Meeresschwämme werden häufig von einer Vielzahl von Wirbellosen besiedelt, darunter auch Garnelen (Caridea). Man nahm bisher an, dass es sich bei ihnen hauptsächlich um Kommensalen handelt (vorteilhaft für die Garnelen, jedoch ohne nennenswerte Nachteile für die Schwämme), aber in den meisten Fällen bleibt die genaue Beziehung zum Wirt unklar. Eine Forschergruppe aus Tschechien und Iowa (USA) zeigte kürzlich, dass Schwämme bewohnende Garnelen sich oft parasitierend verhalten, indem sie Schwammgewebe fressen. Die Gruppe um Zdenek Duris fand das anhand von Untersuchungen der Morphologie und Mageninhalte von Typton carneus (Familie Palaemonidae) heraus, einer tropischen Garnele aus dem Westatlantik, die in Feuerschwämmen der Gattung Tedania lebt. Schwämme wehren sich gegen Eindringlinge und Fressfeinde durch giftige Stoffwechselprodukte, aber vielen Organismen sei es gelungen, diese biochemische Abwehrwaffe zu umgehen; zahlreiche Polychaeten (Borstenwürmer), Amphipoden (Flohkrebse), Isopoden (Asseln), Ostrakoden (Muschelkrebse), Ophiuriden (Schlangensterne) und eben auch Garnelen leben im Inneren von Schwämmen. Die bemerkenswerten Scheren von T. carneus zeigten auffällige Schleifspuren, die wohl das Ergebnis der Zerkleinerung der kieselsäurehaltigen Schwammnadeln seien. Untersuchungen des Mageninhaltes enthüllten, dass Schwammgewebe eine Hauptnahrungsquelle für T. carneus darstelle. Die parasitäre Lebensweise der Garnele spiegele sich aber auch in einigen Anpassungen ihrer Mundwerkzeuge, in ihrer Fortpflanzungsstrategie und nicht zuletzt in der Aneignung von Wirtspigmenten wider. Damit übereinstimmende Ergebnisse wurden auch bei den verwandten Spezies T. distinctus (aus dem westlichen Atlantik) und T. spongicola (aus dem Mittelmeer) gefunden. Die Verteilung der Garnelen auf den Schwämmen (entweder nur ein einziges Tier oder aber ein heterosexuelles Paar) lasse die Vermutung zu, dass Typton aktiv verhindern, dass ihr Wirt von weiteren Garnelen besiedelt wird, sodass eine stärkere Schädigung des eigenen Schwamms vermieden wird. Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass auch mit Schwämmen assoziierte Garnelen der Gattungen Onycocaris, Periclimenes und Thaumastocaris (Palaemonidae) sowie Synalpheus (Alpheidae) Schwammgewebe verzehren. „Die parasitäre Lebensweise scheint unter den schwammbewohnenden Garnelen weit verbreitet zu sein“, heißt es in der Studie. Gleichwohl sei es unter bestimmten Umständen möglich, dass die Garnelen ihren Wirten auch einen Nutzen bringen, indem sie die Besiedelung durch potenziell noch schädlichere Tiere verhinderten. Weitere Forschung zu diesem Thema sei angesagt. Oliver Mengedoht


Literatur Duris, Z., I. Horkà, P. J. Juracka, A. Petrusek & F. Sandford (2011): These squatters are not innocent: The evidence of parasitism in sponge-inhabiting shrimps. – PLoS ONE 6 (7): e21987.
DOI: 10.1371/journal.pone. 00219 87.