margin-right: 20px; margin-bottom: 10pxVon Piotr Wilkowiecki und Michal Gasynski. 144 Seiten, 75 Farbzeichnungen, gebunden. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2018. ISBN 978-3-440160-45-9. 30 €

Wer denkt, im digitalen Zeitalter seien Atlanten überflüssig geworden, wird hier eines Besseren belehrt: Stöbern, sich überraschen lassen, erkunden und erfahren, diese Ziele hat sich mit Erfolg ein Atlas der besonderen Art auf 144 Seiten gesetzt. In Karten, Grafiken, Tabellen und Texten findet man eine Riesensammlung an Informationen, eine Kollektion kleiner Info-Häppchen sozusagen; lange Texte hingegen sucht man vergebens.
Aus den unterschiedlichsten Bereichen, fast schon plakativ, gibt es Wissenswertes: Historisches und Geografisches, Kulturelles und Religiöses, Spannendes aus Tier- und Pflanzenwelt, aktueller Politik, Besonderheiten aus dem Themenfeld Sitten und Gebräuche.
Klare Sache, ein Atlas hat erst einmal Grunddaten zu vermitteln wie Größe und Einwohnerzahl der Erdteile und Länder – und eine Antwort auf die Frage: Wer hat das denn überhaupt ­alles entdeckt?
So beschäftigen sich die ersten Seiten des groß­formatigen Buchs mit den größten Entdeckungsreisenden und präsentieren gleich zum Auftakt Super­lative: die größten und kleinsten Länder, die längsten Flüsse, die höchsten Berge sowie alle wichtigen Fakten zu Erdbeben und Vulkanen.
Viele Superlative sind ­jedoch ganz anderer Art. „Deutsche haben die größte Reisefreiheit unter allen Menschen weltweit. Sie können 176 Länder und abhän­gige Gebiete ohne Visum besuchen.“
Auf Fotos und Vielfarbigkeit verzichtet der Atlas. Das ist gut, denn bei der Fülle der jeweils rund fünfzeiligen kleinen Wissens-Päckchen aus ganz verschiedenen Gebieten zögen sonst Verwirrung und Unübersichtlichkeit ein. So aber bleibt alles überschaubar, und das Auge kann auf thematisch bunte Entdeckungsreisen gehen.
„95 Prozent des in Uru­guay erzeugten Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen – aus Windparks und Wasserkraftwerken.“ Wer hätte das gewusst?
In Afghanistan werden „die meisten der weltweit verwendeten Fußbälle hergestellt“. Oft allerdings durch Kinderarbeit.
In Neuseeland stellen Menschen nur fünf Prozent der Bewohner, „die restlichen 95 Prozent sind Tiere“.
Eine spannende Weltreise: „Chinesische Fischereischiffe beuten die Gewässer afrikanischer Staaten aus. Die selbst gebauten Boote der lokalen Fischer können mit den Mega-Trawlern nicht konkurrieren.“
Infos, kurz und knapp. Letztlich kommt dann doch wieder das Internet ins Spiel, denn wer weitergehendes ­Interesse an diesem oder ­jenem Stichwort hat, näher recherchieren möchte, der wird hier, im Entdecker-­Atlas, nicht bedient.
Aber Vorsicht, sonst endet das Ganze wie bei den Jugend­lichen in Südkorea: „Schätzungsweise mehr als 600.000 südkoreanische Kinder im Alter von zehn bis 18 Jahren sind internet- und spielsüchtig.“
Auch in Mosambik Sta­tion zu machen lohnt sich, nicht nur, weil der „malerische Bahnhof in Maputo als einer der schönsten der Welt gilt“ oder weil der ­„Küstensaum die Heimat
von fünf der sieben stark ­gefährdeten Arten der Meeresschildkröten ist“, sondern auch, weil in dieser Region Frauen ihr Gesicht mit einer ­weißen Paste bedecken, die aus Mussiro-Holz gewonnen wird. „Einst war dies ein Symbol für Jungfräulichkeit, heute wird sie als Schönheitsmaske verwendet.“
Ein buntes Kaleidoskop, eine Mischung, in der sicher jeder etwas Spannendes finden kann.
Barbara Wegmann