Hund, Löwe, Elefant oder Bär, man setze einfach ein „See“ davor, und schon hat man die Meeres- Variante. Aber natürlich bellt der Seehund nicht, und die See-Elefanten haben mit den Dickhäutern an Land nicht unbedingt viel gemeinsam. Die größten Robben- Vertreter „können über eine Stunde, ohne Luft zu holen, auskommen und bis in Tiefen von über 1.500 Metern tauchen ... unter Säugetieren mit Lungenatmung rekordverdächtig.“ Von Seeaal bis Seezunge, von Seewolf bis Seeananas, da gibt es in diesem bestens zum Verschenken geeigneten, kleinen Buch eine Fülle von Pflanzen und Tieren in Meeres- und Ufergewässern, deren zweite Worthälfte uns sehr geläufig ist, aber: Wer kennt beispielsweise den Seequirl, jene Braunalge aus mäßig warmen Gewässern? Oder die Seemannshand? „Hinter dieser schaurigen Bezeichnung verbirgt sich ein lebendes Tier: eine Lederkoralle.“ Und dass der Seekuckuck aus der Familie der Knurrhähne durchaus als Delikatesse gilt, dürfte auch nicht allzu bekannt sein. Populärer ist da schon die Seegurke, von der selbst Vegetarier wissen, dass diese Tiere zu dem Stachelhäutern zählen. „Weltweit sind heute etwa 1.400 verschiedene Seegurkenarten bekannt.“ Und das in bis zu 10.000 Metern Meerestiefe! Jede Seite, jedes kurze Kapitel bietet Neues, Bekanntes mit neuen Facetten, Gewohntes mit unbekannten Hintergründen. So kann man auch über Seefahrt, Seeleute und Seehandel noch etwas lernen und erfährt, dass eine Seeflöte auf dem Seeweg einst nach Skandinavien gelangte und dort „in der Volksmusik, zur Tanzbegleitung und als Hirtenflöte eingesetzt“ wurde. Viel Quellenmaterial hat die in Salzburg lebende Autorin bemüht, die Stichworte sind farbig und bunt angereichert, auch Ausflüge in die Mythologie fehlen nicht, so wie die „Seejungfrau“ oder der „Seespuk“. Ein liebevoll gestaltetes Buch! Schade, dass die Illustrationen so spärlich ausfielen; gerade bei doch tatsächlich recht unbekannten Begriffen wären sie eine schöne grafische Hilfestellung und Ergänzung gewesen. Der Trost kommt in Form einiger eingestreuter Rezepte, die dem Buch noch kulinarischen Reiz verleihen und auch dem See-Yeti geschmeckt haben dürften. Nein, nein, beim See-Yeti handelt es sich natürlich nicht um die Meeres-Variante des Himalaya-Schneemenschen, sondern vielmehr um kleine Tiefsee- Krabben. „Und deren stark behaarte Beine weckten offenbar jene Assoziation mit dem Schneemenschen.“ Barbara Wegmann