Er wollte damit die Besucher bis zum Ende der Tagung im Saal halten, das funktionierte immer. Arend van den Nieuwenhuizen war Mitglied im NBAT, dem „Nederlandse Bond Aqua-Terra“, dem großen Nachbarverband des VDA, der damals mit über 20.000 Mitgliedern der stärkste Vivarianer-Verband in Europa war. Dennoch verließ van den Nieuwenhuizen seinen Heimatverband 1976, weil er sich mit dessen Geschäftsgebaren nicht identifizieren konnte. Er hatte immer versucht auszugleichen, aber als ihm das nicht gelang, war er auch konsequent – und ging.

Seine neue aquaristische Heimat wurde der VDA, dessen Verbandsleben er mit seinen faszinierenden Vorträgen bereicherte. In der aquaristischen Szene genoss Arend van den Nieuwenhuizen einen hohen Ruf. Wie noch niemand zuvor wurde er in viele Länder Europas zu Vorträgen eingeladen, 1969 sogar in die DDR. Natürlich war er auch ein gern gesehener Gast und Referent bei den Bezirken und Vereinen des VDA. Seine brillanten, mit einer Hasselblad im Sechsmal- sechs-Format aufgenommenen Dias, seine Laichserien von Fischen sind in die Geschichte der Aquaristik eingegangen. Seine vielen Artikel sind überwiegend in der DATZ erschienen, der schon damals führenden Aquarien- und Terrarien- Zeitschrift (Alfred-Kernen- Verlag, Stuttgart). Wohl nie wurde die Aquaristik besser charakterisiert, als es Arend mit seiner Reihe „Das Wunder im Wohnzimmer“ (1972/1973) gelang. Sehr gut erinnere ich mich auch an sein erstes Buch, „Exoten im Aquarium“, das 1962 im Landbuch-Verlag (Hannover) erschien. Solche wunderbaren Fotos wie in diesem Werk hatte ich vorher noch nie gesehen. Als ich Arend und Lily kennenlernte, war ich knapp 21 Jahre alt, und wir wurden Freunde fürs Leben. Arends großes Handicap war seine Schwerhörigkeit, die schließlich in Taubheit mündete. Seine Frau Lily war auch hier seine größte Stütze, bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren. Arend hatte sie neun Jahre lang aufopferungsvoll gepflegt, bis zum bitteren Ende.

Ein Raum mit vielen kleinen bis mittelgroßen Aquarien – zuerst in Heemstede bei Amsterdam, dann, die letzten 30 Jahre, in Zevenaar bei Arnheim – war sein Arbeits- und Fotografier-Zimmer, für seine vielen Besucher aber auch ein kleines Paradies. Dort beobachtete, züchtete und fotografierte er Fische, bis ihn die Krankheit seiner Frau vor etwa zehn Jahren zum Aufhören zwang. Sein Reihenhaus in Zevenaar ist vollgestopft mit Büchern, hauptsächlich Bildbänden über Natur und Tiere. 60.000 Dias, penibel sortiert und aufgelistet, harren einer ungewissen Zukunft. Diesen Schatz digital aufzuarbeiten wäre wohl eine Herkules-Aufgabe, aber auch eine bleibende Erinnerung an einen einzigartigen Menschen und seine Leistung.

Mit Freunden wie Henny Snijders und Rob Odijk und natürlich mit seiner Frau Lily unternahm Arend viele Reisen in die Herkunftländer seiner Pfleglinge, am liebsten nach Ostasien, nach Thailand, Birma oder Indonesien. Dort machte er wunderbare Fotos, die seine Vorträge, Artikel und Bücher bereicherten. Dabei war er äußerst gutmütig und gutgläubig, auch in geschäftlichen Dingen. Vor vielen Jahren sagte ich zu ihm: „Arend, wenn Du ein ebenso guter Geschäftsmann wie Fotograf sein könntest, wärst Du heute Millionär.“ Er zuckte nur mit den Schultern.

Arend van den Nieuwenhuizen starb am 20. September 2015 nach langer, schwerer Krankheit. Er hatte sich vor zwei Jahren, nach dem Tod seiner Frau Lily, selbst aufgegeben. Seine Taubheit und die damit verbundene Einsamkeit hatten ihm schwer zugesetzt, und er sagte mir vor gar nicht langer Zeit: „Jochen, ich fühle mich durch meine Taubheit wie in einem Gefängnis.“ Zum Schluss wollte er sterben, um so mit seiner geliebten Frau Lily wieder vereint zu sein. Am 25. September haben wir ihn begraben. Er wird mir sehr fehlen. Er war mein Freund. Joachim D. Matthies