In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs sollte es auch mit den landwirtschaftlichen Erträgen aufwärts gehen. Und die Insektenvernichtungsmittel versprachen hier große Erfolge. Den Beginn der intensiven Entwicklung dieser Pestizide brachte der Zweite Weltkrieg. Ursprünglich zum Kriegseinsatz gedacht, wurden sie nun, in der Nachkriegszeit, zum Kern eines global geführten, rücksichtslosen Einsatzes gegen Insekten. Stellvertretend für die vielen entwickelten Stoffe stand von Anfang an das „Dichlordiphenyltrichlorethan“ – abgekürzt „DDT“. Im Krieg im Pazifik zur großflächigen Insektenbekämpfung „erfolgreich“ eingesetzt, sollte es nun weltweit die Ernten verbessern. Die nachgewiesenen, katastrophalen Wirkungen dieser Stoffe waren noch nicht bekannt, wurden aber auch nicht intensiv untersucht. Ende der 1950er-Jahre begann die amerikanische Meeresbiologin Rachel Carson mit der Erforschung der Langzeitfolgen des intensiven DDT-Einsatzes auf wildlebende Pflanzen- und Tierarten. Das Ergebnis legte sie 1963 unter dem Titel „Silent Spring“ vor, in Deutschland erschien das Buch als „Stummer Frühling“. Bis heute gilt die Publikation als Wegbereiter der Umweltbewegung. Weit vorausschauend leitete Carson aus vielen Einzelfakten die umfassenden, verheerenden Wirkungen von Umweltgiften ab und forderte Politik und Gesellschaft zu vernünftigem Handeln auf.

Ihr selbst war ein trauriges Schicksal bestimmt. Schon 1964 starb sie an Krebs, aber ihr Erbe wirkt bis heute weiter. In Deutschland wurde ihr Name im „ Rachel Carson Center“ zur Erforschung der Umweltgeschichte an der TU München manifest. Ihr gesamtes Leben wurde nun erstmals von Dieter Steiner, einem emeritierten Professor für Humanökologie, für den deutschsprachigen Raum bearbeitet. Er stützte sich dabei auf viele amerikanische Veröffentlichungen, führte aber auch eigene Recherchen durch. Er beleuchtet ihr gesamtes Leben. Besonders interessant für Meeresaquarianer und alle vom Meer Begeisterten sind die Abschnitte über Carsons Arbeit als Meeresbiologin. Der Autor stellt dabei insbesondere ihr reichhaltiges publizistisches Werk über Meeresbiologie in den Mittelpunkt. Insgesamt wird eine für alle Naturinteressierten höchst interessante Biografie präsentiert, leicht lesbar, aktuell und umfassend. Zu kritisieren ist die eher lieblose Aufmachung des Buches. Ein sinnvolles Layout sucht man vergebens, die Abbildungen sind zu klein geraten und oft schlecht reproduziert. Doch diese Kritik sollte einer möglichst weiten Verbreitung des Werks nicht im Weg stehen. Hans-Peter Ziemek