margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxVon Marion Hahnfeldt, Elke Weiler, Stefanie Sohr, Jutta M. Ingala und Anke Schöps. 272 Seiten, durchgehend illustriert, gebunden. DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 2017. ISBN 978-3-77018-221-3. 26,90 €

Ob an Ostsee, Nordsee, Atlantik oder Mittelmeer: „Wer einen Tag am Strand verbracht hat, weiß, das kann kein Zufall sein, der kennt das wohlige Gefühl am Abend. Diese angenehme Schwere, die den Körper erfasst, das Salz auf der Haut, an den Füßen klebt noch der Sand, und am Morgen erwacht man aus einem tiefen, erholsamen Schlaf.“
Diesem Gefühl geht das sehr empfehlenswerte, höchst unterhaltsame Buch auf den Grund. Was macht dieses Meer so attraktiv, ­woher kommt jenes Wohl­befinden, das „Runter­kommen“, kaum dass man das ewig auf den Strand schwappende Wasser erblickt?
Besinnliche Essays von Bloggern und Reiseschriftstellern, muntere Aufzählungen über Charakteristika der einzelnen Stationen, Tipps und Anregungen im Telegrammstil, Rezepte, die mit Wasser, Küste und beispielsweise Algen zu tun haben – all das macht die Seiten lebhaft und kurzweilig.
Übrigens muss man von getrockneten Algen gar nicht so ­viele essen, denn sie gehen im Magen auf. „Man fühlt sich schnell satt, so als ob man einen Snack gegessen hat.“
Wie das Thema des Buchs selbst, so wird jede Seite zu einer Entdeckung, und das überrascht selbst alte Küsten- und Inselhasen wie mich: Was zeichnet ­einen echten Strandräuber aus? Woher kommt das ­Geräusch der Wellen? Diese Sehnsucht nach Küste und Meer? Wie funktioniert die Flaschenpost? Wenn ich etwa meine Post in die Ostsee werfe?
„In Richtung ­Osten, einmal quer rüber. Russland, Lettland, Finnland, Litauen. Und die ­Chance, dass sie es bis dahin schafft, ist groß. Weil die Ostsee ein sehr kleines Meer ist, und alles, was man reinschmeißt, kommt irgendwann auch wieder raus.“
Da werden Leute por­trätiert, Buchten und Re­gionen beschrieben, stets mit Blick aufs Meer, in denen Menschen leben, für immer oder nur vorüber­gehend. Es gibt viele An­regungen, was man sportlich, kulturell oder einfach faulenzend am Meer tun und nicht tun kann.
Und es gibt natürlich kulinarische Tipps und ab und zu ganz konkret eine Restaurant-Empfehlung. Highlights der Küsten bleiben nicht unerwähnt, Orte sind genannt, die man einfach gesehen und erlebt ­haben muss. Und neben Bernstein, Fisch und Muscheln lässt sich unter Wasser wirklich Ausgefallenes finden. „125 Jahre altes
Bier ist noch genießbar, schmeckt aber etwas bitter und minzig. Entdeckt hatte es ein kanadischer Taucher auf dem Grund des Atlantiks.“
Besonders spannend: Stichworte zu Wissenswertem. Wer weiß schon, dass es ein Korbmacher aus Rostock im Frühjahr 1882 war, der den „aufrecht stehen­-den Wäschekorb“ erfand? „Dummerweise meldete er kein Patent für das gute Stück an.“
Ein sehr ansprechend aufgemachtes Buch, eine reichhaltige Fundgrube, die Leser nicht nur mit abwechslungsreichem Layout und ­einer Fülle verschiedenster Aspekte, sondern rundum mit einem Thema betört, das wohl zeitlos attraktiv ist.

Barbara Wegmann