Ist man als Aquarianer schon einmal in Stuttgart, kommt man an einem Besuch der Wilhelma nicht vorbei. Das war auch der erste Programmpunkt am Freitagnachmittag. Jennifer hatte für AK-Mitglieder eine Führung hinter die Kulissen organisiert. So begrüßte uns Tierpfleger Alexander Mendoza und gab uns einen tollen Einblick in seine Arbeit und in die Technik, die ein solches großes Schauaquarium am Laufen hält. Besonders spannend fand ich die Seepferdchen- und Korallenaufzucht- Station. Es gab nur einen Wermutstropfen: Da die Führung fast den gesamten Nachmittag ausfüllte, wäre ich besser schon am Morgen angereist, um genug Zeit zu haben, mir den ganzen Zoologisch-Botanischen Garten anzuschauen. Denn so blieb nur eine gute Stunde, um wenigstens die sehenswerten Aquarien und Terrarien auch von der Vorderseite zu bewundern. Anschließend ging es zu einem gemütlichen Abend in das Restaurant des Hotels „Bonjour“ in Stuttgart-Gerlingen. Das Haus ist für solche Veranstaltungen uneingeschränkt zu empfehlen, verfügt es doch über modern eingerichtete Tagungsräume und Zimmer, sogar mit WLAN für alle. Zudem bot es uns einen Preis, den sich auch weniger betuchte Mitglieder leisten konnten. Das Personal war sehr zuvorkommend, aber am besten gefiel mir, dass der für mich obligatorische Latte Macchiato zum Frühstück nicht extra berechnet wurde; man konnte – auch tagsüber – kostenlos so viel davon trinken, wie man wollte! Am Samstagmorgen um zehn Uhr begann die Tagung mit der AK-Jahreshauptversammlung, die gegen Mit- tag unterbrochen und am Abend, nach den Vorträgen, fortgeführt wurde. Neben der lustigen Anekdote um eine auf dem Garnelen- Championat der Heimtiermesse Hannover vermeintlich gestohlene und auf wundersame Weise wieder aufgetauchte, sehr wertvol- le Hochzuchtgarnele gab es den üblichen Verwaltungskram zu besprechen. Unter anderem ging es um die Umwandlung des AK in einen überregionalen Verein. Hervorzuheben ist, dass mit großer Mehrheit beschlossen wurde, dass sich der AKWB gemeinsam mit dem Aquarienclub Braunschweig e. V. um die Ausrichtung des VDA-Kongresses 2015 bewerben wird. Das wäre in der über 100-jährigen Geschichte des Verbands das erste Mal, dass ein Arbeitskreis für einen Kongress verantwortlich ist, ein Zeichen für die gewachsene Bedeutung der überregionalen gegenüber den klassischen Bezirks- Strukturen im VDA. Nach dem Mittagessen eröffneten die allseits bekannten Experten für Süßwasserkrabben Monika Rademacher und Oliver Mengedoht das Vortragsprogramm mit einem bunten und spannenden Einblick in die Welt der kurzschwänzigen Panzerträger. Ärgerlich: Christian- Peter Steinle, der für ein Referat über Wasserchemie angekündigt war, glänzte durch Abwesenheit. Neben kleineren Beiträgen aus den eigenen Reihen – Frank Schenk berichtete über Haltung und Nachzucht von Procambarus-Arten, Achim Held über das Leben und Sterben von Fächergarnelen – gab Alexandra Behrendt einen informativen und unterhaltsamen Einblick in die Welt der Süßwasserschnecken. Mit Spannung erwarteter Höhepunkt des Tages war für mich, Fan einheimischer Großbranchiopoden, die Präsentation von Uwe Dost über Feenkrebse und Urzeitkrebse im Garten. Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine kleine Börse und die allseits beliebte Tombola mit tollen Sachpreisen namhafter Sponsoren. Das sonntägliche Programm startete nach einem weiteren sehr gemütlichen Abend im Hotelrestaurant am frühen Vormittag mit einem bemerkenswerten Vortrag von Christian Chucholl: „Einheimische Süßwasserkrebse und Aliens.“ Der in der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg für den Schutz der einheimischen Krebse zuständige Referent, der mit seinem jugendlichen Erscheinungsbild zuerst gar nicht als solcher erkannt wurde, gab einen fachlich sehr fundierten Überblick zur Gefährdungslage unserer autochthonen Dekapoden, die Bedrohung unserer Ökosysteme durch invasive amerikanische Arten, die auch durch die Aquaristik verbreitet werden, und die Schutzbemühungen seiner Behörde. Im Anschluss daran entwickelte sich eine spannende, konstruktive, mehr als eine Stunde dauernde Diskussion über Sinn und Unsinn von Einfuhr- und Handelsverboten. Den krönenden Abschluss des Treffens bildete ein persönlich kommentierter Film des jedem Buntbarschliebhaber bekannten Tanganjikasee-„Papstes“ Heinz H. Büscher: „Krabbler und Kriecher im Tanganjikasee.“ Dabei ging es natürlich nicht um Cichliden, sondern der Referent gab einen faszinierenden Einblick in die weitgehend unbekannte Welt der wirbellosen Bewohner „seines“ Sees. Florian Lahrmann