Wie alle einheimischen Arten der Gattung ist Lestes sponsa metallisch grün, die Männchen weisen eine blaue Bereifung am Anfang und am Ende ihres Hinterleibs auf. Von ihrer Schwesterart, der Glänzenden Binsenjungfer (L. dryas), lässt sich L. sponsa am besten an der Form der unteren Hinterleibsanhänge der Männchen und der Länge des Legeapparats der Weibchen unterscheiden. Die Körperlänge der Gemeinen Binsenjungfer beträgt bis 3,9, ihre Flügelspannweite bis knapp fünf Zentimeter. Ihr Flug ist eher langsam, beim Sitzen hält sie ihre Flügel – typisch für Lestiden – meist geöffnet. Lestes sponsa ist eurosibirisch verbreitet, sie bewohnt Mittel- und Nordeuropa, das Vereinigte Königreich und Irland. Man findet sie bis zum Polarkreis, damit ist sie die am weitesten nach Norden vordringende Lestide. Im Osten ist sie über Südsibirien und die Mongolei bis nach Japan zu finden und meist auch die häufigste Art ihrer Gattung. In Deutschland kommt L. sponsa nahezu überall vor, es gibt nur wenige Verbreitungslücken, etwa im Oberrheingraben und in einigen Mittelgebirgen. Auch auf den Inseln ist die Art vertreten, neben den Ost- und Nordfriesischen Inseln in der Nordsee besiedelt sie Fehmarn, Poel, Hiddensee und Rügen in der Ostsee. In Rheinland-Pfalz, Baden- Württemberg und Bayern gibt es Regionen, für die seit Mitte der 1990er-Jahre Meldungen fehlen, so in Teilen der Oberrheinebene und des nördlichen Alpenvorlands. In Nord- und Mitteldeutschland hingegen liegen fast flächendeckend Nachweise vor, doch auch hier sind die Bestände in einigen Regionen rückläufig. Lestes sponsa ist in allen Höhenlagen zu finden und besiedelt neben der Norddeutschen Tiefebene auch die Mittelgebirge. In den Alpen ist sie selbst in über 1.000 Metern über NN noch bodenständig, doch werden ihre Vorkommen dort spärlicher und sind auch nicht mehr sehr kopfstark. Die Gemeine Binsenjungfer ist (noch) nicht gefährdet, da sie ein breites Spektrum an Lebensräumen besiedelt, doch könnte sie von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. Sie verlangt Gewässer mit einigermaßen stabilem Pegel. Schwankende Wasserstände und zu frühes und vollständiges Austrocknen schaden ihr (siehe unten). Die immer häufigeren Witterungsextreme mit warmen und trockenen Frühjahren könnten die Art beeinträchtigen. Zudem scheint sie Eutrophierung und vor allem Hypertrophierung ihrer Wohngewässer nicht zu vertragen. Lestes sponsa bewohnt unterschiedliche Typen von (Still-)Gewässern: Tümpel, Teiche, Seen, auch Moorgewässer, außerdem Gräben und langsam fließende Bäche, sofern sie besonnt sind und eine reiche Ufervegetation aufweisen, etwa aus Binsen und Seggen. Stark beschattete oder vegetationsfreie Habitate meidet sie ebenso wie neu angelegte, pflanzenfreie oder schnell fließende Gewässer. Bezüglich des pH-Werts ist die Art tolerant (pH 3 bis 10), auch der Nährstoffgehalt spielt nur eine geringe Rolle, sogar in Brackwasser kommt sie vor. Da sie das Austrocknen und Ablassen ihrer Wohngewässer toleriert, überlebt sie auch in Fischzuchtteichen, vorausgesetzt, ihre Larvalentwicklung ist vorher abgeschlossen. Die Gemeine Binsenjungfer ernährt sich von kleinen bis sehr kleinen Insekten, wie Fliegen, Mücken oder Blattläusen, die sie im Flug erbeutet oder von der Vegetation abliest. Dabei hält sie sich entweder direkt in der Ufer- oder in der benachbarten Vegetation auf. Die Larven leben ebenfalls räuberisch, sie fressen Kleinkrebse (Daphnia, Cyclops), Wasserinsekten und Würmchen. Üblicherweise schlüpft L. sponsa ab Mitte Mai, die Hauptschlupfzeit fällt in die erste Juni-Hälfte. Sie ist eine Sommerart; ihre Flugzeit findet vor allem zwischen Ende Juni und September statt, kann aber bis in den Herbst andauern (der bisher späteste Nachweis ist der 7.11. 1999, Baden-Württemberg). Nach dem Schlupf vergehen rund zwei Wochen, bis die Tiere geschlechtsreif sind und sich verpaaren, in der Regel am Gewässer. Die Eiablage erfolgt in ein breites Spektrum von Pflanzen, vor allem Binsen, Seggen, Waldsimsen, aber auch Süßgräser, wie Flutender Schwaden, Rohrglanzgras oder Schilf. Die Larven schlüpfen noch im selben Jahr und überwintern, wobei sie – je nach Habitat und klimatischen Rahmenbedingungen – neun bis elf Larvalstadien durchleben. Als durchschnittliche Lebensdauer der recht ortstreuen Art wurden 23 Tage ermittelt, die maximale Spanne beträgt 49 Tage. Jürgen Ott