Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet das Projekt „ArKo- NaVera“ fachlich. Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt: Flussperlmuscheln bilden nur sehr selten Perlen aus. Sie benötigen dafür viele Jahre, häufig Jahrzehnte. Großmuscheln, zu denen Flussperl- und Malermuschel gehören, waren in unseren Fließ- und Stehgewässern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ausgesprochen häufig anzutreffen. Beide Muscheln gehören sowohl deutschland- als auch weltweit zu den stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten. Zurückzuführen ist der Rückgang insbesondere auf wasserbauliche Maßnahmen, den Eintrag von Feinschlamm in die Gewässer und die allgemeine Verschlechterung der Lebensraum- und Gewässerqualität. „Weil in Deutschland ein Großteil der mitteleuropäischen Vorkommen der beiden Muschelarten lebt, haben wir eine besonders hohe Verantwortung, diese Arten zu schützen“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. „Beide Muschelarten reagieren als Filtrierer auf Veränderungen ihres Lebensraums, wie Sedimenteinträge ins Wasser, besonders sensibel. Ihr Zustand lässt damit Rückschlüsse auf die Intaktheit von Gewässerökosystemen zu, und ihr Schutz ist gleichzeitig auch Gewässerschutz. Zur Verbesserung der Lebensräume muss eine Reduzierung der Sedimenteinträge erfolgen. Maßgeblich ist hierfür auch die Einbeziehung der Landwirtschaft“, erklärte Jessel. Das Projekt „ArKoNa- Vera“ soll unter anderem Erkenntnisse darüber liefern, an welchen Orten und mit welchen Maßnahmen die Flussperlmuscheln am wirksamsten zu erhalten sind. Eine zentrale Rolle in der Forschung nimmt dabei auch der Einfluss des Klimawandels ein. Während der Laufzeit von sechs Jahren entwickeln die Projektpartner außerdem Instrumente, über die potenziell geeignete Habitate für die Wiederansiedelung der Muscheln identifiziert werden sollen. Zudem wird untersucht, welche Maßnahmen zur Erhaltung und Renaturierung ihrer Lebensräume am besten geeignet sind. Spezielle Methoden der Muschelzucht sollen zu stabilen Populationen führen. Die Schutzmaßnahmen werden sich zunächst auf Niederbayern und Sachsen beschränken – das Projekt mündet jedoch langfristig in ein überregional anwendbares Artenschutzkonzept. Das Muschelschutzprojekt wäre ohne die enge Zusammenarbeit von Forschern und Umsetzungspartnern nicht denkbar. Koordiniert wird „ArKoNaVera“ von der Technischen Universität Dresden. Weitere Forschungspartner sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, die Technische Universität München und das Fraunhofer-Zentrum für Mittel- und Osteuropa. Umgesetzt wird das Vorhaben durch eine eigens gebildete Trägergemeinschaft zur Rettung der Flussperlmuschel in Niederbayern, den Naturschutzfonds der sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, die Untere Naturschutzbehörde des Vogtlandkreises und die Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung in Sachsen. „Forschung und Umsetzung sind in diesem Projekt vorbildlich miteinander verknüpft. Indem Expertenwissen gebündelt wird, entstehen Maßnahmen für die Praxis. Wir wollen so erreichen, dass die Flussperlmuschel wieder in unsere heimischen Gewässer zurückkehrt und gleichzeitig die biologische Vielfalt in Deutschland stärken“, sagte die BfN-Präsidentin. BfN