Das Buch bietet – obschon als Fachbuch einzuordnen – keineswegs eine belehrende Lektüre, sondern es vermittelt dem Leser viel Wissenswertes über unsere Natur und wie dort alles miteinander zusammenhängt. Goulson legt zwar auch den Finger in die sprichwörtliche Wunde, wenn es etwa um die Zerstörung der Natur geht, aber in der heutigen Zeit ihrer perversen Ausbeutung durch eine unersättliche, nur auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft ist es ja geradezu die Pflicht jedes Naturschützers, auch unbequem zu sein. Doch bei Goulson wirkt das nicht befremdlich oder mindert gar das Lesevergnügen. Es ist eher so, dass der Leser, der sich noch nicht über die Notwendigkeiten eines umfassenden Naturschutzes im Klaren war, nach der Lektüre wohl dazu veranlasst sieht, tätig zu werden – und wenn auch „nur“ durch das Anpflanzen von Rotklee und Salweide im eigenen Garten als Nahrungsgrundlage für Hummeln. Die Hummeln stehen selbstverständlich im Vordergrund dieses wunderbaren Buchs. Sie gehören zu den Sympathieträgern unter den Insekten. Mit ihrer manchmal etwas unbeholfen wirkenden Art und der kaum ausgeprägten Stechbereitschaft mögen auch die Kinder sie. Goulson spannt einen weiten Bogen über das Hummeljahr, die Hummeln in Großbritannien, seine Reisen nach Tasmanien und in andere Teile der Welt, die Fressfeinde der Hummeln, den Einsatz der Hummeln als Bestäuberinnen bis hin zu der von ihm gegründeten Schutzorganisation für Hummeln, dem Bumblebee Conservation Trust, der durch gute Öffentlichkeitsarbeit unglaublich viel für die Hummeln und ihren Schutz in Großbritannien erreicht hat. Goulson beendet sein Buch mit einem wichtigen Satz, der schon in den ersten Kapiteln zwischen den Zeilen zu lesen war: „Wenn wir heute lernen, wie man eine Hummel rettet, können wir morgen vielleicht die Welt retten!“ In vielen Kapiteln findet sich immer wieder auch eine Spur des auf dem europäischen Festland so geschätzten britischen Humors. Das ist vielleicht die Würze, die dieses Buch so lesenswert macht. Allerdings dürfte auch die manchmal etwas selbstironische Art des Autors dazu beitragen. Goulson spricht sehr offen seine Fehler an. Er ist nicht nur ein exzellenter Naturexperte und Hummelkenner, er ist auch ein brillanter Erzähler. Im vergangenen Winter habe ich dieses Buch gelesen, und als dann im Frühling die ersten Hummeln meinen Weg kreuzten, habe ich ihnen viel mehr Aufmerksamkeit als früher geschenkt. Ich habe mich dabei ertappt, Hummeln zu verfolgen, um sie beim Einfliegen in ihr Nest zu beobachten. In meinem Garten entstehen so allmählich immer mehr „hummelfreundliche“ Ecken. Kurzum: Dieses Buch hat vielerlei Spuren hinterlassen. Ich bin sicher, dass es vielen Lesern nicht anders ergangen ist oder – hoffentlich! – noch ergehen wird. Es ist ein unbedingt empfehlenswertes Buch, das man nicht nur selbst lesen sollte, sondern auch an viele Naturfreunde und -schützer verschenken kann. Michael Kempkes