu erhalten. Ein Paradebeispiel dafür ist der Pfauenaugenkärpfling. | von Sebastian Wolf
Viele Aquarianer pflegen wohl die eine oder andere Art, an der sie fast verzweifeln. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur und vielleicht nicht einmal offensichtlich, zumindest zunächst. Die nachfolgende Schilderung mag als Hinweis dienen, in alle Richtungen zu denken, wenn man sieht, dass etwas aus dem Ruder läuft.
Beobachtungen am Orange-Line-Guppy
Die aus Venezuela stammende Naturform ist sehr ansprechend gefärbt, aber eine Herausforderung in der dauerhaften Haltung und Vermehrung. Spannend wird es, wenn dieser Guppy auf Harnischwelse trifft … | von Sebastian Wolf
Häufige Stereotype bezüglich Guppys sind Zuschreibungen wie „Anfängerfische“, „unverwüstlich“, „produzieren zu viel Nachwuchs“ und dergleichen. All dies gilt für den hier vorgestellten „Orange-Line“-Guppy aber definitiv nicht. Ich halte ihn für den schönsten aller Wildguppys, vermutlich ist er in der Pflege allerdings der anspruchsvollste, und wie sich herausstellt, gibt es immer wieder einmal Neues bei ihm zu entdecken.