margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxVon Daniel Knop. 220 Seiten, 539 Abbildungen, Hardcover. Natur und Tier - Verlag, Münster, 2018 (fünfte, vollständig überarbeitete Auflage). ISBN 978-3-86659-390-9. 24,80 €

Noch vor wenigen Jahren hielten viele Aquarianer Nano-­Meeresaquarien für insta­bile, kurzlebige Spielereien, doch inzwischen gibt es zuverlässige Technik für solche Becken. Und mit dem Verständnis darüber, was
in solchen Behältern überhaupt machbar ist, entwickelte sich diese Spielart der Aquaristik zu einem regelrechten Trend. Ja, Nano-Meeresaquarien können prima funktionieren – wenn man nur versteht, wie sie funktionieren!
Daniel Knop – Redakteur des Magazins „Koralle“ – hat da nicht nur ein Wörtchen mitzureden. Er beschäftigte sich schon mit winzigen Meerwasserbecken, als das Wort „Nano“ noch gar nicht dafür verwendet wurde. Ich erinnere mich an Beiträge,
in denen er schilderte, wie
er mit kleinsten Gefäßen experimentierte, die nur wenige Liter Wasser fassten. Und das macht wohl auch seinen Sachverstand aus: Knop probiert grundsätzlich alles aus, was ihn interessiert, und zwar gründlich. Das merkt man auch seinem – ich nenne es einmal so – „Nano-Standardwerk“ an.
Das Buch platzt förmlich vor Fachwissen und Details, die der Verfasser fast alle durch eigene Versuche und Erfahrungen belegen kann. Wer hier eine Einsteigerfibel erwartet, wird enttäuscht, denn Knops Nano-Riffaquarien sind ausgeklügelte Lebensräume, in denen nichts dem Zufall überlassen bleibt. Das bedeutet nicht, dass sie kompliziert oder gar mit Technik vollgestopft sind, im Gegenteil. Aber der Autor erklärt exakt, wie man einen eigentlich unmöglich kleinen Behälter so am Laufen hält, dass die Tiere darin nicht nur überleben, sondern auch gut gedeihen. Gerade in derart winzigen Bassins geht das nun einmal nicht von selbst, man muss aktiv eingreifen.
Aus meiner Sicht geht das Buch manchmal sogar zu sehr ins Detail. Aber um zu verstehen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind, oder weshalb man manche Aktionen so und nicht anders vornehmen sollte, hilft es natürlich zu sehen, wie der Autor überhaupt darauf gekommen ist.
Ein sehr einleuchtendes Beispiel ist das Thema „Algen als Antagonisten anderer Algen“. Dazu hat der Autor sehr viel experimentiert und stellt das in seinem Buch auch dar. Was dabei herauskam, ist hochinteressant. Vor allem aber kann man diese Erkenntnisse verwerten und in der eigenen Praxis anwenden!
Aber nicht nur der Technik und den biologischen, physikalischen und chemischen Abläufen in einem Nano-Aquarium, sondern auch den Tieren, die sich dafür eignen, ist ein großer Teil des Buchs gewidmet. Schön dabei ist, dass Knop nicht nur auf die Klassiker der Meeresaquaristik eingeht, sondern auch auf Arten, die in einem großen Becken einfach untergehen. Das sind nicht zwingend irgendwelche kostspieligen Organismen, sondern oft Tiere, die sich aus ­lebenden Steinen irgendwo in einem Aquarium entwickeln oder die versehentlich eingeschleppt wurden. Auch ich fand solche „Zufallsgäste“ oft viel interessanter als einen gekauften superbunten Fisch oder eine teure farbenprächtige Koralle.
Wer schon einmal bewusst beobachtet hat, wie sich etwa manche sonst eher unscheinbaren Würmer vermehren, indem sie ihr Vorderteil (oder ist es das Hinterteil?) zum Geschlechts­träger umbauen und den später als eigenständiges Tier abtrennen, weiß, was ich meine.
Solche Dinge bieten viele spannende Beobachtungsstunden, und wo ginge das besser als in einem kleinen, überschaubaren Aquarium ohne den Fraßdruck durch gierige Fische? Natürlich stellt Knop auch ein paar Fischarten vor, die für solche Becken geeignet sind, doch der Schwerpunkt liegt auf den Wirbellosen.
Das Buch zeigt aber auch deutlich, dass die Nano-Meeresaquaristik nichts für Anfänger ist. Ohne Kennt­nisse und Verständnis der wichtigsten Zusammenhänge sollte man sich darauf nicht einlassen. Es ist sogar ein Riesenvorteil, wenn man ein größeres, stabil funktionierendes Becken besitzt, das man beispielsweise als Quelle für Wasserwechsel nutzen kann.
All dies und mehr erklärt Daniel Knop aber ausführlich, und so kann sich auch ein weniger erfahrener Aquarianer das Wissen aneignen, das er für die Nano-Meeresaquaristik benötigt. Und der erfahrene Liebhaber, der vielleicht gar nicht daran denkt, ein Nanobecken zu betreiben, kann von der Menge an Fachwissen, das in diesem Buch steckt, ebenfalls nur profitieren.
Mein Fazit: Sehr empfehlenswert!
Werner Baumeister