Überhaupt fehlt dem Buch insgesamt ein wenig der rote Faden. Der Autor springt von kurzen Kommentaren zu biologischen Be­sonderheiten zur aquaristischen Haltbarkeit und wieder zurück zu Verhältnissen in Ostafrika.
Dann folgen 16 Artporträts, alle nach demselben Schema, endend mit zwei farblich abgesetzten Text-Boxen, in denen Klaas seine Erfahrungen mit der jewei­ligen Spezies schildert und versucht, sie noch einmal kurz zu charakterisieren.
Auch in diesem Teil des Buchs gibt es viele unglückliche oder sehr umgangssprachliche Formulierungen. So heißt es auf Seite 38 über die Pflege von Neolam­prologus boulengeri: „… ein Paar nutzt nicht groß die Räumlichkeit des Aquariums, sondern konzentriert sich auf ein Schneckenhaus. Um Nachwuchs zu bekommen, drängt das Männchen gern das Weibchen.“
Bei Lamprologus callipterus werden neuere Erkenntnisse über Satelliten- und Zwergmännchen bestenfalls angedeutet.
Unglücklich scheint mir die aquarienbezogene Konzentration auf die paarweise Pflege und Nachzucht. Schneckenbuntbarsche sind nun einmal keine domestizierten Tiere. Ein Lampro­logus-ocellatus-„Paar“ in einem Becken mit einer Kantenlänge von 30 Zentimetern zu halten, passt absolut nicht zum Verhaltensinventar dieser Art, die im Freiland eine komplexe Haremsstruktur zeigt: Ein Männchen besetzt ein Schneckengehäuse in der Mitte einer Gruppe von Molluskenschalen, die von Weibchen bewohnt werden, die den Abstand ihrer Häuser untereinander selbst „regeln“, und diese Distanz beträgt im Durchschnitt einen Meter! Insofern ist L. ocellatus nur unter großen Kompromissen im Aquarium zu halten. Im Buntbarschlabor der Universität Gießen pflegen wir die Art in Becken mit einer Kantenlänge von 2,5 Metern.
Und dann diese Darstellung von N. wauthioni: „Der Neolamprologus wauthioni ist ein lustloser Schneckenbuntbarsch, der sein Schneckenhaus nicht einmal bei vermeintlicher Gefahr mit dem darin befindlichen Weibchen verteidigte.“
Insgesamt fällt mein Urteil zu diesem Werk zwiespältig aus. Es ist weder für einen Anfänger eine Hilfe noch für den Spezialisten eine Fundgrube. Die früheren Bände der Neuen Brehm-Bücherei glänzten mit einem sehr umfangreichen Literaturverzeichnis. Das trifft für dieses Buch leider auch nicht zu.

Hans-Peter Ziemek