Den Einstieg lieferte Rainer Sonnenberg mit seinen Forschungen zu den Verwandtschaftsverhältnissen der Killifische des westlichen und zentralen Afrikas. Die Darstellung der genetischen Arbeiten war sicher nicht ganz leichte Kost, zeigte aber auch, dass auf diesem Gebiet viel getan wird und noch sehr viel zu tun ist. Frank Kirschbaum machte das Auditorium mit einigen seiner „Früchte“ aus 40 (!) Jahren Forschung zur zyklischen Fortpflanzung von Messerfischen und Nilhechten bekannt. Neben einer immer länger werdenden Liste der durch gezielte Veränderung von Umweltbedingungen im Labor zur Fortpflanzung gebrachten Arten (das Senken der Leitfähigkeit spielt dabei wohl die entscheidende Rolle) beeindruckten vor allem die Bilder zur frühen Individualentwicklung dieser Fische. Ganz nebenbei erfuhr man, dass ein eintägiger Messerfisch neun, ein zehntägiger aber bereits 200 Artemia-Nauplien frisst! Und zum anderen waren da die (meist sehr bekannten) Aquarianer, die ganz unterschiedliche Facetten unseres Hobbys thematisierten. Arne Nolte warb für ein verstärktes Interesse an den Fischen der gemäßigten Breiten, ob aus Europa und Asien oder aus Süd- und Nordamerika. Wunderschöne und interessante Fische gibt es dort, nur wissen das offenbar (zu) wenige Aquarianer. Für einen Einstieg in diese Welt sei unbedingt die Webpage des Arbeitskreises „Kaltwasserfische und Fische der Subtropen (AKFS)“ – www.akfs-online.de – empfohlen. Kai A. Quante nahm das Publikum zu fünf Biotopen nach Sri Lanka mit, immer auf der Suche nach den dort vorkommenden, eher – sagen wir einmal – unauffälligen Zwerggarnelen. Wesentlich farbenprächtiger sind natürlich die anschließend gezeigten Zuchtformen, die, sei es als Farbauslese- oder als Kreuzungsergebnis, zurzeit ganz eindeutig den Trend in der Garnelen-Aquaristik bestimmen. Ulrich Minde berichtete über seine Erlebnisse mit „Crenicichla im Aquarium und Biotop“ und brachte so eine Cichlidengruppe in Erinnerung, die ihren „Boom“ (wenn es denn einer war) in den 1990er-Jahren hatte. Dennoch sind diese eleganten Räuber immer wieder schön und faszinierend. Für jeden Aquarianer mit mittelgroßen bis großen Becken wäre eigentlich etwas dabei, gäbe es da nur nicht diese Unberechenbarkeit im Sozialverhalten dieser Fische. Mit seinem etwas kryptischen Titel „Was ist dem Fisch das Wasser wert?“ ließ Stefan K. Hetz zunächst einige Fragezeichen in den Augen der Zuhörer aufblitzten. Letztendlich verbarg sich hinter seiner Präsentation aber ein leidenschaftliches Plädoyer für unser Hobby, das den Bogen spannte von seiner persönlichen Entwicklung zum Aquarianer über den Zustand der Aquaristik in der heutigen Zeit bis hin zu den Aktivitäten des VDA (nichts anderes erwartet man vom Präsidenten) bezüglich der sachgerechten Darstellung einer „verantwortungsvollen Aquaristik“ bei den politischen Entscheidungsträgern. Und da der Referent sowohl Aquarianer als auch Wissenschaftler ist, fehlte der jederzeit zu unterstützende Aufruf, relevante Erkenntnisse der Wissenschaft in aufbereiteter Form den Aquarianern etwa in Zeitschriften wie dieser zugänglich zu machen, ebenfalls nicht. Denn das wäre ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Sachkunde! Ingo Seidel trug mit seinen schönen Bildern von schönen Fischen und seinen Berichten zur gelungenen Nachzucht