Das AWI ist der Träger des Helgoland- Aquariums und damit verantwortlich für die Zukunftstauglichkeit dieses besonderen Standorts mitten in der Nordsee. DATZ: Warum musste das Helgoland- Aquarium im Frühjahr 2015 geschlossen werden? Karen Wiltshire: In den letzten Jahrzehnten ist der bauliche Zustand des Aquariums nicht gerade besser geworden, so musste einfach aus Sicherheitsgründen das Gebäude geschlossen werden. DATZ: Warum ist ausgerechnet Helgoland als Standort für ein Großaquarium geeignet? K. W.: Die unmittelbare Nähe zum Meer ist ideal für ein Großaquarium! Das saubere Wasser an der Küste vor der Insel kann im Durchfluss für die Becken genutzt werden. So werden die gehaltenen Meerestiere auch direkt mit frischem Plankton versorgt. Die Ernährung ist dadurch sehr natürlich und vor allem auch vielfältig, da die Plankton-Diversität ja der jahreszeitlichen Saisonalität unterliegt. DATZ: Wie wird das neue Aquarium aussehen? Wird es ökologische Schwerpunkte geben? K. W.: Das neue Konzept wird sich vom alten Helgoland-Aquarium deutlich unterscheiden. Insgesamt wird es eine verstärkte virtuelle Komponente geben, um medial Botschaften über Meeresforschung und vor allem auch den Schutz dieses Lebensraums zu transportieren. Mit dem neuen Helgoland- Aquarium wollen wir ganz gezielt unser Motto „Forschung für die Menschheit und das Meer“ in die Öffentlichkeit bringen. DATZ: Können Sie schon technische Details verraten? Welches Volumen wird das größte Becken haben? K. W.: Der technische Planungsstand ist noch in einer frühen Phase, sodass ich dazu noch keine konkreten Auskünfte geben will. Es wird jedoch weniger Schaubecken geben als früher, um die laufenden Kosten auch langfristig tragbar zu halten. Für den Umbau des Aquariums haben wir Anfang Dezember vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 7,5 Millionen Euro bewilligt bekommen. Wir werden mit diesem Betrag das bestmögliche Hochseeaquarium für die Nordsee bauen! DATZ: Sollen auch Meeressäuger oder Vögel präsentiert werden? K. W.: Nein, das muss auch nicht sein, denn es gibt auf Helgoland ideale Möglichkeiten in freier Wildbahn, um Kegelrobben, Basstölpel und zahlreiche andere Säugetiere und Meeresvögel live zu beobachten. DATZ: Wird es eine Verzahnung mit den natürlichen Lebensräumen Helgolands geben, quasi eine Möglichkeit, das echte Litoral an Ort und Stelle zu erleben? K. W.: Langfristig auf jeden Fall, doch hat jetzt erst einmal die Wiederherstellung des eigentlichen Aquarium-Gebäudes oberste Priorität. DATZ: Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie pro Jahr? K. W.: Bisher haben etwa zehn Prozent der Helgolandgäste auch das Aquarium besucht. Wir planen, die Besucherzahlen auf 13 Prozent zu steigern. DATZ: Der Träger des Öffentlichkeitszentrums wird das AWI bleiben? K. W.: Es ist noch zu früh, um darüber langfristige Aussagen zu treffen. Vorstellbar wäre auch ein Konsortium, das die Verantwortung für den Betrieb des Aquariums hätte. Jetzt muss erst einmal das Konzept im Detail stehen, und dann kann weiter darüber nachgedacht werden. DATZ: Welche Rolle kann ein solches Aquarium für den Schutz der marinen Lebensräume der Nordsee spielen? K. W.: Das neue Helgoland-Aquarium wird eine ganz große Rolle spielen! Der Informationsfluss: „Das Meer ist schön – das Meer ist wichtig – das Meer muss erforscht werden!“, wird unsere zentrale Botschaft für die Öffentlichkeit sein. DATZ: Vielen Dank für das Interview!