Die deutsche Sprache kennt – laut Duden – das Schneckentempo, in der die Schneckenpost in Schneckenlinien süddeutsche Schneckennudeln ins Schneckenhaus liefert. Aber einen Schneckenfriedhof?
Das Bild beweist es: Es gibt Schneckenfriedhöfe –
in Aquarien. Zahlreiche lee­-re Schneckenschalen liegen auf dem Boden. Krochen alle diese Schnecken zu ihrem letzten Schneckengang in diese eine Ecke? Mitnichten. Die Strömung trieb die hohlen Gehäuse zusammen.
Die Posthornschnecken (Planorbella duryi) wurden alle von Fischen verspeist, in diesem Fall von Schistura notostigma, einer Bachschmerle aus Sri Lanka. Mollusken stehen auf dem Speiseplan vieler Schmerlenarten. Zu Schneckenbekämpfern sollte man diese Fische jedoch nicht degradieren.
Schneckenfriedhöfe sind den Aquarianern aber noch in ­einem anderen Zusammenhang geläufig, und zwar aus dem Tanganjikasee (HERRMANN 1990). In dem ostafrikanischen Grabensee gibt es Plätze, an ­denen große Mengen leerer Schneckenschalen liegen.
BÜSCHER (1998) berichtet in seinem Beitrag „Eigenheim aus zweiter Hand: Buntbarsche in Schneckenhäusern“: „Verteilungsmuster und Tiefenverbreitung ­lebender Schnecken unterscheiden sich häufig beträchtlich von den Lager­stätten leerer Gehäuse. In geringer Wassertiefe können die Schneckenhäuser durch Wellenschlag und Strömungen verdriftet werden und sich in großen Mengen ansammeln.“
Die leeren Gehäuse werden von Schneckencichliden besiedelt. BÜSCHER spricht allerdings von „Schneckenfeldern“. Im Tanganjikasee sind es meist Arten der Gattung Neothauma, deren Schalen von Buntbarschen, aber auch von Garnelen besiedelt werden.
Im Aquarium greift man gern zu Ersatz: Weinberg- (Helix pomatia) oder Achatschnecken (Achatina fulica).
Übrigens kann man den Schneckenfriedhof googeln. Man wird verschiedene Sachen darunter finden.
Auch den Elefantenfriedhof kann man googeln. Der steht dafür nicht im Duden – zu Recht, denn es gibt ihn nicht, denn Elefantenfriedhöfe sind eine Legende. Von Gerhard Ott
Literatur
BÜSCHER, H. H. (1998): Eigenheim aus zweiter Hand: Buntbarsche in Schneckenhäusern. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ), Sonderheft „Tanganjikasee“: 51–59.
HERRMANN, H.-J. (1990): Die Buntbarsche der Alten Welt. Tanganjikasee. – Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.