Das eigentliche Vortragsprogramm fand am Nachmittag des Samstags (12. April) im hinteren Neubau des Museums statt, dem Neumann- Bau, nachdem Ulrike Korte die Teilnehmer herzlich begrüßt hatte. Im ersten Fachvortrag präsentierte Nora Brava die Ergebnisse ihrer Master-Arbeit: „Einblicke in die Bezahnungsmuster von Nomorhamphus sp., Dermogenys sp. und der Rundflosser Sulawesis.“ In detailreichen Mikroskop-Aufnahmen erläuterte sie die verschiedenen Gebisstypen und mögliche Beziehungen zur Nahrungsaufnahme der einzelnen Arten. Ähnliche Untersuchungen stellte Fabian Herder am Folgetag bei seiner Führung durch das Museum mit Forschungsarbeiten des Hauses zu den Rundflossern des Matano-Sees (Zentral- Sulawesi) vor, wo drei sympatrisch lebende, morphologisch deutlich unterschiedlich aussehende, sich teilweise noch hybridisierende Morphospezies von unterschiedlicher Gestalt und Bezahnung Hinweise auf ihre Ernährung geben: Die kleinere Morphe Telmatherina antoniae „small“ ist ein Planktonfresser, die deutlich größer werdende Form T. antoniae „large“ erbeutet Insekten, und die dritte, schlankere Form ist ein Fischfresser (siehe dazu Herder et al. 2008).

Als zweiter Referent stellte Hartmut Greven Ergebnisse seiner „Beobachtungen zum Beutefang von Nomorhamphus liemi“ vor. Laut Brembach (1981) ist dieser Halbschnäbler ein Bewohner von Fließgewässern und ein vor allem insectivor lebender Fisch. Die Kiefermechanik der knapp zehn Zentimeter langen Tiere erlaubt ein Aufklappen von Unter- und Oberkiefer, wobei die Beute sowohl direkt frontal angeschwommen als auch durch seitliches Zuschnappen ergriffen werden kann. Die vordem angesprochene Bezahnung entspricht den rückwärts gebogenen, spitzen Zähnen anderer insektenfressender Halbschnäblerarten. Hervorgehoben wurde auch das sogenannte „Saugschnappen“, das heißt, der Fisch erfasst die Beute im frontalen Zugriff und verschluckt sie, ohne sie zu zerkauen. Nach kurzer Kaffeepause im Restaurant des Museums war dritter und letzter Vortragender Christian Reusch mit einer eingehenden Literatur- Recherche zu der Frage: „Was wissen wir wirklich über Nomorhamphus ebrardtii?“ Verschiedenen Fundorten entsprechend stellte Reusch in historischer Reihenfolge diverse Beschreibungen einer Fischspezies unter ein und demselben Namen vor, verfasst von zahlreichen Wissenschaftlern, beginnend 1912 mit Popta, und ihren Berichten zur deutsch-holländischen Sunda- Expedition, die ursprünglich gar nicht die damals zu niederländischem Kolonialgebiet gehörende Insel Celebes (heute Sulawesi) erreichen sollte. Schlussendlich ließ der Referent – angesichts der zahlreichen, teils deutlich voneinander abweichenden Beschreibungen – die Frage offen, was denn nun der „richtige“ N. ebrardtii sei.

Abschließend zeigte Dieter Bork einige Dias von seinen Halbschnabelhechten mit sonderbaren Fehlgeburten, und die Runde diskutierte und erörterte die möglichen Gründe solcher Vorkommnisse in der Aquarienhaltung, ohne jedoch eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Der erste Tagungstag fand seinen erholsamen und geselligen Abschluss in einem spanischen Spezialitäten- Restaurant, wo bei einem Schoppen spanischen Rotweins oder einem Kölsch weiter diskutiert werden konnte. Auch Hartmut Greven ließ es sich nicht nehmen, an dieser gemütlichen Runde teilzunehmen. Am Sonntagvormittag beendete Fabian Herder die gelungene Tagung mit seiner Führung durch das Museum. Hubert F. Bollig

Literatur Brembach, M. (1981): Auf Fischfang mit der Lampe. – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 34 (1): 10–13. Herder, F., J. Pfänder & U. K. Schliewen (2008): Adaptive sympatric speciation of polychromatic “roundfin” sailfin silverside fish in Lake Matano (Sulawesi). – Evolution 62 (9): 2178–2195. Doi: 10.1111/j.1558– 5646.2008. 00447.