Und wo man sich um Eindeutigkeit bemüht, sind Wort­ungetüme wie „Glänzender Rotkehlbuntbarsch“ (für Caquetaia spectabilis) oder „Grüner Augenfleck-Kamm(bunt)-barsch“ (für Cichla ocellaris) die Folge.
Es gibt aber auch „nichtssagende“ deutsche Namen. Oder haben Sie eine klare Vorstellung davon, wie ein „Westlicher Regenbogenfisch“ oder ein „Zweipunktbuntbarsch“ aussieht? Hinzu kommt noch, dass man manche Arten mit unterschiedlichen Bezeichnungen belegt, die zum Teil regional, zum Teil willkürlich ver­wendet werden. So ist etwa mit „Zebrabuntbarsch“, „Grünflossenbuntbarsch“, „Streifenbuntbarsch“, „Congo“- und „Sträflingscichlide“ immer Amatitlania nigrofasciata gemeint.
Nur ganz wenige Populärbezeichnungen haben sich so gut durchgesetzt, dass man sie bedenkenlos verwenden kann. Im deutschen Sprachraum weiß sicher jeder Aquarianer, aber auch jeder Zoohändler, ­welche Arten mit Neon-, Trauermantel- oder Spritzsalmler, Hai- oder Sumatrabarbe, Keilfleck- oder Zebrabärbling, Prachtschmerle, Mosaikfadenfisch oder Schmetterlingsbuntbarsch gemeint sind. Diese Attribute sind „eindeutig“, gelten also nicht auch für weitere Arten. Doch das ist
nur bei einer Handvoll außerordentlich häufig gepflegter ­Fische der Fall.
Aus den aufgeführten Gründen sollte jeder Aqua­rianer die wissenschaftlichen Namen seiner Fische ebenfalls kennen, die sich aus zwei Teilen zusammensetzen, der Bezeichnung für die Gattung und dem Beiwort ­(Epitheton) für die Art. So heißt beispielsweise der er­wähn­te „Traum(bunt)barsch“ Hypsophrys nicaraguensis, der „Königssalmler“ Inpaichthys kerri oder der „Zwei­punktbuntbarsch“ Aequidens pallidus. Die Gattungsnamen geben dem Kenner sofort Aufschluss über die Herkunft
der Fische, weil die Genera nur selten weltweit, oft sogar nur auf einem Kontinent verbreitet sind.
Die Beiwörter können Herkunftsnamen (H. nicaraguensis hat einen Verbreitungsschwerpunkt im Nikaragua-See), Widmungsnamen (kerri ehrt den Wissenschaftler Warwick Estevan Kerr) oder beschreibende Namen sein, die etwas über Form oder Färbung der Fische aussagen (pallidus bedeutet „bleich, blass“); diese Art ist in einer späteren und deshalb ungültigen Beschreibung übrigens auch A. duopunctatus („mit zwei Punkten“) getauft worden, so­dass wir hier tatsächlich von einem „Zweipunktbuntbarsch“ sprechen könnten.
Es gibt noch (einige wenige) Artnamen anderen Ursprungs, die ich hier aber nicht auflisten kann.
Da füge ich doch lieber den Hinweis an, dass sowohl Populär- als auch wissenschaftliche Namen zugleich beschreibenden Charakter haben und Widmungsnamen
sein können. Zwei hübsche Beispiele, die sich jeder Leser merken sollte, sind nämlich ganz offensichtlich (!) dem „Fischflüsterer“ gewidmet. Sie ahnen sicher, um welche
es sich handelt: Ich meine (den hier abgebildeten) Harnischwels Acanthicus adonis und den Buntbarsch Steatocranus „Ultra Slender“ ...  

Autor: Uwe Werner