Ja, das war sie, aber als ich nachfragte, wie lange wir wohl bis dahin brauchen würden, bekam ich „fünf bis sechs Stunden“ zur Antwort. Das wollte mir ganz und gar nicht einleuchten, und ich fragte, ob ich richtig verstanden hatte. Ja, ich hatte. Und tatsächlich stellte sich die Straße am nächsten Tag als fürchterlich heraus. Es gab weniger Asphalt als Schlaglöcher, und die waren tief ausgewaschen, ihre Ränder äußerst scharfkantig. In eines der tieferen Löcher, das mit einer Holzstange „gesichert“ war, stellte ich mich hinein, nur um zeigen, wie tief es war. Fast die gesamte Strecke musste Werner, unser Fahrer, zwischen erstem und zweitem Gang hin und her schalten, geriet dennoch ständig in irgendwelche Löcher, und so stellte die Fahrt sowohl unsere Nerven als auch unsere Hinterteile auf eine harte Geduldsprobe. Tatsächlich brauchten wir fünf Stunden, um unser Ziel zu erreichen. Erdstraßen können aber auch recht gut sein. Wenn sie noch nicht vor allzu langer Zeit abgeschoben wurden, kann man stellenweise durchaus zwischen 50 und 60 Kilometer pro Stunde fahren. Aber so zügig kommt man nur selten vorwärts. Das war auch in Honduras der Fall, wo Hans- Günther, der den Wagen lenkte, und ich mit unseren Frauen unterwegs waren. Die Straße war eine Lehmpiste, mit zahllosen Steinen gespickt, sodass wir gezwungen waren, ständig Slalom zu fahren. Dennoch holperte und schlug es schrecklich, und alles in allem war die Fahrt eine Tortur. Entsprechend häufig schimpfte unser Fahrer vor sich hin. „Wer hat“ – mit Anspielung auf mich – „nur diese Sch…-Strecke ausgesucht?! Hätten wir nicht auch …?“ Und so weiter, und so fort. Doch irgendwann, ganz plötzlich, entdeckte er, dass parallel zu unserer Piste, nur getrennt durch einen zwar breiten, aber flachen Graben, der für unseren Allrad kein Problem war, eine geteerte Straße verlief! Da brach es aus ihm heraus: „Warum quäle ich mich hier, wenn es da drüben doch geteert ist?“ Und schon waren wir durch den Graben hindurch und fuhren auf glattem Asphalt! „Wunderbar“, meinte er, „das ist doch gleich ganz anders, ein Gefühl, na, wie soll ich sagen, ein Gefühl – als wennse fliechs …“ „Da hast du Recht“, rief meine Frau von hinten, „aber guck mal, wo du fährst! Das ist die Landebahn von einem Flugplatz!“ Darauf hin – warum eigentlich? – fuhr Hans-Günther sofort auf die Holperpiste zurück. Uwe Werner