Dies belegt der Autor anhand vieler Beispiele. So erwähnt er die Bedeutung früherer Arten für die „Kultivierung“ vieler Völker, etwa das Entwickeln von Kunst durch Höhlenmalereien. Er erinnert daran, dass es ja bereits mehrere größere Artensterben gab und dass unsere Urahnen eine ganz andere Tierwelt erlebten als wir heute. Das belegen Funde von Knochen, die zu Werkzeugen oder Schmuck verarbeitet wurden und deren Besitzer einst Vertreter einer Mega-Fauna waren. Eindrucksvoll schildert der Autor, dass das Entwickeln unserer jetzigen Zivilisation mit dem Verlust von basalem Wissen über die Natur und Begriffen aus der Natur einherging und noch immer einhergeht. Er hebt hervor, dass Kulturen, die zurzeit noch in engem Austausch und Kontakt mit einer freien, wilden Natur stehen, eine sehr differenzierte Begriffswelt und Sprache haben, die auch vom Artenreichtum ihrer Umwelt geprägt ist. Er stellt die Frage, wie viele Worte und Geschichten mit den großen Wesen wohl ausgestorben sind. Und er gibt zugleich eine Antwort mit dem Beispiel des verschwundenen Karolina-Sittichs, dessen Namen die Delawaren nach seinem Aussterben „vergaßen“; Gleiches gilt für die ebenfalls ausgerottete Wandertaube. Robischon zeigt, welche Verluste wir durch das Artensterben in Wissenschaft, Navigation auf hoher See, Kunst und Sprache erleiden. Letztlich kann man nur daraus ableiten, dass wir Menschen uns nicht allein we- gen der bedrohten Lebewesen engagieren sollten, sondern auch unseretwegen, denn wir verlieren mit jeder für immer verschwundenen Spezies einen nicht mehr zurückzugewinnenden Schatz. Die Welt verarmt mit abnehmender Biodiversität nicht nur biologisch, sondern auch kulturell. Das ist die wesentliche Botschaft dieses kostbaren Buchs. Michael Kempkes