Als Vertreter des Online- Aquarium-Magazins (OAM) bot sich mir die Gelegenheit, einen Überblick über den aktuellen Stand der politischen Diskussion zu bekommen. Schon in der Eröffnung erörterte Norbert Holthenrich (Präsident des ZZF), wie wichtig Tiere für uns Menschen sind, und sprach sich dafür aus, den Umgang mit ihnen angemessen zu reglementieren. Er hob Aquarienfische als besonders geeignete „Haustiere“ in Heimen für Alte und Behinderte hervor und führte aus, dass auch Bartagamen zahm werden und sich zwischen ihnen und ihrem Halter eine Tier-Mensch-Beziehung entwickelt; so etwas sei also nicht auf Hunde und Katzen beschränkt. Eine Beeinträchtigung der Heimtierhaltung müsse verhindert werden, jeder Mensch solle Zugang zu Tieren haben, die seinen persönlichen Verhältnissen entsprechen und die er artgerecht halten kann; das könne auch eine Achatschnecke sein. Es folgte eine Rede von Maria Flachsbarth (Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft), die die Initiative „Eine Frage der Haltung“ vorstellte. Sie setzt sich für eine Verbesserung der Sachkunde ein. Ihres Erachtens sollten sich alle, die mit dem Verkauf von Tieren betraut sind, regelmäßig fortbilden. Auch private Halter müssten grundsätzlich über Sachkunde verfügen. Weiterhin sei eine bundeseinheitliche Regelung der Exotenhaltung notwendig. Flachsbarth wies darauf hin, dass der Koalitionsvertrag ein Verbot von Exotenbörsen sowie ein Importverbot für Wildtiere in die EU vorsehe, und beide Verbote sollen auch umgesetzt werden. In den Ministerien kenne man aber durchaus die kritische Haltung der Heimtierhalter zu diesen Punkten, und sie versicherte, dass nicht „wild darauf losgeregelt“ werde, sondern dass man miteinander ins Gespräch kommen und eine vernünftige Lösung finden müsse. In einigen Bereichen sei aber auch dringender Handlungsbedarf geboten. So sei zum Thema „Tierschutzprobleme bei exotischen Tieren und Wildtieren in Privathand“ ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, um eine Situationsanalyse zu erstellen, auf deren Grundlage man Entscheidungen treffen könne. Dann sprach Flachsbarth die negative Berichterstattung über die „Produktion“ von Heimtieren jüngst im Fernsehen an und unterstützte die Forderung des ZZF, EU-Standards durchzusetzen, die Derartiges zukünftig unmöglich machen. Auch sie unterstrich die Bedeutung, die Heimtiere für die Gesellschaft haben, weil sie das Verständnis für die Natur fördern und auf den Menschen vielerlei positive Auswirkungen zeigen. Der Umgang mit lebenden Tieren müsse jedoch reguliert werden, und zwar im Rahmen einer „verbindlichen Freiwilligkeit“ der Branche. Anschließend verteilten sich die Anwesenden auf zwei Diskussionsforen: „Heimtiere als Begleiter für den Menschen“ und „Verantwortungsvoller Umgang mit Wildtieren“ (an dem auch der Autor teilnahm). In dieser Diskussionsrunde saßen Ute Vogt (MdB und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion), Svein A. Fosså (Präsident der European Pet Organisation, EPO), Markus Biffar (Fachtierarzt der ZZF-Fachgruppe Heimtiere), Robert Kläss (Vertreter der Tierschutzorganisation IFAW) sowie Henriette Hackl (Vorsitzende des Tierschutzvereins Wiesbaden). Die Runde startete mit Ute Vogt, die zunächst gestand, dass sie auf das Thema „Exotenhaltung“ überhaupt erst dadurch aufmerksam geworden war, dass sich in Tierheimen zu viele Reptilien angehäuft haben, was für einzelne Heime Probleme bedeutete. Erst dann habe sich in der Politik ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass Deutschland in Europa der Hauptumschlagsplatz für