Als ich meine Bedenken vorsichtig äußerte und meinte, wir hätten vielleicht doch ein Abschleppfahrzeug organisieren sollen, reagierte der Mechaniker erbost. Auf dieser Straße einen Wagen 60 Kilometer weit zu schleppen, sei nahezu unmöglich. Außerdem hatten wir doch versichert, es gehe nicht um einen Motorschaden, sondern lediglich um die Elektrik. Und falls das so sei, nun ja, werde er die Sache in Ordnung bringen, schließlich habe er sein Metier gelernt. Beschämt hielt ich für den Rest der Fahrt die Klappe. Wir erreichten unsere Freunde gegen zehn Uhr, und der Mechaniker machte sich an die Arbeit. Es gab offensichtlich zwei oder drei Probleme, an deren Art ich mich nicht genau erinnere, die er aber alle im Handumdrehen löste. Doch auch die zwei Zentimeter breite und gut drei Millimeter dicke Kupferschiene, die den Strom von der Batterie wegführt, war gebrochen, und um sie neu zu befestigen, mussten wir durch ihr Ende ein Loch für eine Sechser-Schraube bohren, hatten aber keine Bohrmaschine. Also wurde das Blech erst einmal kräftig gekörnt, und dann drehten wir einen Sechs-Millimeter-Stahlbohrer – mal mit einer Zange, mal mit der bloßen Hand – durch das Metall, immer schön abwechselnd, denn schon nach ein paar Umdrehungen, bei denen es natürlich darauf ankam, möglichst viel Druck auszuüben, brannten uns Hand und Finger. Doch das Unmögliche gelang! Nach einer Dreiviertelstunde war das Loch gebohrt, das Masseband konnte fixiert werden. Der Wagen sprang an, uns fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt ging es nur noch um die Bezahlung, und als auch die Rechnung unglaublich moderat ausfiel, rundete ich den Betrag derart großzügig ab, dass der Meister der Elektrik nicht einmal böse reagierte, als ich ihn fragte, ob wir nun nach Humaita umkehren müssten. Aber mitnichten! Die Elektrik sei nun in Ordnung, seine Reparatur halte mindestens 1.000 Kilometer! Wir fuhren während der nächsten drei Wochen zwar nicht ganz so viel, aber der Wagen hielt, und wir kehrten ohne weitere Panne nach Porto Velho zurück. Und doch: Trotz dieses glücklichen Ausgangs liegt ein leichter Schatten über der Madeira-Reise: Wann immer irgendwer auf diese Panne zu sprechen kommt, möchte Werner unbedingt wissen, was in der Nacht vor der Reparatur alles passiert sei. Bisher habe ich ihm stets geantwortet, das sei „topsecret“. Ich denke, ich werde ihn auch in Zukunft im Ungewissen lassen. Uwe Werner