Die Erde gehört uns nicht allein. Meine Hoffnung für die Tiere und ihre Welt

Von Jane Goodall, mit einem Vorwort von Hannes Jaenicke. 400 Seiten,

Hardcover, Giger-Verlag, Altendorf bei Zürich, Schweiz, 2011. 59 Schwarzweiß-Fotos,

49 Farbfotos. ISBN 978-3-905958-10-2. 29,90 €

Soeben ist der Umweltgipfel der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro zu Ende gegangen, und das Ergebnis ist für jeden Naturfreund und Umweltschützer niederschmetternd. Wieder sind die kommerziellen Interessen der Staaten von größerer Bedeutung als der langfristige Erhalt von Lebensräumen und damit der Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren, Pflanzen. Kurzfristige Interessen der Wirtschaft sind offenbar noch immer wichtiger als die Bewahrung eines (unseres?) Planeten für künftige Generationen. Wo bleibt der angekündigte Einsatz für Klima, Weltmeere, Regenwälder, Biodiversität?

Im krassen Gegensatz zu den enttäuschenden, ja, wütend stimmenden „Ergebnissen“ (unverbindlichen Absichtserklärungen) steht das neue Buch der weltbekannten Verhaltensforscherin (Schimpansen im Gombe-Nationalpark) und Naturschützerin Jane Goodall. In diesem Hoffnung machenden Werk stellt die Verfasserin gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Thane Maynard Menschen vor, die sich dem Erhalt einer oder mehrerer Arten voll und ganz verschrieben haben. Unter teilweise widrigen und entmutigenden Bedingungen haben diese enthusiastischen Frauen und Männer wahrlich Großes bewirkt.

Jedes Kapitel berührt die Seele, und immer wieder stellt man sich als Leser unweigerlich die Frage, wie man selbst etwas – oder auch etwas mehr – tun kann. Die guten Beispiele sind so vielfältig, dass der Rahmen einer Rezension viel zu eng bemessen ist, um hier auch nur annähernd eine repräsentative Auswahl wiederzugeben. Der Bogen spannt sich vom amerikanischen Totengräber (Nicophorus americanus) über die mallorquinische Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) bis zu solchen „prominenten“ Arten wie Großer Panda oder Sumatra-Nashorn.

Ebenso vielfältig wie die Artenauswahl ist der Reigen der Artenschützer – vom Autodidakten bis zum Universitätsprofessor.

Anstatt nun aber auf einzelne Beispiele näher einzugehen, stelle ich lieber den Aufbau des Buches etwas ausführlicher dar.

Nach dem Vorwort des im Umweltschutz engagierten Schauspielers Hannes Jaenicke beschreibt Thane Maynard, wie die Idee zu diesem bewegenden Buch entstand. Es folgen sechs Kapitel: „Aus der Wildnis verschwunden“, „Gerettet in letzter Minute“, „Niemals aufgeben“, „Der heroische Kampf um die Rettung der Vögel unserer Inseln“, „Der Reiz des Entdeckens“ und „Vom Wesen der Hoffnung“, bevor im Anhang dargestellt wird, was jeder tun kann. Dieser Anhang enthält auch ein Nachwort, die Danksagung, das Register sowie – besonders wichtig – Kontaktadressen und weitere Infos für solche Leser, die nach der Lektüre des Buches ganz unruhig geworden sind und aktiv werden wollen.

Bewusst verzichte ich an dieser Stelle darauf, einzelne Unterkapitel und ihre Helden besonders hervorzuheben, denn solche Urteile sind immer Geschmackssache. Mir ist es vielmehr wichtig darzustellen, mit wie viel Optimismus, Mut, Konsequenz und Hartnäckigkeit (aus dem Vorwort von Jaenicke) die Artenschützer ihren selbst gestellten Aufgaben nachgegangen sind.

„Die Erde gehört uns nicht allein“ ist von der ersten bis zur letzten Seite flüssig geschrieben und gut zu lesen. An manchen Stellen ist die Übersetzung etwas fehlerhaft, aber das schmälert nicht den durchweg positiven Gesamteindruck. Da in jedem Kapitel zahlreiche Unterkapitel die Arten und ihre Beschützer separat beschreiben, kann man das Buch sowohl „am Stück“ als auch Abschnitt für Abschnitt lesen.

Zusammenfassend empfehle ich allen Umwelt-, Natur-, Arten-, Tier- und Menschenschützern die Lektüre dieses außergewöhnlichen Werkes. Selbstverständlich sollte man es nicht beim Lesen belassen, sondern auch überlegen, inwiefern sich Konsequenzen für das eigene Handeln, ja, für das eigene Leben ableiten lassen. Ich bin sicher, dass dieses Buch weitere Artenschützer hervorbringen wird, und das ist – neben den wunderbaren Geschichten – wahrscheinlich das Beste an dieser Publikation.

Autor: Michael Kempkes