Wie sonst ist es zu erklären, dass es Vertreter dieser Spezies gibt, die ihre blubbernden Aquarien im Schlafzimmer aufstellen, während andere ihre Nachzuchten nicht verkaufen oder verschenken, sondern wieder in deren Habitaten in Mittelamerika aussetzen, und wieder andere Aquarienliteratur in solchen Ausmaßen sammeln, dass sich die Bücher sogar auf der Toilette und in der Badewanne stapeln? Das alles ist schon dagewesen und beileibe nicht übertrieben, das kann ich Ihnen flüstern! Doch ich will auf einen „aktuellen“ Fall oder gar auf mehrere „Fälle“ hinaus, denn in der Deutschen Cichliden- Gesellschaft gibt es in der Region Stuttgart, in Deutschlands „wildem Süden“, eine Reihe verrückter Buntbarsch- Freaks, die sich besonders großen Arten verschrieben haben. Nachdem also mein Freund Werner die ersten Cichla monoculus nachgezüchtet hatte, griff das „Cichla-Fieber“ um sich, und nur wenig später kam, aus welchen Gründen auch immer, so etwas wie der „Stechrochen- Wahn“ dazu. Lesern, die sich mit diesen Fischen nicht so gut auskennen, sollte ich vielleicht erklären, dass Tucunarés – Cichla- Arten – zwischen einem halben und einem Meter Gesamtlänge erreichen – das Bild zeigt C. orinocensis – und der Körperdurchmesser der meisten Süßwasserrochen irgendwo dazwischen liegt. Zwangsläufig brauchen diese Fische viel Platz, also geräumige Becken, deren Grundfläche vor allem für die Rochen besonders groß sein sollte, und so wurden die Aquarien der betreffenden Aquarianer immer größer. Doch was heißt schon groß? Die meisten Leute empfinden Aquarien mit einem Fassungsvermögen von 500 Litern Wasser schon als extrem groß, wobei ich Bekannte habe, deren Becken bei Längen zwischen drei und vier Metern ungefähr zwei bis drei Kubikmeter fassen. Und die pflegen weder Cichla noch Stechrochen! Den Stuttgartern schienen aber auch Becken mit einer Kantenlänge von viereinhalb Metern zu klein, und so begann man, für eine artgerechte Haltung in anderen Dimensionen zu denken, und plante „richtig“ große Bassins, die zum Teil schon fertig, zum Teil noch im Bau sind. Ich weiß von mindestens vier solcher „Mano-Becken“, die übrigens aus einem Balkengerüst bestehen, das mit speziellen Grobspanplatten (OSB) verkleidet wird, die man anschließend beschichtet. Besonders „putzig“ scheint mir in diesem Zusammenhang Peter, seines Zeichens Architekt, der unter seinem 400 bis 500 Jahre alten Haus den Boden des Bruchsteingewölbes ausgrub, um Platz für zwei „Mano-Aquarien“ zu schaffen, ein „kleines“ mit zwölf, ein „etwas größeres“ mit 22 Kubikmetern (!) Fassungsvermögen … Als ich mit Freunden die Baustelle besichtigte und wir wieder aus dem Keller kamen, schüttelte Hans-Günther nur den Kopf und kommentierte: „Heller Wahnsinn!“ – Peters Frau pflichtete ihm bei: „Sag ich doch!“ (Wirklich „gemeckert“ hat sie aber nicht.) Und auch meine Frau blieb cool und meinte nur: „Wenn er doch Spaß daran hat?“ Solche Aquarianer-Frauen wünschen wir uns, aus solchem Holz sollten sie geschnitzt sein! Dennoch bin ich durchaus gespannt, was meine Christel sagt, wenn ich nächste Woche anfange, unseren Keller zu unterhöhlen … Von Uwe Werner