ganz sicher zur „Faszination Flossensauger“ bei. Dass „Energiesparmaßnahmen für das Aquarium“ viele auch noch am späten Sonntagnachmittag interessieren, erlebte Klaus Müllerde Beek. Er erwarb sich in intensiver Kleinarbeit ein großes Wissen um die heute ja mit immer neuen Superlativen belegte LED-Beleuchtung für Aquarien. Mit wohlwollend interessiertem, aber auch kritischem Blick hinterfragte er die dieser Technologie zugesprochenen Spareffekte hinsichtlich des Verbrauchs und der Lebensdauer. Mein Fazit daraus ist, dass diese Technik durchaus Potenzial hat, dass allerdings nicht alle Versprechen immer gehalten werden (können). Und auch hier gilt: Qualität hat ihren (heute noch ziemlich hohen) Preis! Und dann war da noch Heiko Bleher. Wie kaum sonst jemand kann er auf einen schier unerschöpflichen Schatz von Bildern und Erfahrungen zurückgreifen, gesammelt auf 906 „Expeditionen“ in 50 Jahren Weltreisen (Stand Januar 2014), immer auf der Suche nach neuen Fischen, noch in den hintersten Winkeln dieser Erde – und das tat er dann auch. Zunächst zeigte er beeindruckende Bilder von der „weltweiten Zerstörung aquatischer Lebensräume“. Egal auf welchem Kontinent, stets wiederholt sich das Szenario: Rodung der Wälder, Erosion des Bodens, Überbevölkerung, Vermüllung und Vergiftung gerade auch der Flüsse und Seen. Sehr oft aber findet man, obwohl auf Satellitenbildern noch zu erkennen, gar keine Seen und Flüsse mehr vor, denn sie sind in Wirklichkeit nur noch Tümpel und Rinnsale oder aber bereits verschwunden, denn „die Welt trocknet aus“, und das wird den Druck auf die Lebensräume unserer Aquarienfische nur noch verstärken. Das merklich betroffene Auditorium benötigte jetzt unbedingt eine Aufmunterung. Auch die gab es natürlich – in Form von Berichten über wunderschöne Habitate mit interessanten Fischen. Eben noch in Amazonien auf der Suche nach Diskus und Skalar, fand man sich Minuten später in Tadschikistan, China, Iran oder Sulawesi wieder. Heute beliebte und verbreitete Fische wie Melanotaenia praecox oder Tateurndina ocellicauda, nur zwei Beispiele für die von Bleher der Aquaristik zugänglich gemachten Arten, wechselten ab mit Raritäten wie Xenopoecilia sarasinorum aus Sulawesi oder Kurtus gulliveri aus Australien. Und wer die aufgrund ihrer Einrichtung und des oftmals exklusiven Besatzes sehr interessanten Biotop- Aquarien des Referenten noch nicht kannte, hatte hier die Gelegenheit, einige Beispiele wenigstens im Bild zu betrachten. Neben dem wirklich bemerkenswerten Vortragsprogramm gab es natürlich auch einen sehr gelungenen Rahmen: Seien es die wunderschön eingerichteten Aquarien von Firmen und Vereinen aus der Region, sei es die Abendveranstaltung mit gutem Essen und weiteren Diskussionen, sei es der Blick hinter die Kulissen der Aquarien- und Terrarien-Abteilung des Klimahauses. In der Ausstellung selbst hat natürlich die Nachbildung einer Flusslandschaft in Kamerun für jeden Liebhaber westafrikanischer Fische ihre besondere Anziehungskraft. Auch wenn es ein wenig ungewohnt sein mag, interessant ist der Blick auf Cichliden und Welse von oben allemal … Bleibt nur noch, Lutz Fischer und seinem Team sowie den Sponsoren für diese höchst gelungene Veranstaltung zu danken. 2016 gibt es hoffentlich wieder Süßwasseraquaristik im Klimahaus! Michael Gruss