Reptilien sei. Zum Importverbot für Wildtiere erklärte sie, dass damit Naturentnahmen gemeint seien und nicht alle „nicht domestizierten Haustiere“, die gegebenenfalls anderswo gezüchtet und eingeführt werden. Sie forderte eine Kategorisierung von Tieren entsprechend der notwendigen Sachkunde – und dass Tierhalter diese Sachkunde nachweisen müssen. Bei Bartagamen etwa sei vielleicht ein kurzer Hinweis ausreichend, bei einer Giftschlange hingegen eine ausführliche Schulung unumgänglich. Sie erwähnte außerdem, dass es in der SPD-Bundestagsfraktion durchaus Sympathien für die Einführung einer Positivliste gebe. Robert Kläss war der Meinung, dass überhaupt keine Wildtiere für Handel oder Haltung gefangen werden sollten. Der Platz für Tiere sei die Natur. Auch würden sich „Exoten“ grundsätzlich nicht als Heimtiere eignen. Er forderte die Einführung einer Positivliste. Svein A. Fosså, eigens aus Norwegen angereist und selbst Aquarianer, wies auf die positiven Auswirkungen des Wildtierhandels hin, beispielsweise auf die Sozialökonomie in den Herkunftsländern der Aquarienfische. Zudem stellte er fest, dass von Natur aus kein einziges Tier ein „Heimtier“ sei. In Norwegen bestehe seit 1977 ein Verbot der Amphibien- und Reptilienhaltung, dennoch gebe es unter den fünf Millionen Einwohnern laut behördlichen Schätzungen mindestens 30.000 Reptilienpfleger. Eine strenge Regulierung der Kriechtierhaltung würde diese Leute auch in Deutschland in die Illegalität drängen. Henriette Hackl erklärte, dass die Tierheime riesige Probleme mit den vielen Reptilien haben, die in letzter Zeit bei ihnen landen. Das Hauptärgernis sei die fehlende Sachkunde jener Zeitgenossen, die sich ein Tier anschaffen, ohne sich darüber zu informieren, und es schon kurze Zeit später wieder loswerden wollen. Markus Biffar wies darauf hin, dass die Verantwortung für Tiere wichtig sei und dass man hier nicht zwischen Wild- und Haustieren trennen könne. Ein Wildtierverbot würde zu einer Verlagerung des Handels ins Ausland oder in die Illegalität führen. Man dürfe nicht breite Bevölkerungsschichten kriminalisieren, die sich als verantwortungsvolle und Tierwohl- bewusste Halter erwiesen haben. Sie hätten auch kein Einsehen für ein solches Ansinnen. Er appellierte an die Verantwortlichen, keine generellen Verbote auszusprechen. Es folgte eine teilweise sehr kontroverse Diskussion, an der sich unter anderem Henriette Mackensen (Deutscher Tierschutzbund), Lorenz Haut (BNA), Dominik Niemeier (Firma Fressnapf) und Stefan Hetz (VDA) beteiligten. Dabei ging es um den Sinn von Positivlisten, das Verbot gewerblicher Börsen, die Notwendigkeit von Sachkunde und legalen versus illegalen Wildtierhandel. Nach einem Einwand von Philipp Magalski (tierschutzpolitischer Sprecher der Berliner Piraten), was das denn angeblich für positive Auswirkungen seien, die der Wildtierexport in den Heimatländern habe – 50 Prozent der Tiere stürben doch auf dem Transport nach Deutschland –, fragte Stefan Hetz, woher er denn diese Zahlen habe, und legte dar, dass der Export von Aquarienfischen in vielen Ländern eine Alternative zu Brandrodung und zerstörerischem Goldabbau sei. Es wurde deutlich, dass die Teilnehmer zu manchen Punkten fundamental unterschiedliche Ansichten vertraten. Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsam Resümee und einem Bericht aus dem jeweils anderen Forum. Einigkeit bestand dahingehend, dass die Sachkunde ausgebaut werden solle und gegen den Online- und den illegalen Handel mit Wildtieren vorgegangen werden müsse, auch im Umfeld gewerblicher Tierbörsen.