In Irland, Kroatien und auf Sylt entstanden die Aufnahmen, die Ulrike Crespo in diesem neuen Band aus dem Kehrer-Verlag präsentiert. Großformatige Bilder, ohne zusätzlichen Text, ohne weitere Informationen, fast durchgängig zu nur einem Thema: Algen, Tang aus der Perspektive knapp unterhalb des Wasserspiegels oder halb unter, halb über Wasser. Knapp unter jener Nahtstelle also, wo Luft dem Wasser weicht, Gasförmiges dem Flüssigen, dort, wo Gesetzmäßigkeiten, die über Wasser herrschen, aufgehoben sind und das Licht sich auf eine wundersame Weise bricht, dort, wo die Zeit langsamer zu vergehen scheint, dort, wo eine ganz andere Welt beginnt, mit ganz anderen Bedingungen. Wenige Bilder sind durchaus hübsch und als gelungen anzusehen, das Monothematische jedoch, die selten wechselnde Nähe oder Distanz zum Objekt bringt nach zwei, drei Fotografien nichts wirklich Neues. So bleibt beim Betrachten eine Aufmerksamkeit, der Genuss, dem Spiel mit dem Licht zuzuschauen, aber letztlich präsentieren die Bilder rein fototechnisch nichts Spektakuläres und erst recht nicht das, was der Titel zu versprechen scheint: „Unter der Haut des Wassers.“ Eine verletzliche Haut, eine durch viele Faktoren belastete und strapazierte Haut, eine Haut, die die so bekannte und erforschte Welt von der darunterliegenden, noch so erstaunlich und erschreckend unerforschten Welt trennt. Viele Assoziationen, die sich in dem Bildband aber nicht wiederfinden lassen. In diesem Fall übrigens ist die Fotografin viel interessanter als ihr Buch: Ulrike Crespo, die Enkelin des Wella- AG-Begründers, ist als Mäzenin bekannt, und sie fördert mit ihrer Crespo Foundation kulturelle und soziale Projekte für Menschen, „die materiell nicht so viel Glück hatten wie ich“. Sie studierte Kunstgeschichte, später Psychologie – eine vielseitige, bemerkenswerte Frau mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, Stärken und Talenten. Eine ihrer Leidenschaften ist ganz sicher die Fotografie, erwähnt sei beispielsweise ihr hinreißender Fotoband, ebenfalls aus dem Kehrer-Verlag: „Cold Landscape, mystische Bilder aus der Dämmerung.“ Barbara Wegmann