Auch über einen Garten, in dem ich mir ein kleines Moor anlegen könnte, verfüge ich leider nicht. Und doch finde ich als Hobby-Ökologe dieses Thema spannend genug, um einmal über meinen aquaristischen Tellerrand hinauszuschauen. Außerdem ließ mich der Titel hoffen, dass es für meinen kleinen Balkon eine Möglichkeit gibt, ein solches Ökosystem, zumindest ansatzweise, nachzubauen. Jedes Kapitel wird mit einem prächtigen, doppelseitigen Moor-Foto eingeleitet. Das erste Kapitel, „Wissenswertes über Moore“, ist eine kurze, allgemeine Einführung in das Thema. Das große Format, die schönen Landschaftsfotos und Grafiken, die gut lesbare Schrift und das lockere Layout machen das Schmökern zu einem Genuss. Der Leser erfährt Wissenswertes über die Verbreitung und Entstehung der Moore, ohne dass komplizierte biochemische Prozesse ausgebreitet werden. Spannend liest sich die Kulturgeschichte der Moore, natürlich fehlen auch Ausführungen zu Gefährdung und Renaturierung nicht.

Das zweite Kapitel stellt die verschiedenen Moortypen vor. Nährstoffarmut und pH-Wert, Landschaftsform und charakteristische Pflanzengesellschaften werden erläutert, bevor es im dritten Kapitel an die Planung eines „künstlichen Moores“ geht. Der Autor erläutert aus eigener Erfahrung, dass es keinesfalls ausreicht, eine Grube mit Folie abzudichten, mit Torf zu füllen und entsprechenden Pflanzen zu bestücken. Der richtige Standort, seine Größe und Form, die benötigten Materialien werden knapp besprochen und um eine umfangreiche Pflanzenliste ergänzt. Im vierten Kapitel nimmt der Autor endlich den Spaten in die Hand und erklärt „Schritt für Schritt zum eigenen Moor“ die notwendigen Arbeitsschritte wie Aushub, Folienverlegen oder Einbau von Wasserspeichern, während das fünfte Kapitel den „Bau unterschiedlicher Moortypen“, die spezielle Füllung und Bepflanzung sowie die Besonderheiten der jeweiligen Typen zum Thema hat: das Hochmoor etwa für den Freund botanischer Raritäten, das Niedermoor für eine prächtige Pflanzenvielfalt. „Blickfänge für Gartenteich, Balkon und Terrasse: schwimmende Inseln und Mini-Moore“ lautet die Überschrift des sechsten Kapitels. Der Bau einer schwimmenden Insel aus Moorpflanzen, die Badewanne und die getopfte Pflanze als Mini-Moor sowie die Bepflanzung eines Balkonkastens werden dargestellt. Einige Fotos geben Anregungen zur Gestaltung, doch scheint mir die Beschreibung des mich ganz besonders interessierenden Balkonkastens etwas knapp geraten. Schließlich werden noch, eigentlich nicht so richtig in dieses Kapitel passend, Moor-Teich-Kombinationen besprochen.

Das siebte Kapitel ist dem torflosen „Sphagnum-Moor“ als besonderem Typ gewidmet. Hier wird auch wieder die Einrichtung eines Mini- Moores in einem Pflanzenkübel mit totem sowie eines gartenteichgroßen mit lebendem Sphagnum-Moos erläutert. Im achten Kapitel geht es um die „Welt der Moorpflanzen“. Es folgt ein ausführlicher Artenteil mit einer Auswahl geeigneter Pflanzen für das Moor im eigenen Garten. Über 150 Spezies werden mit Bild, lateinischem und deutschem Namen, Text mit allgemeinen Informationen wie Hinweisen zu Verbreitung Wuchshöhe, Standort und Blütezeit sowie Angaben zu „Vermehrung“ und „Verwendung“ vorgestellt. Dieser ebenfalls durchweg schön bebilderte Teil macht fast die Hälfte des Buchs aus. „Spezielle Vermehrungsarten“ ergänzen in Kapitel 9 die botanischen Informationen. Hier werden Stecklinge, Pikieren und anderes mit Praxistipps abgehandelt. Nach dem zehnten Kapitel, „Pflegemaßnahmen im Moor“, das die erforderlichen Arbeiten, vor allem im Herbst, beschreibt, schließt das Buch in Kapitel 11 mit einem „Blick über den Gartenzaun“, in dem weitere Bilder von künstlichen Mooren gezeigt werden, und dem ausführlichen Anhang als Kapitel 12 mit einem Verzeichnis aller Pflanzen, einer Sammlung von Fachausdrücken mit Erläuterung, Adressen wie Bezugsquellen und Moor-Museen und einer Liste weiterführender Literatur.

Gartenbesitzern, denen ein schnöder Teich nicht ausreicht, allen Pflanzenfreunden, die sich eine ausgefallene Balkonbegrünung wünschen, allen, die ein Nachschlagewerk über einheimische Moorpflanzen suchen, und schließlich interessierten Naturfreunden, die einen kleinen Einblick in eines der vielfältigsten Ökosysteme unserer Breiten bekommen wollen, ist „Blühende Mini-Moore“ uneingeschränkt zu empfehlen. Ich werde jedenfalls die kommenden Wochen nutzen, um meinen Balkonkasten neu zu gestalten! Florian Lahrmann