Die kleinere Ausgabe wird dabei als für Anfänger geeignet bezeichnet. Dass das leider nicht so ist, wird aus der Rezension über die im Chimaira- Publikation in DATZ 5/2016 deutlich. Interessant ist die Frage, wie weit sich Textpassagen gleichen. Und da findet man in der Tat viele Übereinstimmungen, wortgleich übernommene Abschnitte in beiden Publikationen. Deswegen lohnt es nicht, gleich beide Werke zu kaufen. Bevor es um den Text geht, ein Wort zum Literaturverzeichnis, für den „kleinen Krönke“ noch gelobt, gibt es im „großen“ nur ein ganz kurzes. Quellenangaben im Text fehlen völlig. Dafür findet sich auf der Homepage des Verlags ein über 100 Seiten (!) starkes Dokument mit Literaturhinweisen, geordnet nach den Kapiteln des Buchs. Das ist ungewöhnlich und stellt dem Besucher der Website eine unendliche Fleißarbeit zur Verfügung. Bei dem für das Buch verlangten Preis hätte die Beilage einer CD mit dem Literaturverzeichnis eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müssen. Dass im laufenden Text keine Zuordnung der einzelnen Passagen zu den entsprechenden Quellen erfolgt, ist ein weiteres Versäumnis – erst recht für eine Veröffentlichung, die Anspruch darauf erhebt, ein Standardwerk zu sein. Stattdessen ist beispielsweise lapidar von „neueren Untersuchungen“ die Rede. Die kann sich der Leser dann im Internet aus den Quellen „herausdeuten“. Nein, so geht es nicht! Jetzt aber endlich zum Inhalt. Das Buch beginnt mit einem allgemeinen Teil, einem bunten Reigen von Themen zur Haltung von Fischen und zu ihrer Biologie. Zum Einstieg bezeichnet der Autor die Kaltwasseraquaristik als „seltene, kleine Orchidee“ innerhalb der Vivaristik. Dann beginnt ein Streifzug durch alle Facetten der allgemeinen Aquaristik, ein Kaleidoskop von Themen, allerdings immer nur bruchstückhaft und oft ohne direkten Bezug zur Kaltwasseraquaristik. Die Bilder in diesem Teil passen thematisch nicht, Zeichnungen bestimmter Sachverhalte wirken unprofessionell (etwa auf den Seiten 34, 37, 40, 64). Aussagen zu wissenschaftlichen Sachverhalten lassen sich an vielen Stellen in der dargestellten Weise nicht treffen, oder es handelt sich um beliebige Feststellungen: „Die Auslöser, die dazu führen, dass sich ein Individuum in einen jeweiligen Lebensformtyp entwickelt, sind gewisse Umweltfaktoren“ (Seite 79). Was der Autor mit der Überschrift „Ökologie der Krankheit“ meint, hat sich dem Rezensenten schon im „kleinen“ Krönke nicht erschlossen. Hier bleibt es vergleichbar unklar: „Wie bei allen Medikamenten ist es ratsam, sich an die Dosierungsvorschriften zu halten“ (Seite 63). Als sinnlos zum Ende des allgemeinen Teils erachte ich die „Checkliste“ zu der Frage, ob sich meine Fische wohlfühlen, gipfelnd in der Frage: „Stellt eine Katze den Tieren nach?“ (Seite 71). Auf Seite 72 beginnen die Artbeschreibungen, und zwar mit dem Sterlet. Die Spezies werden entsprechend ihrer Herkunftskontinente sortiert und nach einem vergleichbaren Schema bis zur Seite 419 vorgestellt – eine wahre Geduldsarbeit, die der Autor hier geleistet hat! Der deutsche Gebrauchsname wird genannt, gefolgt von der wissenschaftlichen Bezeichnung. Die Auflistung und die Anordnung wirken dabei beliebig, zumindest wird kein Ordnungskriterium genannt. Der deutsche Name wird zum Problem, wenn die „Quappe“ (Lota lota) nur als „Rutte“ bezeichnet wird. Die einzelnen Darstellungen sind umfangreich, sie bestehen aus einem fortlaufenden Text zu den Themen „Herkunft und Verbreitung“, „wesentliche Merkmale“, „ähnliche Arten“, „Besonderheiten des Lebensraumes“ und „Wissenswertes“, „Haltung“, „Temperatur und Überwinterung“, „Raumbedarf“, „Einrichtung“, „Wasser“, „Nahrung“, „Vergesellschaftung“, „Fortpflanzung“ sowie „besondere Ansprüche und Empfindlichkeiten“. Diese Beschreibungen stellen die Stärke des Buchs dar – wären da nicht die vielen unglücklichen oder auch falschen Formulierungen. So heißt es auf Seite 344 über die Lebendgebärenden Gambusia holbrooki und G. affinis: „Meist lebendgebärend, selten Eier legend.“ Zur Gestaltung des Werks lässt sich sagen, dass die Bilder gut bis sehr gut ausgewählt und reproduziert sind. Die Schriftgröße ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Papierqualität ist deutlich schlechter als beim „kleinen Krönke“. Weitere geringere Mängel sind das Fehlen des Impressums und die seltsame Darstellung des Autors (Seite 457). Wie fällt also das Fazit aus? Das Buch ist nichts für Anfänger. Und es sollte in einer überarbeiteten Auflage neu erscheinen. Wer Interesse an der „kleinen Orchidee Kaltwasseraquaristik“ und bereits Erfahrungen gesammelt hat, einen Internet- Zugang besitzt und den hohen Preis nicht scheut, soll- te sich den „großen Krönke“ zulegen. Hans-Peter Ziemek