Dadurch entsteht Handlungsbedarf, insbesondere im Naturschutz. „Aktionismus ist aber in jedem Fall fehl am Platz“, sagt BfN-Präsidentin Beate Jessel. „Denn unkoordinierte Maßnahmen können die Ausbreitung gebietsfremder Arten sogar noch fördern. Wir brauchen deshalb differenzierte und artspezifische Handlungskonzepte.“ In jedem Fall, so die BfN-Präsidentin, „ist Vorsorge statt aufwendiger und teurer Nachsorge der Leitsatz im Naturschutz“. Es gelte darum zunächst einmal, den Transport invasiver Arten zu kontrollieren und eine Freisetzung zu verhindern. Um schließlich die Ausbreitung invasiver und potenziell invasiver Arten zum Schutz der biologischen Vielfalt zu stoppen, werden bereits zahlreiche Maßnahmen praktiziert. Längst nicht alle sind jedoch effizient oder – aus Sicht des Naturschutzes – empfehlenswert. Deshalb wurden in einem Forschungsvorhaben des BfN in Zusammenarbeit mit der TU Dresden für insgesamt 168 invasive oder potenziell invasive Pilz-, Pflanzen- und Tierarten alle verfügbaren Erkenntnisse und Erfahrungen zu Maßnahmen zusammengetragen und auch bewertet. „Mit dem Management- Handbuch liegt jetzt zum ersten Mal eine Sammlung artbezogener Maßnahmen für alle bisher durch das BfN als problematisch klassifizierten Arten vor. Das Handbuch liefert außerdem fachlich geprüfte und naturschutzfachlich bewertete Empfehlungen für den Umgang mit diesen Arten“, erklärt Jessel. Berücksichtigt sind invasive und potenziell invasive Arten, die in Deutschland lokal oder großflächig verbreitet sind, aber auch Spezies, die hier noch nicht angekommen sind wie das Nordamerikanische Grauhörnchen, das sich in England und Italien ausbreitet und ein Pockenvirus überträgt, das beim Europäischen Eichhörnchen eine tödliche Krankheit auslöst. Die naturschutzfachlichen Management-Empfehlungen umfassen für jede Art insgesamt vier Kategorien: Vorsorge, Beseitigung, Kontrolle und Nutzung/Entsorgung. Innerhalb dieser Kategorien wurden die recherchierten Maßnahmen bewertet. Ob die Anwendung einer Maßnahme dann als empfehlenswert eingestuft wurde, war von drei Kriterien abhängig: ihrer Effizienz, ihren ökologischen Auswirkungen und ihren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. An der Erarbeitung des Management-Handbuchs waren insgesamt 164 Expertinnen und Experten beteiligt. Sie prüften und bewerteten rund 3.600 Maßnahmen, von denen 1.900 das Prädikat „empfehlenswert“ erhielten. Das Handbuch ist in der Schriftenreihe „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ als Band 141 erschienen und über den BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag (Münster-Hiltrup, www. buchweltshop.de/bfn) oder über den Buchhandel zu beziehen. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Band 2: Wirbellose Tiere und Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2015. 1.335 Seiten. Preis für beide Bände 85 € (ggf. zzgl. Versandkosten). ISBN 978-3-7843-4041-8. BfN